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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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bedürften.«
    »Was soll ich tun? Oder was können wir tun?«
    »Laß sie hier, wenn sie bleiben will; laß uns zusehen, ob sich etwas verändert. Wenn nicht?« Sie preßte die Lippen zu einem Strich und schüttelte den Kopf. »Wenn sich nichts ändert, solltest du sie wegbringen. Im nächsten Jahr.«
     
    Bei der letzten Sitzung des Rats der Eigner (ohne Djoser, der schon aufgebrochen war, und noch immer ohne Tolmides) und des Zusatzrats der Werker, Walter und Verweser wurde endlich über Tashmetus Vermögen befunden. Die Ugariterin bat höflich, mit einem Lächeln, um Aufnahme in die ehrenwerte Gesellschaft; niemand stimmte dagegen.
    »Trotz der Verluste, die du in Ugarit erlitten hast, ist dein Besitz beträchtlich«, sagte Leukippe, als Tashmetu die gründlich vorbereiteten Listen erläutert hatte. »Das ist gut, es erspart uns das Berechnen von Anteils-Bruchstücken. Was auch mit den feinen neuen Zahlen, die dieser Babylonier erfunden hat, wie wir eben hörten, nicht ganz einfach wäre.«
    Sechs Zehntel des Gewinns, zu teilen durch acht Eigner – wenn alle heil zurückkehrten. In den Jahren hatte es vielerlei Abweichungen und Wechsel gegeben; daß alle ungefähr über gleiche Anteile verfügen konnten, war ein Zufall, nicht zuletzt herbeigeführt durch Djosers Schiffsverkauf und Tolmides’ Abwesenheit. Die Waren und Metalle, die Djoser mitgenommen hatte (von den anderen gebilligt), gaben den Wert vor, der in diesem Frühjahr jedem zustand.
    Tarhunza hatte einen Becher mit Fruchtstückchen, Wasser und Wein vor sich stehen, daneben eine Holzplatte, auf der sich hauchdünne, hartgebackene Teigscheibchen türmten, die teils gesalzen, teils mit Honig gesüßt waren. Sie trank fast geräuschlos, aber der Lärm, den sie beim Kauen machte, war niederschmetternd. Blicke von Leukippe und Minyas hatte sie beantwortet, indem sie den Unterkiefer vorschob und noch kräftiger malmte. Zaqarbals Bemerkung, er verhandle ungern neben rumpelnden Feuerbergen, bewirkte lediglich ein »baah«.
    Ninurta streckte die Hand aus. »Fürstin der Plünderer, laß mich an deinen Köstlichkeiten teilhaben. Welche Waren willst du mitnehmen?«
    Tarhunza schob ihm die Platte zu und knallte ein Brettchen auf den Tisch, das mit weißem Weichstein bekritzelt war. Während sie mit dröhnender Stimme ihre Liste verlas, bot der Assyrer reihum das Hartgebäck an und sorgte dafür, daß die Platte zufällig zwischen ihm und Tashmetu zur Ruhe kam.
    Die Erörterungen zogen sich über Stunden hin. Spöttische Ratschläge gehörten ebenso dazu wie Bitten um Erhellung; Minyas wollte Sesamöl mitnehmen, um es in Ugarit zu verkaufen – wo Sesamöl billiger war als an den meisten anderen Orten, weil es dort und im Hinterland hergestellt wurde. Jeder berichtete von seiner letzten Fahrt das, was für den, der diesmal die gleichen Orte aufsuchen wollte, wesentlich sein könnte; mehrfach tauschten sie die Plätze, damit die, die einander etwas zu sagen hatten, nicht über den Tisch und gegen die anderen brüllen mußten.
    Dazu kamen die Ratschläge der sieben Vertreter der zweiten Gruppe: Kynara die Stickerin, Igadjae die Herrin der Tiere, Kir’girim die Kräuterkundige, Tukhtaban der Gärtner, Shakkan der Schmied, Ushardum der Horn und Beinschneider, Arkeisios der Sprecher der Lederwerker. Sie wußten einiges über Absatzmöglichkeiten, und jeder hatte von denen, die er vertrat, Besorgungswünsche vorzutragen, die wiederum unter den Eignern hin und her geschoben werden mußten, bis alle die für sie und ihre vorgesehene Strecke sinnvollsten Dinge aufgezeichnet hatten.
    »Diesmal teilen wir nur durch sieben«, sagte Ninurta, heiser nach zu viel Gerede. Die Sonne sank bereits, und sie hatten fast den ganzen Tag gefeilscht. »Es geht ja nach Schiffen, wie immer. Laßt uns hoffen, daß Tolmides zurückkommt; wenn einer von euch weiß, ob er an Götter glaubt, und wenn, an welche genau, sollten wir ihnen etwas opfern. Nichts gegen größere Anteile, aber lieber teile ich durch sieben, mit Tolmides, als durch sechs ohne ihn. Djosers neues Schiff ist noch nicht fertig. Tashmetu und ich fahren zusammen – wir sind also wie ein einziger Eigner, diesmal.«
    Tarhunza grölte los. »Ha, ha, ha. Ein Bett, ein Schiff, ein Eigentum? Sollen wir das alle machen? Immer zwei zusammen? Das rechnet sich leichter, hinterher; aber wer läßt sein Schiff freiwillig hier, um mit mir Bett und Gewinn zu teilen?«
    Zaqarbal sagte: »Wie alle Händler in diesen Zeiten müssen wir

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