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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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liebt er die Kunst. Und das können nur gute Menschen.«
    »Und wenn das echte Menschen sind?«, spekulierte Trix. »Die von den Assassinen durch Magie oder mit giftigen Kräutern in Skulpturen verwandelt wurden.«
    »Du hast Ideen!« Tiana schüttelte den Kopf. »Sieh mal, da drüben! Da stehen fünf glatzköpfige Alte mit Schirmmütze in der Hand! Willst du etwa behaupten, dass seien Fünflinge, die von den Assassinen verzaubert wurden?! Und da drüben ist noch einer, aber ohne Mütze. Der zeigt auf das Schloss.«
    Trix musste ihr recht geben. Das waren wohl wirklich nur Statuen, auch wenn sie nach einem Prinzip zusammengetragen worden waren, das er nicht verstand.
    Wer schon einmal einen Berg hochgekraxelt ist, weiß, dass einen nicht die steilen Hänge am meisten ermüden, sondern der dauerhafte, sanfte Anstieg. Und der Weg zur Schule war von ebendieser Sorte: Auf den ersten Blick harmlos, laugte er einen mit der Weile völlig aus. Obendrein wehte ununterbrochen der heiße Wüstenwind, so dass der Wunsch, etwas zu trinken, bald unerträglich wurde.
    Wer vermag sich da Trix’ Verblüffung vorzustellen, als sich der Weg nach der Hälfte des Anstiegs plötzlich zu einem Platz erweiterte, der eine überwältigende Aussicht auf die Wüste und die Schlucht bot. Zum Abgrund hin säumte ihn eine Steinbrüstung, während in den Felsen bequeme, wenn auch steinerne Sitzgelegenheiten gehauen waren. Das Beste an dem Platz war jedoch eine Statue, ein Mädchen mit einem Krug, aus dem ein feiner, glasklarer Strahl in ein kleines Becken plätscherte.
    »Hurra!«, rief Tiana. »Diese Assassinen sind doch anständige Menschen!«
    Trix linste ungläubig ins Becken. Über jeden Menschen ließ sich ja auch etwas Gutes sagen. Selbst über einen Assassinen. Aber eine derart schrankenlose Güte …
    Tiana beugte sich bereits über das Becken, um mit der Hand Wasser zu schöpfen.
    »Halt!«, schrie Trix und zog die Fürstin an der Schulter zurück. »Trink das nicht! Rühr das nicht einmal an!«
    »Was hast du denn?«, fragte Tiana. »Das ist doch bloß Wasser.«
    »Warte«, verlangte Trix. »Mir gefällt das nicht.«
    Er sah sich um und entdeckte eine kleine, unscheinbare weiße Blume, die aus dem Fels wuchs. Indem er sich auf Zehenspitzen stellte, konnte er sie abreißen.
    »Ist die für mich?«, jubelte Tiana. »Ein Edelweiß … das ist die Blume der besinnungslosen Liebe!«
    Diese Worte kamen jedoch zu spät: Trix hatte die Pflanze bereits ins Wasser fallen lassen. Zunächst geschah gar nichts. Doch dann färbte sich das Edelweiß erst rot, anschließend schwarz und zerfiel am Ende zu Staub. Trix zog den dampfenden Stängel behutsam aus dem Wasser.
    »Du hast die Blume unserer Liebe getötet!«, empörte sich Tiana.
    »Dafür habe ich dir das Leben gerettet!«, rief Trix. »Das ist pures Gift!«
    »Aber jetzt ist die Blume verbrannt!«
    »Genau wie du verbrannt wärest, kaum hättest du das Wasser getrunken!«, sagte Trix. »Was machst du da für ein Gewese um die Blume?«
    »Warum seid ihr Männer nur alle so unsensibel!«, brachte Tiana unter Tränen heraus und wandte sich ab. »Warum nur?«
    »Dafür sind wir eben Männer!«, blaffte Trix. »Wir denken erst nach, bevor wir uns für Blumen begeistern!«
    »Gehen wir! Ich habe genug von diesem Ort.«
    Trix, der bis tief in seine Seele hinein gekränkt war, trabte hinter Tiana her. Seiner Ansicht nach hatte er sich durch diese Lebensrettung mindestens … ein freundliches Wort verdient! Vielleicht sogar einen feurigen Blick oder ein strahlendes Lächeln! Stattdessen motzte Tiana ihn an, weil er lieber eine Blume als sie vergiftet sah.
    Wäre Trix nur ein wenig älter und erfahrener im Umgang mit dem schönen Geschlecht gewesen, hätte er verstanden, dass er sich jede Verstimmung sparen könnte. Für Männer (selbst für solche im Anfangsstadium) mag es wichtiger sein, jemanden vor Gift zu retten, gegen einen schrecklichen Minotaurus zu schützen und die Ernte einzufahren. Für Frauen jedoch (auch für die im Anfangsstadium) zählt die Form weit mehr als der Inhalt. Sie beeindruckt man mit schönen Worten, einer aparten Verbeugung oder dem Lob für ein neues Kleid.
    Erstaunlicherweise legen sie aber auch Wert aufs Retten, Beschützen und Ernten.
    Tiana allerdings – sei es, weil die Fürstin viel Zeit in Gesellschaft von Hofleuten verbrachte, Waise war oder von ihrer legendären Großmutter, der Lady Codiva, eine gehörige Portion Abenteuerlust geerbt hatte – dachte eher wie ein

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