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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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erhalten hatten, zu bleiben); alle anderen hatten entweder ihre Häuser verlassen müssen, um Platz für die Truppen zu schaffen, oder sie waren freiwillig zu Freunden oder Verwandten innerhalb der eigentlichen Mauern gezogen.
    Im Gewirr der inneren Unterstadt ging es ähnlich zu wie in der Neustadt auf dem Nordufer; hier wie dort bemerkte Ninurta das Fehlen von Gestank. In der Neustadt wurden Abwässer und Kot gesammelt und auf die Felder am Rand des Restsumpfs gebracht; im eigentlichen Troja, erfuhr er von einem zahnlosen Bauern (der Mann saß im Schatten eines ausladenden Baums und lutschte an einem hellen Tuch, das er immer wieder in einen Bierkrug tunkte), leitete man »die Vielfalt rückwärtiger Einseitigkeit« (Tsanghar verschluckte sich fast, als der Bauer dies sagte) durch im Boden vergrabene Röhren zum Skamandros – »damit wir notfalls aus dem Simois trinken können und die Achaier unten am Skamandros hin und wieder an uns denken«. Nach mehreren Stunden des Suchens und Fragens fanden sie endlich Leukippe. Sie wohnte im Obergeschoß eines hellen, luftigen Hauses kurz hinter dem skäischen Tor; ein kahlköpfiger Sklave (Ninurta hielt ihn für einen Eunuchen und dachte, das sähe Leukippe ähnlich) führte sie in den weißgestrichenen Raum, in dem die ganz in Schwarz gekleidete Trojanerin auf dem Boden saß und den Oberkörper vor und zurückbewegte.
    Sie war fast zu Tränen gerührt, Ninurta und die anderen zu sehen und zu erfahren, daß ihre im Hafen zurückgebliebenen Seeleute mit der Bateia frei waren, wenn auch unter Aufsicht. Aber sie lehnte es ab, einen Versuch mit den Waffen zu unternehmen.
    »Ich bin zu oft hier, ich bin aus der Stadt«, sagte sie. »Alle wissen, was ich mitgebracht habe – und daß keine Waffen dabei waren. Priamos ist mißtrauisch, soweit er noch etwas sein kann außer alt und tückisch. Wenn ich morgen mit Waffen zu ihm oder seinen Söhnen käme, würden sie wissen wollen, woher sie stammen.«
    »Könnten wir einen anderen Händler einbeziehen? Einen hier ansässigen Mann?«
    »Es käme auf das gleiche hinaus. Woher stammen die eisernen Waffen? Wieso sind sie nicht sofort an den König geliefert worden, sondern erst, über welche dunklen Wege auch immer, an den Händler? Nicht zu vergessen: die Teilung des Gewinns.«
    Allmählich kam die alte Unrast zurück, oder kündigte ihre Rückkehr an. Sie war noch nicht ganz da, als andere zu handeln begannen und Ninurta die Entscheidung abnahmen.
    Zuerst hörten sie, im Lager der Achaier sei eine Seuche ausgebrochen; der Assyrer nahm an, daß es mit der Enge und den stinkenden Abwässern zu tun hatte. Und daß Odysseus zweifellos einen Weg fände, die Seuche zu seinen und Agamemnons Gunsten zu nutzen.
    Dann kehrten Aias und Achilleus mit ihren Truppen zurück, überreich beladen mit Beute. Gleichzeitig stockte der Nachschub an Nahrungsmitteln für die Stadt; die Achaier hatten zwar nicht das unmittelbare Hinterland, aber alle angrenzenden Gebiete verheert, verwüstet, zu Wüsten gemacht. Städte waren niedergebrannt, die Bewohner zu Tausenden hingemetzelt und versklavt worden; die Überlebenden flohen nach Süden und Osten. Noch herrschte in der Neustadt keine Not, aber die Preise stiegen schnell.
    Danach kam jene Nachricht aus dem Lager der Achaier, die in Troja zu gewaltigem Gelächter führte. Die Plünderer hatten neben Vieh, Getreide und anderen Vorräten auch Gold und Silber erbeutet, in ungeheuren Mengen, wie es hieß; und Sklaven; und schöne Frauen. All dies wurde im Heer verteilt, und die Führer erhielten besonders schöne Stücke. Die Tochter eines Apollon-Priesters war dabei, Gemahlin (jetzt Witwe) eines der von Achilleus getöteten Stadtfürsten. Nun hieß es, Apollon habe die Seuche ins Lager geschickt, weil er die Tochter seines Priesters nicht in Agamemnons Bett sehen wolle. Agamemnon, so der Spruch der Seher, müsse die junge Frau freigeben; worauf Agamemnon eine andere Frau verlangte, ebenso jung und schön und edler Abkunft – eine, die bei der Aufteilung der Beute dem Achilleus zugesprochen worden war. Es habe, sagten die Leute, die mit Achaiern gesprochen hatten, im Lager wüste Reden und Gegenreden gegeben – Agamemnon gegen Achilleus, Achilleus gegen die Welt, Nestor für und wider beide, schließlich Odysseus, dessen Ansprache ätzend und höhnisch gewesen sei. Er habe vorgeschlagen, die Belagerung abzubrechen und mit baumelnden Ohren und anderen Körperteilen heimzukehren, um sich bei den Ammen daheim

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