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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Krankheit ätzten Risse in die Schachtwand. Und dann? Zerstreut lauschte er dem Gespräch, das sich um Geschäfte drehte – getane, erhoffte, mögliche. Djoser erzählte eben von neuen Goldfunden im Süden seiner Heimat, dort, wo das Pyramidenland Tameri ins »elende Kusch« überging, und Keret unterbrach, um – nur halb im Scherz – den jungen Mann nach der geheimen Zusammensetzung des Staubs zu fragen, der Gefäßen beim Brennen jenen wunderbaren dunkelblauen Ton gab. Zaqarbal verschwand durch den Vorhang zur Treppe, um auf halber Höhe in einem Verschlag sein Gedärm zu entleeren; er nahm ein Öllicht mit. Die anderen schwiegen, lauschten oder dösten: die beiden Achaier und der alte Ratgeber des Königs. Wieder suchte Tashmetu die Augen des Assyrers.
    All dies war nicht so, wie Ninurta es erwartet und erhofft hatte.
    Mit zwei Schiffen, Ninurtas Yalussu und der Gorgo von Minyas, hatten sie nachmittags die Bucht von Ugarit erreicht, an der Mole geankert und mit zwei Zöllnern, dann dem Kaimeister selbst verhandelt. Außer einigen Geschenken sollte alles an Bord bleiben, gut bewacht, bis der König Hamurapi sich über den anzuwendenden Abgabesatz geäußert hätte. Die Einteilung der Wachen. Der schnelle Gang zum Haus im Hafenviertel (ein Wohngebäude mit geräumigen, sicheren Schuppen, das sie vor Jahren dauerhaft gemietet hatten), um Reisebeutel und andere Dinge unterzubringen. Minyas blieb dort, um mit dem alten Verwalter Menena zu reden. Die beiden jungen Männer, die er auf der Yalussu ausbildete, ehe sie – im nächsten Jahr – eigene Schiffe haben würden, nahm Ninurta mit: zu Keret, dem wichtigsten königlichen Händler. Ein kurzes Gespräch, Geschenke, und Ninurta würde sich zurückziehen, während Djoser und Zaqarbal dem alten Kaufherrn die Zeit vertrieben. Zurückziehen ins Haus beim Hafen. Reinigen, frische Kleider, und irgendwann käme Tashmetu, Gefäß aller Köstlichkeiten der Nacht…
    Statt dessen saßen sie um Kerets Lager. Mit Rap’anu, dem Rat des Königs. Mit einem Achaier namens Araksandu und seiner wortkargen verschleierten Gemahlin Hhalini. Ninurta, des Achaischen mächtig, übersetzte sich die Namen als Alexandras und Helena. Die beiden waren offenbar nachmittags mit einem eigenen Schiff angekommen und kurz vor den Händlern bei Keret erschienen, mit Empfehlungen eines Geschäftsfreunds aus Pylos.
    Und Keret hatte Rap’anu von einem Boten herbitten lassen, und Tashmetu, tugendhafte junge Gattin des greisen Kaufherrn, mußte die Gastgeberin spielen. Und Ninurtas Geschenk für Keret lag eingerollt neben dem Vorhang; Keret hatte abgewinkt und die drei Händler ins Gespräch gezogen, und jeder Versuch Ninurtas, sich zurückzuziehen, endete mit einer neuen Frage des Hausherrn.
    Ninurta seufzte lautlos. Waschen, trinken, Tashmetu: die Schätze ihrer kühlen Rede und die ihrer heißen Zunge. Ertrinken in den grünen Augen, diesseits der Welt die Lande lichter brauner Haut durchstreifen; gestaut und verströmt und geronnen, Worte tauschen erinnern entinnern köstliche Nacht und kostbares Nichts und die fahlen Schleier des Morgens zum Schutz von Kerets Ansehen…
    Aber er saß da und lauschte Keret, der Djoser nach Krieg und Frieden befragte; der fragte, was der Herr des Landes Tameri beschließen mochte.
    »Seit Beye seine Ämter verloren hat, erfahren wir nicht mehr genug«, knurrte Rap’anu.
    Ninurta fing den fragenden Blick des erleichtert zurückgekehrten Zaqarbal auf. Leise, um die anderen nicht zu stören, sagte er: »Beye, höchster Verweser der Macht unter der Königin Tausret, war Sohn eines Amurru-Fürsten und einer Ugariterin. Er sorgte für besonders gute Beziehungen zwischen dem Binsenland und den Gebieten hier im Norden. Seit er von Tausrets Nachfolger mit Mißtrauen belehnt und durch Ungnade ausgezeichnet wurde, fließen die Nachrichten weniger gut.«
    Rap’anu zwinkerte. »Das hat zwei Seiten.« Er schien die leisen Worte des Assyrers gehört zu haben. »Die andere Seite ist, daß ein mißtrauischer Herrscher für die Belange des eigenen Landes besser ist als ein leichtgläubiger. Hamurapi ist« – dies sagte er sehr laut – »Fremden gegenüber äußerst mißtrauisch.«
    Offenbar begehrte Alexandros ein Gespräch mit dem König, das Keret und Rap’anu vermitteln sollten. Der Achaier, ein schlanker, kraftvoller Mann mit glattem Lächeln und geschmeidiger Zunge, schien kein einfacher Händler zu sein. Händler, sagte Ninurta sich, reden von Krieg und Frieden im Hinblick

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