Trixie Belden 16 - Der Fall Heuschrecke
„Hallo, Herr Johnson!“ rief sie. „Gibt’s was Neues?“
Der Hausmeister schüttelte den Kopf. „Nichts, Trixie“, sagte er, als die Rotkehlchen zu ihm kamen. „Die Wetterfahne ist verschwunden, und das ist meine Schuld.“
„Ach, das stimmt doch nicht!“ beruhigte ihn Brigitte. „Sie konnten schließlich nichts gegen das Unwetter tun.“
„Der Sturm war ziemlich stark“, stimmte Klaus zu.
Doch Herr Johnson wollte sich nicht trösten lassen. „Nein, es ist trotzdem meine Schuld!“ beharrte er. „Der Sockel der Wetterfahne hätte schon seit langem repariert werden müssen.“ Er sah zur Kuppel des steilen Rathausdaches auf und schüttelte den Kopf. „Aber das Dach ist für einen Mann meines Alters nicht mehr leicht zu schaffen. Ich hab’s immer wieder hinausgeschoben. Um ehrlich zu sein, ich wollte diesen jungen Mann, der jetzt für mich arbeitet, in den nächsten Tagen aufs Dach schicken, um den Sockel der Wetterfahne zu reparieren.“
„Sie meinen Tommy“, sagte Uli.
„Ja, Tommy“, erwiderte Herr Johnson. „Er hat gesagt, es würde ihm nichts ausmachen, auf dem Dach herumzuklettern. Er hätte den Sockel sicher mit Leichtigkeit richten können.“ Er blickte bedrückt drein. „Aber jetzt ist es zu spät“, fügte er traurig hinzu.
Schweigend starrten die Rotkehlchen zum Rathausdach auf. Die Kuppel sah seltsam aus ohne die schöne, alte Wetterfahne.
„Na ja, ich gehe jetzt wohl besser wieder an die Arbeit“, sagte Herr Johnson. „Ich muß ein Schreiben aus meinem Büro holen, das ich für eine Besprechung mit der Dachdeckerfirma brauche. Ich glaube, ich bin heute schon mindestens zehnmal die Treppe hinauf und hinunter gelaufen.“
„Wenn Sie müde sind, gehe ich ins Rathaus und hole den Brief für Sie“, erbot sich Trixie rasch. „Sagen Sie mir nur, wo ich ihn finden kann.“
Herr Johnson erklärte ihr, daß das Schreiben auf seinem Schreibtisch im Büro lag, und schon lief Trixie über den Marktplatz und öffnete das große, schwere Portal des Rathauses.
Als die Tür hinter ihr ins Schloß fiel, war der Verkehrslärm plötzlich wie abgeschnitten, so, als würde man das Radio abschalten. Im Rathaus war es still wie in einer Kirche.
Die zwei großen Sitzungssäle zu beiden Seiten des Korridors lagen verlassen da. Der lange Flur, der an der Treppe vorbeiführte, war dunkel und düster. Die Ruhe, die in dem alten Gebäude herrschte, gab Trixie das Gefühl, daß sie sich nur auf Zehenspitzen bewegen durfte. Leise ging sie die Treppe hinauf.
Herrn Johnsons Büro war am Ende des Korridors im oberen Stock. Die Tür stand offen. Trixie fand den zusammengefalteten Brief auf dem Schreibtisch, steckte ihn in ihre Jackentasche und ging wieder auf den Flur zurück.
Sie hatte die Treppe schon fast erreicht, als sie sah, wie sich eine Tür in der Nähe des Treppenabsatzes langsam öffnete. Ein großer Mann kam rückwärts auf den Flur und schloß die Tür geräuschlos. Als er sich umdrehte, fiel sein Blick auf Trixie.
„Suchen... suchen Sie etwas?“ fragte Trixie, und ihr Herz klopfte plötzlich rascher.
„Ich suche nach dem Büro des Hausmeisters“, erwiderte der Mann in unfreundlichem Ton.
Trixie zwang sich zu einem Lächeln. „Das Büro ist dort drüben, am Ende des Flurs, aber Herr Johnson ist jetzt nicht hier. Er ist draußen.“
Der Mann unterbrach sie. „Danke“, sagte er. Dann wandte er sich um und ging die Treppe hinunter.
„Herr Johnson ist auf dem Marktplatz!“ rief ihm Trixie nach.
„Ich werde später mit ihm reden“, gab der Mann zurück, ohne sich umzudrehen. Er war schon fast im Erdgeschoß.
„Na“, murmelte Trixie und kratzte sich am Kopf. „So ein komischer Kauz!“ Sie wandte sich um und betrachtete die Tür genauer, durch die der Fremde gekommen war. An der Tür war kein Schild.
Sie drehte am Knauf, öffnete und streckte den Kopf durch den Türspalt. Was sie sah, war ein kleiner, quadratischer Raum. Er war schmutzig und leer bis auf eine schmale Leiter, die in der Mitte des Zimmers stand und zu einer Falltür in der Decke führte.
Trixie sah über die Schulter. Niemand war in ihrer Nähe. Rasch ging sie durch den Raum auf die Leiter zu und begann hinaufzuklettern, bis sie mit dem Kopf gegen die Falltür stieß. Vorsichtig stieß sie die Tür auf. Frische Luft schlug ihr entgegen.
„Oh, dort oben ist der Glockenturm!“ sagte sie laut.
Trixie verrenkte sich fast den Hals, während sie sich im leeren Turm umsah. Sie bemerkte den abgetretenen
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