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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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alten Seßhaftigkeit und kehrte heim nach Tameri. Tsanghar hatte kein Heimweh, aber der alte Kaidu, nicht mit Khanussu aufgebrochen, erzählte so wilde Geschichten von den Ländern im Osten und dem unvergleichlichen Leben im Grasland, wo man nicht zu Fuß ging, weil die Götter den Menschen Beine zum Reiten gegeben haben, daß der Kashkäer eines Tages sagte: »Vielleicht können die ja etwas mit meinen Reitschlaufen anfangen. Oder sogar mit Zeichenstempeln. Und mal sehen, was mir dort noch einfällt.«
    Korinnos ging an Bord der Kynara ; er erinnerte sich an die wunderbaren Paläste von Knossos, die er als Knabe gesehen hatte, zweimal, mit Palamedes; bei der Aufteilung des Goldes blieb so viel für ihn, daß er sagte, er werde erst eine Weile nichts tun, in Knossos oder einer anderen Stadt, und dann vielleicht ein kleines Schiff bauen oder kaufen, um sich auf See zu langweilen.
    Tashmetu und Ninurta segelten mit einem neuen Schiff und alten Seeleuten nach Norden, zusammen mit Tsanghars kleinerem Boot. Sie besuchten Aineias; vor Troja trennten sich die Wege, da Tsanghar und Kaidu mit dem kleinen Schiff, das den Wellenfurcher hatte und für Notfälle im Heck die Trampelwalze, in die Meerenge aufbrachen, nach Osten, um zu sehen, ob jenseits von Kolchis wirklich keine Wasserstraßen mehr zu erkunden wären.
    Im Herbst erreichte die neue Yalussu Kydonia, am Westende Kretas, wo Korinnos sich aufhielt. Er bat sie, den Winter bei ihm zu verbringen, aber Tashmetu war rastlos und Ninurta unruhig.
    »Wir werden Khanussu besuchen«, sagte der Assyrer. »Und sehen, welche Inseln und Festlande westlich von Shardania liegen. Noch ist es nicht zu spät im Jahr; vielleicht kommen wir nur bis Ithaka oder Tyrsa, oder wir stören am westlichen Rand des Libu-Lands den Chanani und Kynara beim zehntausendsten Versuch, die eine unübertrefflich lustvolle Art der Paarung zu finden.«
    »Kommt ihr zurück?«
    Tashmetu nickte; Ninurta hob die Schultern.
    Korinnos lachte. »Du sagst kaum, sie sagt ja, also sehe ich euch. Was treibt euch nach Westen? Ist das Meer hier nicht mehr salzig genug?«
    »Es ist öde, an Land.« Ninurta deutete in die Nacht, allgemein nach Osten und Norden. »Aineias wird, mit Glück, als uralter Mann in einer bewohnbaren Kleinstadt sterben. Menelaos hat Agamemnons Sohn Krieger gegeben, und nun, da Klytaimnestra und Aigisthos tot sind, wird Orestes wohl eine einfallslose Achaierherrschaft begründen. Athen ist langweilig wie immer; ich glaube nicht, daß dort je etwas Bedeutendes geschieht. Der Osten ist wirr. Tameri? Man könnte Djoser besuchen, aber mir sind dort zu viele Priester. Nein, laß uns den Westen betrachten.«
    Korinnos sah die beiden an, die ihm gegenübersaßen, in der Hafenschänke. »Morgen früh?«
    Ninurta nickte; Tashmetu schob den Arm unter seinen. »Ja«, sagte sie. Dann lächelte sie und fuhr sich durch das immer stärker ergrauende Haar. »Unsere Sonnen sind im Osten aufgegangen, Korinnos. Er ist vierundvierzig, ich werde bald vierzig; da ist es ziemlich, die Gegenden des Sonnenuntergangs zu sehen. Vielleicht erfahren wir dort, was auf uns wartet, wenn unsere Sonnen sinken.«
    Korinnos seufzte leise. »Ich werde euch vermissen. Kommt irgendwann zurück, hört ihr? Und sei es nur, um mir zu erzählen, daß hinter dem Meer ein zweites liegt und dahinter ein drittes, und daß es überall gleich langweilig ist. Das werde ich dann dem seßhaften Rome schreiben, und er wird nicken und sagen, er hätte das immer schon gewußt.«
    »Wenn du ihm schreibst, grüß ihn von uns«, sagte Ninurta. Tashmetu blickte ihn von der Seite an, mit einem etwas verhangenen Lächeln. »Und schreib ihm«, sagte sie, »daß alle Tage und alle Nächte gut waren.«
    Ninurta grinste. »Ja, schreib ihm das. Und schreib, ich hätte gegrinst, sonst hat er wieder nichts mehr zu grübeln.«
    BRIEF DES KORINNOS (IX)
    So weit, alter Freund. Die Rollen sind nun beschrieben. Es ist alles gesagt – bis auf zwei Dinge. Der Vollständigkeit halber sollte ich dir mitteilen, seßhafter Rome, daß die Göttin Tashmetu, der wir alle das Leben verdanken und ein Ungeheuer den Tod, dir ausrichten läßt, daß die Tage und Nächte allesamt gut waren. Der Assyrer hat dazu gegrinst.
    Das zweite Stückchen, das noch fehlt, ist dies. Du weißt, wie ihm die Könige ihre düsteren Botschaften ins Gemüt gesenkt und mit Zauber versperrt haben – Zauber, den die Lieblichen der Grotte, die nicht mehr sind, durch einen Trunk lösen konnten, den jene

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