Trixie Belden 22 - Umweltsuendern auf der Spur
dem Lindenberger Tageblatt vorlas: „Nachdem zwei Lehrer Krieger von der Bühne entfernt hatten, wurde er in polizeilichen Gewahrsam genommen und später dem Untersuchungsrichter vorgeführt, der ihn wegen Hausfriedensbruch anklagte und ihn zu einer Geldbuße von dreihundert Mark verurteilte.“
Trixie setzte sich ganz still auf ihren Platz, um ihren Vater nicht zu stören. Obwohl sie von dem Thema eigentlich nichts hören wollte, gewann die Neugier in ihr die Oberhand, und so hörte sie aufmerksam zu, als ihr Vater weiterlas.
„Der Richter empfahl Krieger, Lindenberg sofort zu verlassen, und zwar in seinem eigenen Interesse. Dem jungen Umweltschützer sei es gelungen, die öffentliche Meinung zu spalten und sich während seines kurzen Aufenthaltes zahlreiche Feinde zu schaffen. Der Richter erklärte, daß Krieger mit dem Schlimmsten rechnen müsse, wenn er hierbliebe. Falls er nicht von hier verschwinde, werde er zu seinem eigenen Schutz in polizeilichen Gewahrsam genommen.“ Peter Belden legte die Zeitung weg und widmete sich wieder seinem Frühstück.
„Hans Krieger werden wir hier wohl nicht mehr wiedersehen“, bemerkte Klaus.
„Das will ich stark hoffen“, sagte Frau Belden. „Nicht, daß ich den jungen Mann nicht leiden könnte“, fügte sie hastig hinzu. „Ich bin mit seiner Taktik nicht einverstanden, bin aber überzeugt, daß er aufrichtig an die Sache glaubt, für die er kämpft.“
„Warum hoffst du dann, daß er Lindenberg verlassen hat?“ wollte Trixie wissen.
„Weil ich glaube, daß der Richter recht hat“, entgegnete Frau Belden. „Hans Krieger hat sich viele Feinde in dieser Stadt gemacht. Hier gibt es Familienväter, die seit Monaten ohne Arbeit sind und für die Pine International ein Hoffnungsschimmer ist. Und nun taucht Hans Krieger auf und droht, diese Hoffnung zu vernichten.“
Trixie kroch es kalt den Rücken hinauf. Sie und Brigitte waren oft, ohne es zu wollen, in gefährliche Situationen hineingeraten, wenn sie einen rätselhaften Fall zu lösen versuchten. Sie konnte sich nur schwer vorstellen, daß sich jemand mit voller Absicht Gefahren aussetzte, wie Hans Krieger es tat.
„Ist das alles, was die Zeitung über das Streitgespräch schreibt?“ fragte Martin seinen Vater.
Peter Belden nahm die Zeitung und blätterte weiter. „Offenbar haben mehrere Lindenberger gestern persönlich Leserbriefe bei der Zeitung abgegeben“, sagte er nach einer Weile. „Hier ist eine ganze Seite voll davon.“
Die Beldens frühstückten schweigend weiter, während ihr Vater die Briefe überflog. „Die Meinungen über den gestrigen Vorfall sind offenbar genauso geteilt wie über die Erweiterung selbst“, faßte er schließlich zusammen. „Man darf allerdings nicht vergessen, daß diese Briefe nur ein Zerrbild liefern. Schließlich gibt es eine Menge Leute, die sich noch keine Meinung gebildet haben“, fügte er hinzu.
„Vielleicht wissen wir nach der öffentlichen Anhörung am Samstag mehr“, meinte Klaus.
„Was für eine Anhörung?“ fragte Trixie überrascht.
„Wenn du deine zarten Fingerchen mit Druckerschwärze in Berührung gebracht hättest, wüßtest du, daß der Stadtrat am Samstag eine öffentliche Anhörung über die Erweiterung von Pine International veranstaltet“, erklärte Martin.
Trixie errötete bei Martins spöttischem Ton und vor Ärger über sich selbst, daß ihr diese Nachricht entgangen war. „Worum geht’s denn dabei?“ fragte sie kleinlaut.
„Der Stadtrat hat — wahrscheinlich mit Hilfe von Hans Krieger — entdeckt, daß das Gebiet, das Pine International haben möchte, nicht als Industriegebiet ausgeschrieben ist“, antwortete ihr Vater. „Der Stadtrat hat das Recht, diese Entscheidung rückgängig zu machen. Am Samstag hat die Öffentlichkeit, also die Bürger von Lindenberg, die Möglichkeit, ihre Meinung zu diesem Thema zu sagen. Danach stimmt der Stadtrat darüber ab, ob das Gebiet zum Industriegebiet erklärt wird oder nicht. Wenn der Stadtrat seine frühere Entscheidung rückgängig macht, signalisiert er dadurch Pine International, daß die Bevölkerung die Erweiterung wünscht. Dann wird die Firma wahrscheinlich ihre Anstrengungen verstärken, das Land zu erwerben.“
„Oh“, sagte Trixie nur. Bei dem Gedanken, daß Herr Maipfennig nach der Anhörung am Samstag womöglich unter noch stärkerem Druck stand, sein Land zu verkaufen, wurde ihr ängstlich zumute. Sie seufzte. Aber wenigstens ist die Sache dann entschieden, dachte
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