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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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erfuhr, er sei ohnmächtig geworden. Er konnte sich an nichts erinnern. Das Gefühl, unbedingt nach Ashur reisen zu müssen, obwohl die Ugariter und die Hatti und die Mitanni jeden Handel mit Ashur bei Todesstrafe verboten hatten. Ashur, wo Enlil-Kudurri- Ushur etwas sagte – was? was hatte der König gesagt? – und Ninurtas Erinnerung zum Fließen brachte und höhnisch lachte und ihm eine Antwort gab und Eisen, und dann zwangen Palastwächter mit spitzen Schwertern ihn, einen Becher zu leeren. Ein Wirbel aus Tashmetu und Helena und den Augen der wilden Frau, der Stich, Blut und Gold und Eisen, Hamurapis zuckendes Gesicht, Lamashtu, Buqar, eine Schlange in den Winterbergen.
    Und Tashmetu, die seinen Kopf auf ihren Schoß gebettet hatte, sein Gesicht mit beiden Händen hielt; Kal-Upshashu und Kir’girim, die den kleinen weißen Löwen zauste, ein Sägen wie von glühenden Eisenzähnen im Kopf, der Magen umgegraben, der Mund voll Jauche und Entsetzen.
    »Wie geht es dem Schattendrachen?« sagte Kal-Upshashu, als sie Ninurtas offene Augen sah.
    Er hustete, würgte; seine Zunge war steif und geschwollen. Tashmetu ließ seine Wangen los und streichelte ihm die Stirn. »Lebst du noch… lebst du wieder?« Sie klang besorgt, und als er aufblickte, schaute er in das warme Glas ihrer Augen.
    »Uh. Mühsam.« Mehr brachte er zunächst nicht heraus.
    Kal-Upshashu kniete neben ihm nieder und hielt einen Napf an seinen Mund. »Trink«, sagte sie. »Kein schlimmes Gebräu, nur Brühe und Gewürze, um dich wieder lebendig zu machen.«
    Die eigentliche Botschaft der Könige blieb versperrt – es fehlte der Krötenschleim, sagte Kal-Upshashu, und Ninurta sagte, er sei gern bereit, darauf zu verzichten. Aber er schlief ruhiger, in den letzten Nächten auf der Insel und später, als er mit Tashmetu den Heckverschlag der Kerets Nutzen teilte oder mit ihr unter duftenden Sträuchern oberhalb einer Bucht lag, in der das Schiff ankerte. Der Schattendrache war noch da, aber er hatte sich zurückgezogen und maunzte nur noch, statt zu wüIntedne. n Häfen, die sie anliefen, erfuhren sie von Händlern und Fischern (die es von anderen Fischern gehört hatten, die es von achaischen Fischern gehört haben wollten), daß eine Seuche das zum Aufbruch bereite Heer der Fürsten von Achiawa befallen habe. Dennoch hielten sie sich nicht länger auf, als zur Aufnahme frischen Wassers und zum Eintausch oder Kauf von Nahrung nötig war – Seuchen mochten ebenso jäh enden, wie sie begannen, und niemand wußte, wie lange sich die Achaier von den Göttern oder Zufällen behindern lassen würden.
     
    Der neue Hafen der Stadt Abasa, die die Achaier Ephesos nannten, lag nicht in der Mündung des Ka-Istros, sondern an der Meeresbucht. Eine schweißige, würgende Dunstschicht hing über dem Ort, Werk des heißen Frühlingstags ebenso wie der zahllosen Feuer und Hämmer, die Rauch und Steinstaub in den Himmel steigen ließen. Auf dem breiten Platz hinter den Gebäuden des neuen Hafenviertels übten Streitwagengespanne. Tsanghar blieb zurück, um ihnen zuzuschauen; Tashmetu und Ninurta begaben sich zur Stadt.
    Sklaven, Arbeiter und zahlreiche andere Epheser, vermutlich zu freiwilliger Arbeit befohlen, besserten die Mauer aus. Die schweren unregelmäßigen Steinblöcke wurden geweißt, die Fugen mit Lehm und zerstoßenen Scherben aufgefüllt. Landeinwärts, wo die Feuer qualmten und stanken, versuchte man offenbar, die Lehmschichten in den Fugen zu brennen; in Flußnähe mischten Arbeiter Ruß, Ochsenblut und andere stinkende Dinge m Bottichen und trugen die entstehende Farbe auf bereits gebrannte Schichten auf.
    Im Gewirr auf den Ziegelstraßen der Stadt fand Ninurta den Geschäftsfreund nicht, mit dem er reden wollte; das Lagerhaus am großen Platz quoll über von Tuchballen und Krügen, und ein Lagerarbeiter behauptete, der Herr werde gleich oder morgen oder in einem Mond wiederkehren, er sei in der Stadt unterwegs.
    Auf dem Platz hatte man zwei oder drei der alten Bäume gefällt und ihren heilsamen Schatten verjagt, um Raum zu schaffen für einen Altarstein, an dem dunkelrot gewandete Priester rieben und schabten. Krieger des Madduwattas (Ephesos war eine von mehreren Hauptstädten des Arzawa-Reichs) lungerten herum, ohne von den Bewohnern beachtet zu werden.
    Sie hinterließen eine Nachricht für den Händler und gingen zum Hafen, wo Tsanghar sie fand. Er berichtete, er habe zwei Besonderheiten gesehen, was die Handhabung der Streitwagen angehe: Die

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