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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Enge erlitt. Heimkehrer und Daheimgebliebene neigen zu Übertreibungen, aber die hunderttausend, von denen man heute erzählt, hätten nicht genug Planken unter den Füßen gehabt, und schwimmen konnten die wenigsten.
    Überdies segelten nicht alle gleichzeitig zum gleichen Ziel. Einige segelten (oder ruderten) gar nicht, andere steuerten nicht Trojas Gestade an.
    Achilleus gab, wie bereits erwähnt, die schließlich doch nicht geopferte Iphigeneia einem skythischen Fürsten, der mit einigen Kriegern nach Aulis gekommen war. Diese Reiter brachen (mit Iphigeneia, von der nie wieder jemand etwas hörte; sie wird skythische Bälger geboren haben, denke ich) vor Ausfahrt der Flotte auf, begleitet von achaischen Fußkämpfern, um die nördliche Küste entlangzuziehen, durch die Lande der mit Troja verbündeten Paionen und Thraker. Es gab dort nicht nur Trojas Bundesgenossen, die einzuschüchtern oder auf »unsere« Seite zu ziehen waren, sondern auch kleinere trojanische Besatzungen in Häfen, und all dies sollte bereinigt werden (so nannte es Philoktetes). Zu bereinigen war aber noch mehr: jene Lande südlich von Troja, bis zum Secha-Fluß (den die Mykenier Ka’echa und die Achaier Kaika oder Kaikos nannten) oder gar bis hinab nach Abasa, das Ephesos der Berichte; von dort mochte Nachschub an Waffen, an Kämpfern und an Vorräten für die Trojaner kommen.
    Ich fuhr mit der Hauptflotte, im engen und übervollen Schiff meines Herrn Palamedes, wo ich zwischen zwei Kühen saß und ruderte und schlief und aß, denn mein Herr trank gern Milch und mochte sich daher nicht mit Schlachtochsen begnügen. Ich habe vergessen, wie viele Tage und Nächte wir so verbrachten – zu viele, jedenfalls. Ich glaube, es war am Nachmittag des siebten oder achten Tags nach dem Aufbruch von Aulis, daß wir Trojas westliche Hügel sahen.

10. WONNE UND GEWINN
    Als Ninurta erwachte, war Tashmetu nicht neben ihm. Er erinnerte sich an die dringliche, fast hastige Vereinigung, freute sich auf gemächlichere Tage und Nächte und lächelte. Dann gähnte er und sah sich um. Im Raum waren ihm viele Dinge vertraut – Kerets schwere alte Truhe, zwei Wandteppiche, die ebenfalls schon in Ugarit das Schlafgemach geziert hatten, aber auch sein eigener Tisch aus schwarzem Holz mit Schnitzereien, der Scherensessel mit dem weichen Leder und den Einlegearbeiten aus Elefantenzahn, das Gestell mit den Schreibtafeln und Binsenrollen. Und andere Dinge, die ihm gehörten, ihm gehört hatten, ehe Tashmetu den Raum in Besitz nahm.
    Er kleidete sich an und ging zur großen Küche, die aus einem Vorbau bestand (Balken, Holzschindeln, Lehmziegel) und der darunterliegenden Höhle. Tashmetu war dort, nur mit weißem Schurz und Brustschärpe bekleidet; sie sprach mit Ubarija, dem feisten kahlen Fürsten aller Köche. Man schien wichtige und geheimnisvolle Dinge zu bereden – beide flüsterten, als Ninurta erschien; Tashmetu suchte ihn mit Handbewegungen zu verscheuchen, und Ubarija hob grinsend das große Beil, mit dem er Fleisch und Knochen zu zerteilen pflegte. Ninurta leugnete jede Absicht, bei der Vorbereitung von größeren Vergiftungen stören zu wollen, und bat um die Gnade eines Frühstücks.
    Ubarija schöpfte warmes Bier aus einem Kessel in einen Krug, den er zu Brot und kaltem Fleisch auf eine Platte stellte. Ninurta zwinkerte Tashmetu zu, ging ins Freie und setzte sich an einen der Tische.
    Man ließ ihn in Ruhe essen; entweder waren alle zu beschäftigt, oder alle hatten sich verschworen. Über dem westlichen Talrand kreiste einer der Adler; Ziegen fraßen Zickzackschneisen in den Hang darunter, der von Sträuchern, vielfarbigen Blüten und saftigem Gras strotzte. Irgendwo wurde gehämmert. Er sah ein paar Sklaven, die Tonbrocken zu den Töpfereien schleppten, und frischgeschorene Schafe, die irgendwie mürrisch dreinblickten.
    Nach dem Frühstück schaute er eine Weile den Kindern zu, die wieder einmal versuchten, den kleineren Bach zu stauen; dann lief er durchs Tal, begrüßte alle, die er noch nicht oder nicht ausreichend gründlich begrüßt hatte, kraulte Kir’girims zahmen Löwen und ließ sich von den Schmieden erzählen, wie sie das Eisen geschmolzen, in Stangen gegossen, diese zerfeilt, die Späne ins Gänsefutter gemischt und aus dem Kot geklaubt und wieder geschmolzen und geschmiedet hatten. Etwas im Magen der Gänse machte das Eisen sauberer und härter. Shakkan zeigte ihm ein Schwert – eines von mehreren.
    »Es ist unvergleichlich – das

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