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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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tatsächlich geholfen, Erinnerungen an Schattendrachen und den Löffel des Madduwattas besser tragen zu können.
    Hier ist die Lösung, alter Freund. Einfach und albern, als ich endlich darauf kam. Ninurta ist durch drei Zungen gewandert , um diesen Unfug zu verfertigen: deine, die von Ashur und die der Achaier.
    Ich habe zehn Atemzüge mit dem Schreiben aufgehört, um dir Zeit zum Denken zu geben. Du hast es noch nicht gefunden, nicht wahr? So nimm dies als vorläufigen Abschiedsgruß, o Djoser:
    In deiner Zunge, Rome, mach rome zu mero , dann erhältst du die innere Wüste des Menschen Ninurta, des Unmenschen. Und bewahre me und ro in deinem Busen, zu baldiger Weiterverwendung. Wandle me und ro ein wenig ab, etwa zu mai und ra … ob das Trugbild väterlicher Wünsche, des Priamos Wunsch nach einem Bündnis gegen die Hatti, eine chimaira war? Der Säugling schrie, sagte Ninurta, wie ein achaischer Ziegenbock, chimairos , und wie ein assyrischer Esel, imeru , und insgesamt war er ein achaisches Pfand, eine Geisel, omeros . Ob Peri- Ammu, den die Achaier Priamos und die Luwier Prijamadu nannten, seinem Sohn einen geiselähnlichen Namen gab? Mit dem Hauch des Eselbrüllens vorn: Homeros? Ich weiß es nicht, aber eine bessere Lösung fällt mir nicht ein. Heil, hohes Alter, o Djoser, Wohlstand und Wiedersehen – Korinnos, genannt Ilieus, Kydonia.

18. SOLONS NACHLASS
    Solons Reisegefährten füllten das Deck der Glauke und die langen Tage und Nächte der Fahrt mit Geschichten über treffliches Feilschen, ungeheuren Gewinn, die gewichtigen Brüste und hurtigen Schenkel der einen oder anderen Frau; die Schweigsamkeit des Atheners endete, bevor sie auffällig werden konnte, nach zwei oder drei Tagen.
    »Rollen, und Gold«, sagte er, als sie nach seinen Gütern fragten.
    »Gold?« sagte Pylades. »Gold ist immer gut, aber wozu Rollen?«
    »Wenn ich das wüßte«, sagte Solon, »wäre ich klüger, als du glaubst; jetzt allerdings bin ich weit dümmer, als ich je befürchtet hätte.«
    Von Ägypten aus fuhren sie nach Nordosten, besuchten die Häfen der Phönikier und Assyrer, verbrachten einige Tage auf Kypros, mieden die stürmischen Vorgebirge Kilikiens und erreichten die Inseln vor den Küsten Asiens, als der Sommer zur Neige ging. Überall suchte Solon nach Spuren, und fast überall hörte er Bruchstücke alter Lieder oder Geschichten. Oft waren es Fetzen längst verwehter Erinnerungen, von den Menschen, die sie ihm weitergaben, zu neuen Erzählungen verwoben.
    Im kyprischen Salamis sprach eine alte Schankfrau (sie hieß Batsheba) von ihren Vorfahren, die kleine Fürsten in der Nähe von Karkemish gewesen seien und sich Hatt nannten; sie erwähnte auch ihre Großmutter als Quelle wilder Geschichten. Die Großmutter, sagte sie, habe Tarhuntasa geheißen. In Ialysos fand er einen assyrischen Händler, Sin-Abushu, dessen Frau Kir’girim sehr erfreut war, einen Athener zu treffen, der wußte, daß ihr Name Garten des Feuers bedeutete. In Ephesos sprach er mit Männern, die auf dem Markt Schafe verkauften; er stellte fest, daß ihr Hellenisch ungewöhnlich kehlig klang, und als er fragte, woher sie stammten, nannten sie ihm Namen von Bergdörfern, in denen man noch die alte Sprache redete, luvissa , und einer kannte den Beginn eines alten Liedes, in dem Krieger von der Heimkehr berichteten nach einer großen Schlacht: »Als wir das steile Wilusa verließen…«
    Zum steilen Ilion gelangten sie nicht; die Herbstwinde ließen schnelle Heimkehr nach Salamis zu. Dort verbrachte Solon den Winter, brütend über den Rollen, die er aus dem Tempel zu Sais mitgebracht hatte.
    Odysseus half ihm; einige Sätze des Weitgereisten, die dieser in der Grotte gesagt hatte, enthielten die Lösung des Unlösbaren, oder jedenfalls einen Hinweis darauf, wie der unlösbare Widerspruch zu umgehen wäre. Denn Solon rang mit sich. Er hatte aus den Überlieferungen, den Göttern und Helden, aus den Tagen und Werken des Hesiodos und den unsterblichen Gesängen des anderen die neuen Gesetze für das friedliche Zusammenleben der Athener geschaffen, einen Boden: Steine der Vergangenheit, Mörtel der Gegenwart, Grundmauer der Zukunft. Er wußte, schmerzlich wußte er, daß viele Steine falsch eingesetzt waren und andere Lüge; und es ist nicht gut, sagte er sich immer wieder, das Zusammenleben der Menschen auf Wahrhaftigkeit begründen zu wollen und dabei zu wissen, daß diese Wahrhaftigkeit erlogen ist. Nein, nicht erlogen – aus wahren Stückchen von

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