Troja
wenn es erst getrocknet war, für ihre Feuer verwenden würden. Nach dem Gedränge und Gestank des Hauptlagers genossen alle die Luft und Weite der Bucht.
Keleos lauschte den Anweisungen, die Agamemnons Unterführer ihm übermittelte; als die Krieger abmarschierten, ließ er Ruder und Segel der Bateia an Land bringen, zu den streng bewachten Vorräten.
Diese hatten sich nahezu wundersam vermehrt. Am Vortag waren drei Schiffe aus dem Süden gekommen, beladen mit Beute und Vorräten – die ersten Ergebnisse von Achilleus’ Plünderzug, über den Ninurta nichts Genaues zu wissen begehrte; sehr zu Keleos’ Enttäuschung, denn der Fürst schien mit einem gebildeten Mann Geschichten austauschen zu wollen. Neben einem Teil aus der Beute des Südheers (den größten Teil hatte Keleos zum Hauptlager geschickt) türmten sich am Strand die Waren – vor allem Gefäße mit eingelegtem Gemüse, Trockenfisch und Trockenfleisch, dazu riesige Mengen an Getreide –, die Händler in den vergangenen Tagen gebracht und zweifellos zu teuer verkauft hatten: Händler von den tausend Inseln, Skythen, Luwier, aber auch Achaier vom Festland weit im Westen. Die Kampfschiffe, die vor der Küste kreuzten, ließen Händler ebenso durch, wie sie Khanussus Söldner durchgelassen hatten – bis zur Bucht, nicht weiter: Wer geliefert hatte und dann wieder abfuhr, durfte nichts Genaues berichten können. Das Heer und seine Bedürfnisse und die Aussicht auf große Gewinne (je größer das Bedürfnis, desto größer die Bereitschaft, jeden Preis zu zahlen) würden in den kommenden Monden immer mehr Männer anlocken.
Zumindest um die Ernährung seiner Leute brauchte sich Ninurta nicht zu sorgen; Bod-Yanat behauptete, unter Deck genug für zwei Monde zu haben, für alle, und mehr, wenn weniger Esser zu versorgen seien.
Keleos befolgte Agamemnons Weisungen peinlich genau; der Assyrer hatte Verständnis dafür – er sagte sich, wenn er dem König von Mykene unterstellt wäre, würde auch er zweifellos alles tun, um kein Mißfallen zu erregen. Dann bedachte er die Aussicht, in Troja zu leben und von Agamemnon und seinen Leuten besiegt, überfallen, geplündert zu werden. Er bedachte dies nur kurz; es gäbe Angenehmeres zu erwägen, fand er, notfalls sogar die Rückkehr in hethitische Gefangenschaft.
Tashmetu war schweigsam, seit sie die Achaier verlassen hatten – es gab allerdings auch kaum Gelegenheit zu ungestörtem Gespräch. Ninurta erörterte mit ihr die nächsten Schritte; sie riet, Korinnos und Tsanghar mitzunehmen und schlug Lösungen für einige andere Schwierigkeiten vor. Irgendwie schien sie nicht recht zu glauben, daß es möglich sein sollte, mit achaischen Kämpfern als Geleit (und als Träger) in die Stadt des Kriegsgegners der Achaier zu gelangen. Ninurta sagte später, er habe es nur deswegen für möglich gehalten, weil nach seiner Erfahrung bei Menschen alles möglich sei, und zwar das Gräßliche eher als das Erfreuliche, und das Absurde viel eher als das Vernünftige.
Allen erschien es unwirklich: Fünf Leute der Kerets Nutzen, Tsanghar, Korinnos, Tashmetu, Ninurta und drei Dutzend Krieger des Keleos, alle hochbepackt, stiegen von den Küstenhügeln hinab ins Schwemmland, durchquerten eine Senke, die so regelmäßig geformt war, daß Ninurta an Tsanghars Mutmaßung über ein altes Hafenbecken zu glauben begann, gingen eher nach Nordosten als nach Osten, wateten durch den kleinen Nebenfluß und erreichten das linke Ufer des Skamandros dort, wo bis zum Beginn des Kriegs eine Brücke gewesen war; wo der Fluß Reste von Pfeilern umspülte; wo er nach Verlassen der steilen Schlucht flacher und langsamer wurde. Wo sie achaische Streifen erwarteten.
Wo sie aber Achaier und Trojaner friedlich an Feuern sitzend vorfanden. Die Männer tauschten Nahrungsmittel, Wein und Geschichten aus, belachten die Torheit ihrer Fürsten und rätselten über den am Vortag ausgerufenen Waffenstillstand, den Gefangenenaustausch und die möglichen nächsten Ereignisse.
Keleos hatte befohlen, am Ufer einen großen flachen Kahn verfügbar zu machen; diesen beluden sie mit ihren Beuteln und den Handelsgütern. Ninurta dankte den Trägern (mit Worten und Silber), stieg als letzter in den Kahn und half, das schwerfällige Ding über den Fluß, dann gegen die Strömung des Simois in dessen Mündung zu rudern.
Sie sahen den Burghügel des steilen Ilios (Ilion, sagten die Achaier inzwischen, als ob sie damit die Stadt, die ein wehrhaftes Wesen war, zu
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