Trixie Belden 18 - Das geheimnisvolle Samtkleid
geöffnet; er trug einen Morgenmantel über seinem Schlafanzug. Seine grauen Haare waren wirr. Er sah aus, als hätte man ihn gerade aus tiefstem Schlaf geweckt.
„Ja, bitte?“ fragte er, denn er kannte die junge Lehrerin nicht.
„Wir haben einen Hund dabei. Ich... ich habe ihn aus Versehen angefahren“, stammelte Frau Darcy, während Trixie und Klaus den Setter behutsam die Stufen hinauftrugen.
„Trixie und Klaus Belden!“ rief Dr. Sommer. „Und das ist doch Reddy, nicht? Bringt ihn nur gleich herein.“ Er öffnete die Tür weit und ging zum Sprechzimmer voraus.
Trixie und Klaus legten den Hund behutsam auf den weißen Untersuchungstisch nieder. Dr. Sommer sprach besänftigend auf den verängstigten Reddy ein, während er seine Pfote untersuchte.
„Ich werde die Wunde erst mal säubern“, sagte er schließlich. „Sorg dafür, daß er sich nicht bewegt, Klaus. Trixie, du redest ihm gut zu. Ich fürchte, ich muß ihm jetzt ein bißchen weh tun.“
Einige Zeit arbeitete der Arzt schweigend. Schließlich sagte er: „Es ist ein böser Bruch... zwei Brüche sogar, aber an diesem einen Knochen. Der Brustkorb ist in Ordnung, und dafür muß man dankbar sein. Immerhin wird er ein paar Wochen lang einen Gips brauchen. Ich würde ihn gern einige Tage hierbehalten, um sicher zu sein, daß er seine Pfote nicht belastet. Er war ein sehr lebhafter Welpe, soweit ich mich erinnere. Ich werde seine Pfote versorgen und ihm eine Spritze geben, damit er schläft. Er erholt sich schon wieder, keine Sorge.“
Tränen stiegen Trixie in die Augen. Sie beugte sich über Reddy und streichelte ihn liebevoll. „Oh, Reddy“, murmelte sie.
Evelyn Darcy und Klaus atmeten erleichtert auf. Klaus strich seiner Schwester übers Haar. „Weine nicht“, sagte er, „Es ist ja alles wieder gut.“
„Ich weiß.“ Trixie schluckte. „Ich hab mir nur solche Sorgen gemacht, und jetzt bin ich so froh. Wenn Reddy jemals etwas passiert, würde Bobby...“
„Nicht nur Bobby. Ein paar andere Beldens würden ebenfalls durchdrehen, ich eingeschlossen“, erwiderte Klaus. „Also, jetzt wisch dir die Tränen ab, und dann lassen wir Dr. Sommer in Ruhe arbeiten.“
Sie warteten, bis Reddys Wunde verbunden war. Nach der Spritze schlief der Setter rasch ein. Der Arzt sagte: „Im Hinterzimmer steht ein Hundekorb, in dem er heute nacht bleiben kann. Komm, Klaus, wir tragen ihn gemeinsam hinüber.“ Zu Trixie und Frau Darcy gewandt fügte er hinzu: „Und dann habe ich hier auch noch ein paar kleine Gäste, für die ich gute Plätze suche. Ich bin nämlich auch so eine Art Sammelstelle für herrenlose Hunde und Katzen und kümmere mich um sie, bis ich sie bei tierliebenden Menschen untergebracht habe.“
„Könnte ich vorher noch rasch zu Hause anrufen?“ fragte Trixie. „Sie werden sich bestimmt alle Sorgen machen.“
„Natürlich“, erwiderte der Tierarzt. „Geh nur in mein Büro, dort steht das Telefon.“
Kaum hatte Trixie die Nummer der Beldens gewählt, nahm ihre Mutter schon das Telefon ab. Sie seufzte erleichtert, als sie hörte, was Dr. Sommer gesagt hatte. „Wir haben Bobby bis jetzt noch nicht beruhigen können“, sagte sie. „Ich hole ihn mal ans Telefon. Dann kannst du ihm selbst sagen, daß Reddy wieder gesund wird.“
Bobby konnte vor Schluchzen kaum sprechen. Als Trixie ihm jedoch versprach, daß er Reddy morgen im „Krankenhaus“ besuchen dürfe, war er einigermaßen getröstet, und Trixie legte zufrieden den Hörer auf.
Sie fand Dr. Sommer, Evelyn Darcy und Klaus in einem Raum am Ende des Korridors. Die Lehrerin hielt ein junges Kätzchen im Arm, das wie ein Wattebausch aussah.
„Ach, sind die süß!“ rief Trixie, als der Tierarzt ihr eins der schwarzen, wuscheligen Kerlchen überreichte.
„Der Eisenhändler hat den ganzen Wurf in seinem Lager im Keller gefunden“, erklärte Dr. Sommer. „Die Katzenmutter muß durch eines der Kellerfenster geklettert sein. Dann muß ihr etwas zugestoßen sein, oder sie ist auf Futtersuche gegangen und konnte nicht wieder zu ihren Kindern in den Keller kommen. Herr Bauer hat einige Zeit nach ihr Ausschau gehalten und die Kellertür offengelassen, aber sie ist nicht mehr zurückgekommen. Und weil die Kätzchen zu klein waren, um ohne ihre Mutter überleben zu können, hat er sie mir gebracht. Seitdem spiele ich Kindermädchen für sie. Jetzt aber sind sie in dem Alter, in dem man sie voneinander trennen kann, und ich suche nach netten Leuten, die sie aufnehmen. Kennt
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