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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Die brennenden und plündernden Achaier hatten inzwischen dieses Gebiet verlassen und wurden von einem anderen Untertanen des Hatti-Herrschers, Talafu, am Secha-Fluß unweit der Stadt Pergammu geschlagen. Madduwattas kehrte mit seinen Hatti-Kriegern und Söldnern in ein Land heim, das nach dem Abzug der Achaier von einem anderen Fürsten besetzt worden war, und natürlich nutzte Madduwattas die zur Verfügung gestellten Treppen, um sich der Heimat wieder zu bemächtigen.
    Der andere Fürst, Kupanta-Kalas, ehemals Herr des weit im Inneren gelegenen Mira, hatte sich klug vermählt: mit der Tochter des Königs von Arzawa, dem alten westlichen Feind des Hatti-Reichs. Als der König starb, ging die Herrschaft an den Schwiegersohn, der von einem Dorfherrscher nun jäh zum König einer großen Macht geworden war. Er verlegte vorübergehend seine Hauptstadt nach Abasa und nahm einige Gebiete, die er für »frei geworden« hielt, zusätzlich in Besitz. Es bereitete Kupanta-Kalas keine große Mühe, den Heimkehrer Madduwattas zu überwältigen – allerdings gelang es ihm nicht, Madduwattas selbst zu fangen.
    Nun begann der seltsame, unberechenbare Zickzacklauf des Mannes aus dem nördlichen Pamphylien. Er floh weit in den Norden, ins Masa-Reich, wo er scheinbar einen Sinneswandel erlitt und die dortigen Fürsten dazu bewegte, sich von den Hatti abzuwenden und mit Kupanta-Kalas gemeinsame Sache zu machen. Vielleicht spielte dabei eine Rolle, daß der Arzawer die Familie des Madduwattas gefangenhielt.
    Den Abfall eines weiteren wichtigen Grenzfürstentums konnte Tutchalijas nicht hinnehmen; ein Hatti-Heer vernichtete das Aufgebot von Arzawa, befreite Madduwattas’ Sippe, setzte ihn wieder in seine Herrschaft ein und ließ den Krieg gegen Arzawa einschlafen, um die Küste südlich von Arzawa zu sichern und reiche, unabhängige Städte wie Chinduwa und Dalawa (von den Achaiern Knidos und Tlos oder Tlon genannt) zu besetzen. Was Madduwattas nutzte, um die überdehnten Verbindungslinien der Hatti zu kappen, ihr Heer aufzureiben und sich selbst zum Herrn der Gegend zu machen. Danach wechselte er mehrmals die Seiten, schickte einen fallsüchtigen Sohn als Geisel zum König nach Hattusha, gab gleichzeitig eine gesunde Tochter dem wieder kräftiger werdenden Kupanta-Kalas zur neuen Hauptfrau. Und als dieser starb, beherrschte Madduwattas (der sich des Erbes seiner Tochter überaus liebevoll annahm) große Teile des Landes westlich der Hatti- Grenzen.
    Wie Ninurta von Bergbauern hörte, war der Dunkle Alte von der Küste landeinwärts gezogen, von Tlon aus in die Berge, um kriegerische Stämme zu beschwichtigen und ihre Führer durch Gewalt, List oder Gold zur Teilnahme am Kampf gegen die Hatti zu bewegen. Plünderungen, größer als alles, was die Welt je gesehen habe, seien ihnen verheißen worden; göttliche Gemetzel im Namen des unsterblichen Shubuk und seines unsterblichen Sohnes Madduwattas – Shubuk, dem die roten Priester dienten, und Madduwattas, der den Priestern und den Kriegern die verwegenen und unwiderstehlichen Befehle gebe , ausgeführt von Mukussu, den sie (an der Küste) auch Mopsos nannten. Ninurta versuchte, sich möglichst genau an die seltsame Unterredung beziehungsweise den Bericht darüber zu erinnern, Zaqarbals nächtliches Treffen mit Mukussu. Je näher er dem Bergdorf kam, desto größer und seltener wurden die Gerüchte und Verheißungen: größer, weil die Nähe des unnahbaren Herrschers und seines Feldherrn alles aufzublähen schien, und seltener, weil die Gegend immer menschenleerer wurde.
    Es kam ihm so vor, als reiste er unter einem Schatten. Es mochte die kühle Bergluft sein, die ihn die Sonne vergessen ließ, die Schatten der Gipfel, oder vielleicht war es eine besonders wolkige Zeit. Er sah dunklen Himmel, und einmal, von einem hohen Grat, meinte er, auf eine krötenförmige Wolke hinabzublicken. Manchmal sah er drachenartige Wolken, dann wieder solche, die einem Schweinsfisch oder einem Hund ähnelten. Seine Gedanken zerfaserten, verknäuelten sich, trieben im Wind wie Fäden eines zerfetzten Spinnennetzes. Was geschah, als er endlich in Uqbar eintraf, wo Madduwattas weilte, sah er wie in einem Traum, und seine Erinnerungen wurden mit der Zeit immer wirrer.
    Wachen hüteten den Zugang zur kleinen Hochebene, auf der das Dorf lag. Zwei Männer und zwei Frauen, mit blutroten Mustern auf ihren Lederpanzern. Ninurta sagte, er sei ein reisender Händler mit einem Geschenk für den Fürsten; sie

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