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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Streit geführt hatten, waren nun mühelos zu regeln: wer welche Ziele mit welchen Waren anlaufen, wie Gewinn und Verlust des letzten Jahres berechnet werden sollten.
    Zum Glück hatte Djoser nicht viel Zeit zum Grübeln. Sein neues Schiff war noch nicht fertig, wie Tsanghar und der Assyrer ihm mitgeteilt hatten. Tsanghar nahm ihn irgendwann beiseite und sagte: »Weißt du eigentlich, wie er den Kahn genannt hat? Djosers Stößel . Gut?«
    Manchmal fragte er sich, ob Ninurta… aber dann beschloß er, sich auf die anstehenden Dinge zu besinnen. Der Assyrer wollte mit Tashmetu auf ihrem Schiff reisen und stellte ihm die Yalussu zur Verfügung; Minyas, der noch nie in Ugarit gewesen war, sollte mit Silber aufbrechen, auf der langen Insel Kefti Wein und Öl einhandeln, ins Land der Binsen und Pyramiden segeln, Gold eintauschen und mit Aufenthalten in den Chanani- Häfen nach Ugarit reisen, ohne sich als einer derer von Yalussu zu verraten. Tarhunza sagte, sie wolle den Haß auf ihre Sippe, die sie wegen Häßlichkeit ausgestoßen hatte, noch ein wenig hegen, indem sie mit den hassenswerten Hatti Geschäfte zu deren Nachteil machte; sie würde über Alashia nach Ura reisen und dann von Hafen zu Hafen zurück, die Küste entlang. Zaqarbal behauptete, die letzte Fahrt sei so langweilig gewesen, daß er ein wenig im Unbekannten zu wühlen wünsche, zuerst über Kefti ins Land Mykene, dann von dort in jene wilden Gefilde westlich des Rome-Lands, wo Tolmides entweder den Winter angenehm verbracht habe oder verschollen sei. Leukippe zog es nach Troja, wohin auch Tashmetu und Ninurta fahren wollten, und von dort die nördliche Küste entlang zu den Achaiern. Djoser beschloß, in Gegenrichtung zu reisen und Troja im Herbst aufzusuchen.
    Dann ging alles sehr schnell, als die Frühjahrswinde kräftiger wurden. Laden, stauen, Abschiede, der übliche freundliche Zank mit denen, die auf der Insel blieben, und ein paar Absprachen – Eide auf sämtliche Götter, daß niemand Tsanghars wundersame Hebegeräte sehen sollte, mit denen alle Schiffe ausgerüstet waren. Die Vierfachräder steckten in hölzernen Verkleidungen, oben und unten offen für die Seile, und alle versprachen, keinen Fremden hineinblicken zu lassen. Als Djoser mit der Yalussu als erster die Grotte verließ, winkte Ninurta mit einem der neuen Schwerter.
     
    »Ich danke dir für Freiheit, Essen, Trinken, Obdach und erheiternde Arbeit«, sagte Adapa; um seine Augen zuckte etwas.
    »Warum willst du mir nun dies alles wieder nehmen und mich zu würgender Seefahrt zwingen?«
    Der Rome Sokaris hockte in der Fensteröffnung des luftigen, hellen Raums, dessen Einrichtung nur aus Tischen, Dreifuß- Schemeln und Gestellen bestand. Der Herr der Listen wackelte mit den hageren Zehen; dann hakte er den rechten Zeigefinger in den mächtigen Ring, des rechten Ohres wuchtige Zier, und legte das für einen Mann seines Alters (er war 46) unwirklich glatte Gesicht in traurige Falten.
    »Du wirst uns doch diesen weisen Mann nicht nehmen«, sagte er mit seiner weichen, tiefen Stimme. »Er mehrt euer aller Wohlstand und unsere freie Zeit.«
    Ninurta versuchte sich an seinen letzten Besuch in der Kammer der Rechner zu erinnern. Es war lange her; dennoch hatte er das undeutliche Gefühl, daß etwas sich verändert hatte. Weniger Tafeln in den Gestellen? Weniger Binsenmarkrollen? Weniger Durcheinander?
    »Erhelle mich, Sohn des Binsenlandes«, sagte er. »Was kann ein fetter Babilunier mit Halbglatze, unter der kaum Hirn sein dürfte, zum Gelingen des Unternehmens beitragen?«
    Adapa gluckste, nahm einen scharfen Griffel von einer Wachstafel und warf ihn nach dem Assyrer.
    Sokaris grinste leicht, wurde aber sofort wieder ernst. »Er hat eine wichtige Vereinfachung erfunden. Wo… ah, hier.« Vom Tisch neben seinen Knien hob er ein abgerissenes Stück Binsenblatt. Ninurta trat neben ihn und betrachtete die Klecksereien, über die Sokaris’ schmutziger Zeigefinger glitt, während der Rome erklärte.
    »Nimm dies hier, sieben. In meinem Land, aber auch in Sidunu und den anderen Chanani-Städten wurde das bisher so aufgeschrieben, mit einem Zwischenraum bei den Romet oder mit zweien bei den Chanani.«
    Ninurta nickte, als der Finger zwei Gruppen von Strichen berührte:und. »Ich kenne das. Und?«
    Sokaris wedelte mit dem abgerissenen Stück. »Das ist unser Beispiel-Blatt, aber inzwischen benötigen wir es nicht mehr. Sitzt jetzt alles fest im Kopf.«
    »In was?« sagte Adapa. »Dieser Hohlkugel

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