Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx
langes Leben und niemand ist so weise wie ein Drache, der …«
»Nehmen wir einmal an, du hast recht.« Die Antwort schien Sua ausgesprochen zufriedenzustellen. Allerdings zeichneten sich auf seinen orangefarbenen Schuppen rote Flecken ab, als sei er verlegen. »Aber Weisheit allein bedeutet noch nicht, dass ich dir auch einen guten Rat geben möchte.«
»Sua! Das liegt doch auch in Eurem Interesse! Denn wenn die Drachen nicht gegen den MP kämpfen müssen, wird man sie aufs Königreich und gegen die Vitamanten hetzen! Und unsere Zauberer und Ritter verstehen sich aufs Kämpfen. Helft mir, Abrakadasab zu besiegen – oder ihn zu überzeugen, auf den Kampf zu verzichten!«
»Ich sehe es ja genauso.« Der Drache stellte sich auf die Flügelspitzen, reckte sich in die Höhe und brüllte etwas, das anscheinend irgendeinen Sinn ergab, aber völlig unverständlich war. Sofort brach unter den Drachen Gelärme los.
»Er berät sich gerade«, erklärte Trix Tiana. »Die Drachen bringen ihre Sprache niemandem bei.«
»Warum hat er vorhin rote Flecken bekommen?«, wollte Tiana wissen.
»Frag lieber nicht«, murmelte Trix. »Möglicherweise ist das ja auch eine delikate Frage.«
Sua lauschte aufmerksam auf das Drachengebrüll. Auf den Stadtmauern liefen die Soldaten zusammen. Schließlich senkte der Drache den Kopf wieder zu Trix hinunter. »Hör mir zu, junger Zauberer«, sagte er. »Wir wissen nicht, wie die Magie des MP beschaffen ist. Deshalb haben wir auch keine Ahnung, wie sie zu überwinden ist. Zauberkunst hilft also nicht weiter. Wir wissen nicht, wo eine Armee zu finden ist, die den MP und seine Streitmacht in die Knie zwingen könnte. Also helfen auch Schwerter nicht. Wir wissen nicht, wie die Worte zu finden sind, mit denen Abrakadasab überzeugt werden kann. Also hilft auch Weisheit nicht. Es gibt jedoch eine Sache, vor der selbst Magie, Schwerter und Weisheit versagen!«
Trix hatte mit angehaltenem Atem gelauscht. Doch jetzt platzte es aus ihm heraus: »Ich weiß! Da, wo Weisheit, Schwerter und Magie scheitern, da hilft ein gutes Herz! Da vermögen jene Werte etwas auszurichten, die die gesamte Menschheit verbinden! Güte und Verständnis, Liebe und Vergebung, Mitleid und Anteilnahme!«
Sua sah ihn schweigend an. »Idiot!«, urteilte er dann kurz und knapp. »Glaub mir, Abrakadasab hält sich schon jetzt für den gütigsten, liebevollsten und mitfühlendsten Menschen auf der Welt! Nein! Ich weiß gar nicht, ob es sich überhaupt noch lohnt weiterzureden …«
Trix ließ beschämt den Kopf hängen. Zum Glück sprang ihm da Ilin Badulla Mummrich zur Seite. »Papa, du weißt doch, wie er ist … eben ein durch und durch guter Mensch«, flüsterte er seinem Vater zu. »Sicher, manchmal, da … aber dafür ist er aufrichtig! Nie hält er mit einem Gedanken hinterm Berg!«
»Dir kann Gewitztheit helfen!«, ließ sich Sua seufzend dazu herab fortzufahren. »Dir kann eine geheime Kunst helfen. Du weißt, wen wir Drachen am meisten auf der Welt fürchten? Gleich nach dem MP, meine ich?«
Trix schüttelte den Kopf.
»Den Lehrer Aabeze aus der Assassinen-Schule Verborgene Natter «, sagte Sua. »Was können unser Instinkt und unser Scharfblick schon gegen einen Assassinen ausrichten, der sich im Schatten zu verbergen weiß? Was nutzen uns Fangzähne und Krallen gegen einen vergifteten Dolch, der in einen der vier ungeschützten Punkte in unserem Körper gebohrt wird? Was helfen Feuer und Magie gegen Schlafpulver und Fläschchen mit Bazillen, die in unsere Tränke gegeben werden?«
»Was sind Bazillen?«, wollte Tiana wissen. Trix kannte die genaue Antwort zwar auch nicht, flüsterte aber: »Irgendein Gift! Psst!«
»Vor vielen Jahrhunderten haben wir einmal gegen die Verborgene Natter gekämpft«, holte Sua aus. »Es war eine fürchterliche Schlacht. Fünf Mal haben wir die Schule bis auf die Grundfeste niedergebrannt, doch sie wurde stets neu aufgebaut. Aabezes Assassinen haben uns zu Dutzenden, ja, zu Hunderten getötet. Irgendwann haben wir uns auf einen Waffenstillstand geeinigt. Ich weiß nicht, ob Aabeze euch helfen möchte. Aber wenn jemand den MP ausschalten kann, dann ein Assassine!«
»Wo finde ich Aabeze?«, wollte Trix sofort wissen.
»Immer halblang, mein Junge.« Sua runzelte die Stirn. »Aabeze nimmt nicht jeden Auftrag an. Möglicherweise beleidigst du ihn sogar mit deinem Ansinnen – und das wäre dein sicherer Tod.«
»Was soll ich dann machen?«
»Es gibt da eine Möglichkeit …«,
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