Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
Wenn du es sagst… Was ist dabei herausgekommen, abgesehen von dem, was immer dabei herauskommt?«
    »Sie haben über verschiedene Sorten Sand gesprochen – die Möglichkeiten, in großer Hitze Glas zu erzeugen. Und über Eigenschaften bestimmter Arten von Steinstäubchen.«
    Ninurta runzelte die Stirn. »Keine Brände, oder?« Er dachte an einige Feuerzauber, die Kal-Upshashu mit zerkleinerten Steintrümmern und bunter Erde angerichtet hatte.
    »Nur hilfreiche. Irgendwann kam er mit schwarzen Steinbrocken an, ziemlich fettig. Am Nordende des Tals, du weißt schon, wo damals nach dem Erdbeben eine halbe Felswand weggebrochen ist. Er sagt, diesen schwarzen Stein nehmen Schmelzer m den Bergen seiner Heimat, um Feuer zu machen.
    Das Zeug ist besser als Holzkohle, und es gibt mehr Hitze. Sehr gut für die Eisenbearbeitung.«
    Ninurta sichtete die Erzeugnisse; wie besprochen hatten Shakkan und die anderen Waffen hergestellt. Schmieden, feilen, an Gänse verfüttern, aussieben, schmelzen, schmieden – ein umständlicher Vorgang, nicht unbegrenzt zu wiederholen mit den Möglichkeiten der Insel. Immerhin hatten Shakkan und seine Leute zehn wunderbare Stahlschwerter geschaffen oder erschaffen – feine Klingen mit scharfer Spitze und zwei Schneiden. Die Beindrechsler waren ebenfalls tätig gewesen und hatten kunstvolle Griffe für die Schwerter geliefert. Die Waffen, etwas mehr als armlang, schienen ein Eigenleben zu haben; jedenfalls kam es Ninurta so vor, als er eines der Schwerter aus der schlichten Bronzescheide zog und die Luft damit zerteilte. Etwas wie ein inneres Beben oder Schwingen … als ob ein Wesen in der Klinge schlummerte, das zu gefräßigem Leben erwachte, wenn eine Hand den Griff wärmte. Kein Geist, sagte sich Ninurta, sondern das Wesen der vollkommenen Handwerkskunst, die zu sofortiger Verwendung drängt, zur Erfüllung des letzten in die Kunst eingeflossenen Sinns. Der Sinn der vollkommenen Waffe war es, zu töten. Kein Geist; aber dennoch unheimlich.
    »Wer bekommt diese Schwerter?« sagte Shakkan.
    Fast widerstrebend (es war, als habe er einem hungrigen Kind die Nahrung verweigert) schob Ninurta das Schwert zurück in die Scheide. »Ich. Mein Eisen, meine Schwerter. Und dann? Wer genug Gold hat.«
    Aus dem übrigen Eisen hatten die Schmiede kürzere Schwerter gemacht, Pfeilspitzen, Lanzenspitzen. Einer der Pfeilschäfter hatte besondere Sorgfalt aufgebracht und mit einem Bogner lange Stunden auf Prüfen und Verbessern verwandt; beide schleppten den Assyrer zu einem Hain im Tal, um die Ergebnisse ihrer Kunst vorzuführen.
    »So etwa müssen die Pfeile des Herakles beschaffen sein« , sagte der Bogner; er wog eines der Geschosse auf der rechten Handfläche. »Die, von denen man sagt, sie träfen immer. Der Achaier Philoktetes hat sie jetzt, wie es heißt.«
    Ninurta nahm den schweren Bogen, krümmte ihn, indem er ein Ende mit dem rechten Fuß hielt und das andere übers linke Knie drückte, hakte die Sehne fest und nahm den Pfeil.
    »Ich will eure Kunst nicht schmähen, ohne sie vorher erprobt zu haben«, sagte er.
    »Was weißt du von Bogen und Pfeil?«
    »Was ein Assyrer eben von diesen Dingen weiß.«
    Der Bogner sah zu, wie Ninurta den Pfeil nahm und die Sehne anzog; er nickte stumm.
    Der Pfeil sauste davon und bohrte sich, hundert Schritte entfernt, etwa eine Handbreit über dem Holzschild in den Baumstamm. Ninurta ließ den Bogen sinken und pfiff leise.
    »Nicht schlecht, Herr.« Der Pfeilschäfter und der Bogner wechselten Blicke; der Schäfter seufzte. »Ich wußte nicht, daß Awil-Ninurta mit so etwas umgehen kann. Die Fiederung sorgt dafür, daß der Pfeil sich im Flug sehr schnell dreht. Er fliegt dadurch genauer. Und an dem Bogen hat er« – mit dem Kinn wies er auf den anderen Mann – »sieben Jahre gearbeitet.«
    Holz und Hörner eines mächtigen Steinbocks, miteinander vermählt, bargen einen Bronzestift; was er für die Sehne genommen hatte, wollte der Bogner nicht sagen.
    »Laß mir meine kleinen Geheimnisse, Ninurta – und nimm den Bogen, den Köcher und die Pfeile. Du willst nach Wilusa, wie wir hören. Es könnte sein…« Er lächelte grimmig. »Mögest du viele Feinde damit töten, ehe sie dir zu nahe kommen.« Der Assyrer umarmte die beiden Handwerker. »Ich danke euch, Freunde. Dies ist zu kostbar, um ohne Gegengabe zu bleiben. Habt ihr Wünsche, oder soll ich mir etwas ausdenken?«
    »Denk dir etwas aus, Herr.«
    Er dachte ohnehin zu viel. Tashmetu half ihm dabei; ihre

Weitere Kostenlose Bücher