Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
Städten abspielten.
    Korinnos bewegte sich unruhig auf seinem Schemel; Ninurta legte ihm eine Hand aufs Knie und sagte:
    »Welche Fassung vom Hinscheiden des geliebten Palamedes haben die Händler ihm denn berichtet?«
    »Es heißt, Palamedes sei in einem baufälligen Brunnen gestorben, als er mit Diomedes und Odysseus lustwandelte. Nauplios behauptet, sein Sohn habe niemals den Drang verspürt, in Brunnen zu steigen, deren Zweck ja ein anderer sei; daraus zog er den Schluß, daß am Hinscheiden weniger der Brunnen als die Wandergefährten beteiligt waren, die als Mit- Feldherren durch den Tod des Palamedes mehr Macht und einen größeren Anteil der erhofften Beute bekämen.«
    »Ein schlichter und kluger Gedanke.« Ushardum nickte mehrmals. »Weiß man, wann die Achaier heimkehren? Sind sie schon aufgebrochen?« Er blickte Ninurta an. »Sie waren doch fast… fertig, als du abgefahren bist, nicht wahr?«
    Ninurta schwieg; mit dem Kinn wies er auf den Rome.
    Djoser schüttelte den Kopf. »Die wenigsten von ihnen.« Er erwähnte kurz den Aufenthalt im Hafen von Athen und die Reise an den weitgehend verwüsteten nördlichen Küsten; dann sprach er von jenem Hafen, der einst den Trojanern gehört habe und nun Niemandsland sei.
    »Einige, wenige, sind abgefahren; die meisten bessern ihre Schiffe aus, die andernfalls die Last der ungeheuren Beute nicht bergen könnten. Außerdem war es schon spät – zu spät, um bei strammen Nordwinden und winterlichem Seegang die Fahrt zu wagen. Sie sitzen in der Ebene, flicken ihre Boote, zählen die Reichtümer und werden im Frühjahr heimkehren.«
    »Hast du…«, sagte Korinnos.
    »Ich habe nicht, Ziehsohn des Palamedes. Es war nicht meine Aufgabe, die Achaier vor dem zu warnen, was sie daheim erwarten mag.«
    »Wie sieht es bei Troja aus?« sagte Ninurta.
    »Alle Geier der östlichen Gefilde halten dort eine Versammlung ab. Die Neustadt hat es nie gegeben; Trümmer der alten Unterstadt sind in den Simois gestürzt oder gestürzt worden und haben den Fluß halb gestaut, halb umgeleitet. Wo ihr gewohnt habt, ist nun alles wieder zum Sumpf zurückgekehrt. Die Burg? Ein Schatten in der Erinnerung, ebenso die Unterstadt. Im Hinterland leben die letzten Trojaner, wie es heißt, von Wurzeln und Würmern. Noch trauen sie sich nicht hervor.«
    Nach längerem Schweigen sagte Ninurta: »Hast du mit wichtigen Leuten geredet?«
    »Ah, siehst du, fast hätte ich es vergessen.« Djoser lächelte.
    »Odysseus entbietet dir Grüße; als Waffenbruder.« Ninurta fletschte die Zähne. »Danke.«
    Djoser verschränkte die Arme vor der Brust, nachdem er ein Wachtelbein zwischen die Zähne geschoben hatte. Um dieses Hindernis herum sagte er: »Zähnefletschen, mein Freund und Lehrmeister? Du wirst gleich noch mehr fletschen.«
    »Wieso?«
    »Der Fürst von Ithaka sagte, bei der, mhm, ›Räumung‹, so hat er es ausgedrückt, bei der Räumung der Unterstadt habe man größere Goldmengen gefunden, die dir zustehen. Er wollte sie mir nicht mitgeben, weil alles, wie er sagte, noch geordnet und gesichtet und aufgeteilt werden muß. Ich habe, als er danach fragte, erklärt, wie er uns finden kann. Ich habe ein wenig gegrübelt; dann dachte ich mir, es ist besser, eine große Menge Goldes zu bekommen, als auf sie zu verzichten. Ferner dachte ich, daß er ein alter Geschäftsfreund von dir ist, Ninurta, und, wie er sagt, Waffenbruder. Edler Fürst von Ithaka. Wem, wenn nicht ihm, soll man den Weg zur Insel verraten?«
    »Du hast ihm alles gesagt? Insel, Zufahrt, das Wort shashammu ?«
    »So ist es. Und ehe du mich tadelst – es war kein Fehler von mir, aus Leichtsinn begangen, sondern nach klugem Wägen. Wenn es ein Fehler war, dann ein durchaus absichtlicher.«
    Stille. Zaqarbal schüttelte immer wieder den Kopf, ohne den Rome anzublicken. Irgendwann lachte Kir’girim plötzlich; sie legte die Hand auf Kal-Upshashus Schulter und sagte:
    »Der gerissenste aller Achaier. Der tückischste aller Fürsten. Der Mann, dessen Bedenken weniger wiegen als der Furz eines Vogels… Ich möchte ihn gern sehen. Was meinst du, Schwester?«
    Kal-Upshashu fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Wir teilen, wie üblich. Ich freue mich auf das Frühjahr. Tadelt den armen Djoser nicht, Freunde – er konnte es nicht wissen, und es wird sicher kurzweilig.«
    »Ah, noch etwas.« Djoser redete hastig, offenbar bemüht, durch weitere Nachrichten von etwas abzulenken, was den meisten als unverzeihlicher Fehler erschien.

Weitere Kostenlose Bücher