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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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fort?«
    Buqar machte keine Anstalten, in die Kammer zu steigen.
    »Fort. Zunächst. Aber sie bleiben in Tarkush, auf jeden Fall bis morgen.«
    »Suchen sie noch?«
    Buqar schnitt eine Grimasse. »Man weiß es nicht. Die schorfigen Gedanken hethitischer Unterführer…« Er kicherte und berichtete von dem Gespräch.
    Man hatte die Gefangenen in einer Stallung am Ortsrand untergebracht, wo sie von wenigen Männern bewacht werden konnten; die übrigen Krieger durchkämmten die Stadt. Die besseren Häuser wurden vom Unterführer, der den Zug leitete, aufgesucht; zu Buqar war er mit drei Kriegern gekommen. Buqar hatte ihn freundlich empfangen, Wasser und Wein angeboten, das Haus gezeigt, sogar eigenhändig den Abwasserschacht geöffnet.
    »Und dann hab ich ihm die Tafel abgekauft«, sagte er mit leichtem Glucksen in der Stimme.
    »Du hast was ?« Ninurta hob die Brauen.
    »Die Tafel, auf der Hamurapi, Mäusekönig von Ugarit, dem räudigen Shupiluliuma die Überstellung des assyrischen tamkar Awil-Ninurta zu Folter, Befragung und allgemeiner Verwendung mitteilt.«
    Ninurta nickte langsam; sein Grinsen wurde breiter.
    »Es steht da auch, daß dieser Assyrer unter dem Vorwand, Aufträge Hamurapis zu erledigen, mit dem bösen Feind in Ashur gesprochen und ihn gegen die Befehle der Hatti mit Waren und Kenntnissen versorgt hat. Gesetzesbrecher und Spitzel, bah bah bah.«
    Lamashtu sagte: »Wozu hast du die Tafel gekauft, Herr?«
    »Für meine Sammlung seltener und aufregender Gegenstände. Diesen Grund hat der Krieger halb verstanden. Ganz verstanden hat er, daß zwanzig shiqlu Silber für ihn und je einer für jeden seiner Krieger eine gute Sache sind. Und wenn er in Hattusha keine Sendschreiben abliefert, die einen Assyrer verzeichnen, wird in Hattusha niemand einen Assyrer vermissen. Er wird unterwegs abhanden gekommen sein; vielleicht ist er mit seiner Begleiterin in eine Schlucht gestürzt.«
    »Aber ganz Tarkush weiß natürlich von der Suche.«
    Buqar zerrte an einem seiner langen Ohrläppchen. »Das ist wahr, und es ist traurig. Alle wissen; jemand könnte euch sehen; irgendwer mag vielleicht die Hatti doch und meldet es der Festung. Ihr seid dann wahrscheinlich schon fort, aber mein Kopf sollte noch länger auf den Schultern bleiben, nicht auf einer Lanze.«
    »Was sollen wir tun?«
    Buqar blickte an sich hinab und verzog den Mund. »Warum stehe ich eigentlich im Kot? Mach Platz.« Er kam nun doch zu ihnen in die Kammer und ließ sich auf dem Bett nieder.
    »Wir müssen weg, nicht wahr?« sagte Ninurta.
    »Du sprichst nützliche Dinge gelassen aus, Freund. Ich habe bereits einen vertrauenswürdigen Diener losgeschickt.« Buqar beschrieb den Weg flußab, kaum tausend Schritte südlich der Stadt; dort beginne bei einer Gruppe von sechs Bäumen ein Pfad, der durch ein Nebental auf die westliche Hochebene führe, zu einem Gehöft. Der dortige Aufseher sei nicht nur zuständig für Rinder, Früchte und Ziegen, sondern alsbald auch für die Bereitstellung von zwei Eseln, Kleidung, Vorräten und einem Nachtlager.
    »Besser, wenn euch hier keiner sieht. Die Gemahlin – jene, der man gehorchen muß – wird sich die Augen ausweinen, daß sie den dummen Assyrer nicht verspotten durfte.«
    Ninurta lächelte; er erinnerte sich an die junge Frau des Händlers, an ihre schnelle spitze Zunge und die angenehmen Abende. Damals. »Sprich ihr mein Bedauern aus. Niemand hat mich je so kunstfertig verhöhnt, und meine Leber schmerzt ob des Verlusts.«
    »Ich gebe es weiter. Hilf mir.« Buqar streckte ihm die Hand hin; Ninurta zog ihn vom Bett hoch. Der Händler ging zu einem der Gestelle, verschob Gefäße und hielt zwei umwickelte, längliche Gegenstände in der Hand.
    Ninurta nahm sie entgegen und öffnete die Verschnürung. Es waren zwei scharfe Kurzschwerter.
    »Man weiß ja nie«, knurrte Buqar. »So. Und zwei gute Messer, damit ihr nicht hilflos gegenüber einem Braten seid. Und … dies.«
    Der Beutel, den er dem Assyrer reichte, wog etwa vier Minen und enthielt Gold und Silber: Bröckchen, Splitter, von Minenbarren abgeschlagene Scheiben.
    »Halt den Mund«, sagte Buqar, als Ninurta ihm danken wollte. »Und macht, daß ihr wegkommt. Bald wird es dunkel; in der Dämmerung ist der Pfad gut zu gehen, und wenn man ihn einmal gefunden hat, auch in der Nacht.«
     
    Wo das Abwasser in den Strom floß, lag ein kleines Boot. Lamashtu mußte sich legen, um vom Ufer aus unsichtbar zu sein; Ninurta, mit einem breitkrempigen Strohhut, wie

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