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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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einen Hammer. So, wie er in deinem Kopf arbeitet, müßte dein Gesicht voll von durchgedrückten Stempelungen sein – von außen eben umgekehrt zu sehen.«
    »Du tust mir bitteres Unrecht an, Assyrer. Ich bin der schlichteste und harmloseste aller Sterblichen.«
    Tashmetu schnaubte kaum hörbar.
    »Hörst du?« sagte Odysseus. »Deine ebenso wunderschöne wie wunderkluge Frau stimmt mir zu.«
    »Was wird mit dem Gold – für die Waffen?«
    Odysseus hob die Brauen. »Agamemnon wünscht, daß ihr abreist, sobald das Schiff bewegt werden kann. Das genaue Abwiegen wird sicherlich bis morgen dauern. Der König von Mykene gibt sein Wort, daß er dir das Gold zukommen läßt. Bald.«
    Ninurta pfiff leise durch die Zähne. »Sein Wort? Was ist das Wort des Königs wert?«
    »Sein Gewicht in Gold.«
    »Wie wiegt man ein Wort? Auf einer Waage, deren Zunge nicht ausschlägt, wenn man in die eine Schale eine Lüge und in die andere eine Wahrheit haucht?«
    Odysseus lachte und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Awil-Ninurta, Assyrer aus Ialysos, argloser Händler, den sein weiches Gemüt nicht am Erwerb von Wohlstand gehindert hat – ich glaube, dies könnte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein.«
    »Ich werde dich gelegentlich auf Ithaka besuchen und daran erinnern. Trotzdem: Was ist mit dem Gold, und wo sind die Seeleute der Bateia ?«
    Odysseus nahm seinen Arm und zog ihn mit sich; Tashmetu folgte.
    »Komm; wir suchen deine Seeleute. Was nun das Gold angeht, so wird es dir in ein paar Tagen überbracht werden. Wohin? Zur Bucht? Nach Troja?«
    »Vielleicht sollten wir doch hierbleiben, bis wir es haben«, sagte Tashmetu.
    Odysseus schnalzte mißbilligend. »Edle Fürstin, Agamemnon will, daß ihr heute noch abreist. Das Lager ist übervoll, und vor dem Hafen liegen Schiffe, eben angekommen, mit denen Aias, der edle Sohn des Telamon, weitere Vorräte zur Ergötzung der Krieger schickt, und ein paar Thrakerinnen zur Ernährung. Oder umgekehrt. Sie müssen entladen werden; es wird großes Gewirr herrschen. Reist ab.«
    »Ist es unklug, in der Höhle des Löwen mit diesem zu feilschen?« sagte Ninurta.
    »Es ist klug, nach ersprießlichem Feilschen die Höhle zu verlassen, solange genug Leben in den Beinen ist.«
    Südlich des Hafens, vor der fensterlosen Rückwand eines großen Lagerhauses, hatten die Achaier einen Teil ihrer Gefangenen zusammengetrieben: Hafenbewohner, die nicht rechtzeitig geflohen und weder als Sklaven noch als Dirnen verwendbar waren, Seeleute der im Hafen überraschten fremden Schiffe, trojanische Kämpfer aus den ersten Gefechten. In der Bucht hatte glühender Frühsommer alles ausgedörrt und ließ Regen als lustvoll ersehnten Traum erscheinen; hier oben, wo an den Meerengen kalte und warme Strömungen sich mischten und Winde aus der ganzen Welt miteinander tuschelten, hatte es immer wieder geregnet. Ninurta erinnerte sich, von der Bucht aus die Wolken im Norden gesehen und begehrt zu haben; nun wich das ohnehin nur erinnerte Begehren gründlich.
    Die Gefangenen saßen oder lagen auf dem nackten nassen Boden, zwischen Pfützen und eigenem Dreck, hinter einer Absperrung aus Erde und Steintrümmern, bewacht von Speerträgern. In einer Ecke des Gevierts hatten sie mit bloßen Händen eine Grube für Ausscheidungen ausgehoben, aber nicht alle schafften den Weg dorthin. Sie waren abgemagert und verdreckt; viele schienen krank. Dicker, breiiger, siecher Gestank lag über allem.
    »Ho, Männer von der Bateia , zu mir!« Ninurta wiederholte den Ruf mehrmals, auf Achaisch und Assyrisch und Luwisch.
    Sieben Gestalten. Vier konnten gehen, stützten zwei Taumelnde und trugen den siebten – schleiften ihn, denn sie waren zu schwach, ihn zu heben, und er konnte die Beine nicht mehr bewegen. Ninurta bemühte sich, den erbärmlichen Gestank nicht zu gründlich einzuatmen.
    Er kannte die Männer, wenn er auch die Gesichter kaum wiedererkannte. Die Namen. Zwei waren mit ihm auf der Yalussu gesegelt, alle gehörten seit Jahren zur Insel.
    Odysseus warf einen Blick auf den siebten Mann. »Sollen wir das erledigen? Überflüssig, ihn an Bord zu bringen und später ins Wasser zu werfen.«
     
    Aber der Rome Ahmose überlebte. Bod-Yanat nahm sich seiner an und versorgte ihn mit Kräutern und Sud und Brühe, als sie die Bucht erreicht hatten. Sie machten die Bateia neben der Kerets Nutzen fest. Die beiden morschen Söldnerschiffe hatte Fürst Keleos an den Strand schleppen lassen, wo seine Männer das Holz,

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