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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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wenn dir auf deiner Wallfahrt etwas Schlimmes widerfährt, was wird wohl werden aus Tintajol?«
    »Was soll denn schon geschehen?«, fragte Marke zurück, noch immer benommen vom Liebesspiel.
    »Das fragst du?« Isolde tat zornig und versetzte ihm einen kleinen Tritt gegen die Beine. »Auf schnellstem Weg zurückkommen wird er und die Herrschaft übernehmen! Er wird Tintajol für sich beanspruchen, so wie du es im Erbvertrag festgelegt hast, und mich wird er, wie die Franken es tun, als seine, wie heißt es … Mat…«
    »Maitresse«, half ihr Marke aus.
    »Seine wife - das werde ich werden! Also schick ihn fort! Tust du das für mich?« Sie schmiegte sich an ihn, dankte ihm mit Küssen, und er versprach ihr, noch einmal über alles nachzudenken. Dabei stand sein Entschluss schon fest: Am nächsten Tag würde er ihr sagen, dass er die Wallfahrt nach Glestingabury wegen der Bauarbeiten hätte absagen müssen. Und Marjodô - den würde er sich vornehmen und ihm ein für alle Mal verbieten, noch ein einziges falsches Wort gegen die Königin zu richten.
    »Ich werde ihn bestrafen«, sagte Marke, als er vom Bett stieg.
    »Wen«, fragte Isolde leise, als würde sie schon fast schlafen.
    »Marjodô!«
    Da schreckte Isolde plötzlich auf: »Nein, das kannst du nicht tun. Das ist so ein edler Mensch. Der will belohnt sein, nicht bestraft. Er ist es, dem du Tintajol übergeben solltest, so genau wie er ist. Misst er nicht sogar die Zeit?«
    »Woher weißt du das?« Marke blieb nicht weit von der Tür stehen.
    »Von einer Magd. Helen heißt sie, glaube ich. Einerlei, wie sie heißt. Ist nicht einer, der die Zeit messen kann, auch ein Meister über den Raum? Ich finde, du solltest ihm mehr Einfluss verschaffen bei der Neugestaltung der Burg - ja, das finde ich.« Isolde gähnte.
    Marke nahm ihre Worte mit in seinen eigenen Schlaf und genoss vor dem Einschlafen noch den Nachgeschmack dieser Nacht.
    Isolde hingegen schlüpfte in ihre Kleider und eilte zu dem kleinen Gartenhaus, in dem sie mit Tristan verabredet war. Er lag schon auf der engen Pritsche und erwartete sie sehnsuchtsvoll.
     
    Der Schatten ~261~ im Schatten
     
    Marjodö war eingeschüchtert. Tristan fragte ihn am nächsten Morgen nach seinem Befinden. Der Truchsess winkte mürrisch ab und verschwand in einem der Flure. Dort traf er sich heimlich mit Melôt. »O mein Bruder!«, empfing ihn der Zwerg.
    »Ich bin nicht dein Bruder! Nenn mich nicht so. Du musst mir helfen!«
    »Ach!« Melôt machte eine höfische Verbeugung fast bis zum Fußboden. »Ich soll dem Hirtenbaron helfen? Worum geht es denn?«
    »Um diesen Tristan.«
    »Doch eher wohl um seine Isolde.«
    »Um die auch.«
    »Wie sprecht Ihr von Eurer Königin?« Melôt lachte feixend.
    »Es geht um unseren König«, sagte Marjodô ernst. Er schilderte Melôt, was sich in den letzten Tagen zugetragen hatte, und der Zwerg bestätigte, es werde schon in allen Ecken darüber gesprochen, dass »Marke und Isolde … oder besser«, stotterte er, »Tristan und Isolde …?«
    »Sei still!«
    »Was gibst du mir dafür?«, fragte Melôt. »Wofür?«
    »Dass ich die beiden, wie soll ich sagen … be… beschatte! - Das ist es doch, was du von mir willst. Hör zu: Geh zu deinem König und sage ihm, er soll von Tristan verlangen, sich von Isolde fernzuhalten.« Der König selbst solle in den Wäldern jagen, nicht allzu weit entfernt von der Burg, aber auch nicht zu nah, damit man die Hörner nicht höre. Alles andere würde er, Melôt, von nun an selbst in die Hand nehmen. Und er, Marjodô, ob er nun sein Bruder sei oder nicht, solle von ihm abrücken, er verderbe nur alles mit seiner unbeholfen lärmenden Art.
    Marjodô war verstimmt. »Auf welche Weise willst ausgerechnet du sie beschatten? Was meinst du denn damit?«, fragte er mit einiger Verzweiflung zurück.
    »Ich werde meinen kleinen Schatten«, flüsterte der Zwerg bedeutungsvoll, »in ihrem großen verstecken und ihnen unsichtbar folgen. Oder, damit du es verstehst« - jetzt sprach er wieder lauter - »ich schlüpfe unter ihre Kleider wie eine Zecke und setze mich in ihre Kniekehle.«
    Mit einem Lachen trollte er sich davon.
    Am späten Nachmittag desselben Tages trafen Marke und Tristan im großen Saal zusammen, wohin der König Tristan zu dessen Erstaunen hatte rufen lassen.
    »Tristan«, sagte Marke in ernstem Tonfall, »ich möchte, dass du dich von jetzt an häufiger von meiner Königin fernhältst. Ich weiß, ihr kennt euch, ihr habt euch gern, aber am Hofe

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