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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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»Wer hat dich geschickt und mit welchem Ansinnen?«, fragte er streng und blieb vor Weinand stehen.
    Weinand zuckte mit den Schultern und hatte die Augen weit aufgerissen, er war sprachlos, die Laute hielt er schlaff in der Hand. Courvenal nahm sie ihm weg und warf sie einem der Wachsoldaten zu, die von allen unbemerkt plötzlich in die Kemenate gekommen waren. Weinand blickte sich ängstlich um. Rual war aufgestanden, Floräte ebenfalls. Sie gaben den Mägden Zeichen sich zurückzuziehen, um danach selbst wortlos den Raum zu verlassen. Auch Tristan hatten sie gewinkt, ihnen zu folgen. Der Junge hatte so getan, als würde er sich an der Wand entlang auf den Ausgang zubewegen. Doch gleich bei der Feuerstelle hatte er sich geduckt und auf den Boden gesetzt. Was auch immer geschah, er wollte nicht fort von diesem Kessel, aus dem heraus es so köstlich duftete. Ganz nah lagen auf einem Hocker in einer flachen Tonschale noch zwei Fladenbrote, gerade erst frisch vom Ofen genommen. Die konnte er nicht allein lassen. Zum anderen begann ein Streit zwischen den Männern, den er nicht verpassen wollte.
    »Ich habe nichts Böses getan, Bruder«, hörte er Weinand wimmern.
    »Wer hat dich geschickt?«, wollte Courvenal noch einmal wissen, und Tristan, während er leise an einem der Brote kaute, wunderte sich, wie warm und freundlich die Stimme seines Lehrers nun wieder klang.
    Weinand murmelte etwas. Courvenal forderte ihn auf, lauter zu sprechen. Er könne seine Antwort auch singen, setzte er hinzu, und einer der Soldaten musste deswegen lachen, schwieg aber sofort wieder, weil Courvenal ihn mit einem Zischlaut zurechtwies. »Also, wer?«
    »Die Druiden.« Weinand sprach immer noch sehr leise.
    »Welche Druiden? Erzähle!« Jetzt war Courvenals Stimme wie ein Messer.
    Das Wort »Druiden« hatte er in die Länge gezogen, als hätte es ihn nachdenklich gemacht.
    »Ich war von England aus dem Norden nach Irland gekommen«, sagte Weinand hastig, »mit einem Handelsschiff, ich sang dort, und allen gefiel es. Dass die Königin an einem der Abende anwesend war, wusste ich nicht. Ich sang meine Lieder, wie immer. Auch das von dem Königssohn, der die Braut seines Vaters verführt und deshalb seinen Kopf verliert. Das Lied von Elma und Verto, jeder kennt es, jeder singt es. Doch an diesem Abend wurde ich von den Knappen der Königin abgeführt und von einem der Priester verhört. Sie wollten wissen, was das Lied bedeute. Ich sagte, das sei eine uralte Saga, die von den Römern herkomme, und die hätten sie von den Griechen oder den Syrern geerbt, und mit irgendeinem Sänger sei sie zu den Wikingern gelangt und so immer weiter im Kreis ums ganze Meer herum. Ich musste beinahe lachen, als sie mich deswegen so ernst ansahen, denn ich konnte doch nichts dafür. Dann trat ein alter Mann mit einem in sich gedrehten Stab in den Kreis der Zuhörer, legte einen Beutel mit Schillingen vor mich hin und forderte mich auf, mit einem Boot hierher zu Euch zu fahren und herauszubekommen, ob hier ein Königssohn lebe. Wenn ich das in Erfahrung gebracht hätte, dann sollte ich es seinen Leuten sagen. Das ist alles. Ich sah den Beutel mit den zehn Schillingen, das sind, wie Ihr wisst, eine Menge Pfennige, ließ mich aufs Schiff bringen und landete an Eurer Küste. Mehr war nicht. Ich schwöre es bei Gott.«
    »Bei welchem Gott?« Courvenals Frage kam so direkt, dass es Weinand die Sprache zu verschlagen schien.
    »Bei …«, stotterte er, »ja, bei welchem Gott? Christus vielleicht, Jesus, an den jetzt alle glauben. Die Nordmänner sind da ganz anderer Meinung. Sie haben …«
    »Lenk nicht ab!«, unterbrach ihn Courvenal. »Wo ist der Beutel mit den Münzen?«
    »Der Druide.«
    »Wo ist der Druide?«
    »Den hab ich nicht.«
    »Wer hat ihn dann?«
    »Auf dem Boot.«
    »Wo ist das Boot? - Bei Jesus oder wem auch immer«, brauste Courvenal auf, »soll ich dir jede Antwort einzeln wie Würmer aus der Nase ziehen. Gibst du zu, dass du gar nicht gestrandet bist und auch nicht erst vor zwei Tagen, sondern schon seit mehr als einer halben Mondzeit? Du hast dich als Bauer verkleidet herumgetrieben, um herauszubekommen, was auf der Burg geschieht und ob es hier wirklich einen Königssohn gibt. Am Strand hast du das Mädchen getroffen, das sich Ortie nennt. Sie hat dir von ihrer toten Mutter erzählt und dass ein Prinz sie besuchen kommt, ist es das, was du in Erfahrung gebracht hast? Hast du dann einen Königssohn auf dieser Burg angetroffen? Nein? Hast uns aber

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