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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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das?« Blancheflur wurde blass.
    »Man sieht es dir an.«
    »Man sieht es?«
    »Sogar Elbeth hat mich daraufhingewiesen.«
    »Die Amme?«
    »Jede, die einmal Mutter wurde, kann es dir ansehen.«
    »Dann darf mich niemand mehr sehen außer dir und Elbeth.«
    »Und was ist mit deinen beiden Zofen?«
    »Was meinst du?«
    »Sie könnten von hier weggehen. Irgendein britannisches Handelsschiff nimmt sie mit, und sie erzählen alles deinem Bruder.«
    »Das darf nicht geschehen!« Blancheflur war entsetzt.
    »Es wird geschehen!« Floräte sah der jungen Frau fest in die Augen. »Und wenn es geschieht, was dann?«
    »Marke wird seine Leute schicken.«
    »Und was werden die tun?«
    »Die Schande …« Blancheflur konnte nicht weitersprechen. Ihr Mund stand offen und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    »Sie werden kommen, dich wegführen und auf offener See ins Meer werfen, dich und deinen - Bastard«, sagte Floräte mit harter Stimme und fügte hinzu: »Oder wir finden ein Mittel, um dich von diesem Balg zu trennen, dich zu erhalten und das andere zu vernichten!«
    Blancheflur schluchzte. »Das würde ich nie zulassen. Du sprichst voller Bitterkeit«, sagte sie.
    »Bitterkeit?« Floräte lachte leise auf. »Jedes Jahr verschwinden von dieser Burg ein gutes Dutzend Mägde und finden nie wieder zu ihrer Hütte zurück. Manche von ihnen schwemmt das Meer an. Von anderen erzählt man sich, dass sie mit den Rittern wandern …«
    Erschrocken starrte Blancheflur Floräte an, wandte sich ab und legte die Hände vors Gesicht. Vor ihren Augen sah sie brennende Zelte. »Ich will nichts davon wissen!«, flüsterte sie. »Brennt sie nieder!«, hörte sie sich sagen, »niemand darf entkommen, auch die Kinder nicht!
    »Was für Kinder?« Floräte sah von ihrer Webarbeit auf.
    Blancheflur erschrak. Hatte sie laut vor sich hin geredet, oder konnte Floräte Gedanken lesen? »Nichts!«, sagte sie. »Keine Kinder! Wir müssen eine Lösung finden. Eine Lösung für mich, Riwalin und unseren Sohn.«
    »Euren Sohn?«
    »Ich spüre, dass es ein Sohn wird.« Auf Blancheflurs Gesicht erschien ein Lächeln, das alle Sorgen und Zweifel, die in Floräte entstanden waren, mit einem Mal wegwischte.
    »Dann müsst ihr heiraten!« Floräte stand auf. Dieser Gedanke war so einfach. Warum war sie nicht schon längst darauf gekommen? »Ihr vermählt euch in der Kirche«, fuhr sie mit plötzlichem Eifer fort, »dann seid ihr ein Paar vor Gott und dem Recht, und euer Kind wird ein Königssohn sein. Ein Mönch wird euch trauen, sonst werden nur noch Rual und ich anwesend sein. Es gibt keine anderen Zeugen. Eine Urkunde wird geschrieben und den Leuten erst gezeigt, wenn dein Sohn geboren und der Krieg zu Ende ist!« Floräte sah Blancheflur triumphierend an.
    »Und wenn mein Bruder doch etwas davon erfährt?«
    »Wie sollte er?« Floräte stutzte. »Du denkst an deine beiden Zofen?«
    Blancheflur nickte besorgt. »Neulich sagten sie, sie wollen zurück zu ihren Familien nach Cornwall.«
    »Dann werden wir ihnen dabei helfen.«
    »Dabei helfen?«
    »Lass das meine Sorge sein. Ab heute kümmert sich Elbeth um dich!« Floräte stand auf und verließ den Raum, während sie schon nach Elbeth rief.
     
    Die Hochzeit ~55~ Der Ring
     
    Wenn sich Rual an die langen Monate erinnerte, bis es zur Entscheidungsschlacht gegen Morgan kam, fühlte er sich immer sehr unbehaglich. Die kirchliche Vermählung von Riwalin und Blancheflur fand unter Bedingungen statt, die man keinem Paar wünschen würde. Den beiden blieben nur wenige Stunden Zeit, um zusammenzusein. Es gab ein üppiges samstägliches Essen, das Floräte beaufsichtigte: Wild, Geflügel und Wurzelgemüse. Riwalin hatte den Burgvogt und zwei Ritter aus seiner engsten Gefolgschaft dazugeladen, ohne dass sie den eigentlichen Anlass für den Festschmaus kannten. Ein hoher Feiertag in Cornwall, bemerkte er wie nebenbei. Gegen Ende hin bat Riwalin Ritter Berwan, etwas zur Harfe zu singen.
    Da verlangte der Bote Yella Zutritt und meldete atemlos einen neuen Überfall Morgans an der Küste. Man habe ihn und einen Reiter namens Frin in den Hinterhalt gelockt, gefangen genommen und sie beide mit dem Tode bedroht. »Warum bist du dann hier?«, fragte Riwalin ruhig.
    »Ich soll Euch das hier geben. Der Hauptmann, den man Darragh nennt, sagte, es sei ein Geschenk.«
    Yella legte mit zitternden Händen ein kleines verschnürtes Bündel zusammengewickelter, verdreckter Lappen auf den Tisch. Floräte und Blancheflur standen

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