Troja
heimgekehrt sei. Die Gesandten wurden im Haus des Antenor untergebracht, eines aufrechten Mannes, der die Gesetze der Gastfreundschaft ebenso achtete wie die der Menschen und der Götter.
Einige Zeit darauf kehrte Alexandros mit seinen Brüdern und Helena, den anderen Frauen und der sonstigen Habe heim. Priamos sprach mit den Söhnen und ließ sich von ihnen berichten; währenddessen empfing seine Gemahlin Hekabe Helena. Die Spartanerin sprach zur Luwierin von den Vorzügen und Nachteilen dieser und jener Männergattung, erzählte von den unerfreulichen Gestalten namens Agamemnon und Menelaos, mit denen das Lager zu teilen ihre ältere Schwester Klytaimnestra und sie gezwungen worden seien. Zwar gehe in den meisten Fürstentümern, wie früher üblich, die Königswürde nicht nur an einen Sohn, sondern durchaus auch an eine Tochter und durch sie an den Schwiegersohn weiter, doch habe die Tochter keinerlei Rechte mehr, wogegen sie früher Königin gewesen sei, nicht nur Gemahlin. Später sprach sie auch mit Priamos, den sie unter Tränen beschwor, sie nicht den rohen Achaiern auszuliefern; überdies habe sie aus dem königlichen Haushalt – ihr Erbe, nicht Erbe des Menelaos – lediglich einige Gegenstände des täglichen Gebrauchs mitgenommen. Es könne weder von Entführung die Rede sein noch von Raub.
Am nächsten Tag betraten Menelaos und die anderen Gesandten den Raum, in dem der Rat versammelt war. Menelaos forderte harsch die Rückgabe der gestohlenen Güter und der geraubten Gemahlin. Wie bei den Trojanern üblich, aber bei den Achaiern verschmäht, erlaubte Priamos danach der Helena, ihre Sache selbst vorzutragen. Sie sagte, sie sei aus eigenem Willen aus einem trüben Palast und aus der Gemeinschaft mit einem über die Maßen öden Gemahl abgereist und habe nichts mitgenommen, was nicht ihr Eigentum sei. Sie wolle keinesfalls mit Menelaos zurückreisen, und das gleiche gelte für die anderen Frauen.
Nach ihr ergriff Odysseus das Wort, hatte aber noch nicht viel gesagt, als Menelaos die Beherrschung verlor und zu brüllen begann. Außer sich vor Wut verließ er die Versammlung und zwang die anderen, ihm zu folgen. Ihr Gastgeber Antenor warnte die Fürsten: Dank Helenas Rede und Schönheit, die alle Trojaner bewegt habe, und vor allem dank des schlechten Betragens von Menelaos seien sie in Troja nicht mehr sicher; er riet ihnen, bald abzureisen, solange er sie noch schützen könne.
Dies taten sie; am nächsten Tag bestiegen sie ihre Schiffe. Menelaos, Palamedes und Odysseus fuhren westwärts heim über das Meer, zur Beratung mit den übrigen Fürsten von Achiawa in Argos, dem Königssitz des Diomedes. Man lauschte den Berichten über die Vorgänge in Troja und erörterte alles. Am Ende beschlossen sie, daß es unvermeidlich sei, Priamos und seinem Reich den Krieg zu erklären. Jeder solle die nötigen Vorbereitungen treffen, die waffenfähigen Männer versammeln, Rüstung betreiben und Vorräte horten. Sie kamen überein, sich binnen kurzem wieder in Argos zu treffen.
Zur festgesetzten Zeit erschien als erster Aias, Sohn des Telamon aus Salamis, überaus berühmt ob seines Mutes und seiner Kraft. Mit ihm kam sein Bruder Teukros. Nicht lange danach trafen Idomeneus und Meriones ein; dann Nestor mit seinen Söhnen Antilochos und Thrasymedes; ihnen folgte Peneleus mit seinen Verwandten Klonios und Arkesilaos. Danach die Fürsten Boiotiens, Prothoenor und Leitos, ebenso Skedios und Epistrophos aus Phokis, Askalaphos und Ialmenos aus Orchomenos, ferner Diores, des Phyleus Sohn Meges und Thoas, Sohn des Andraimon. Aus Ormenion kamen Eurypylos, Sohn des Euaimon, und Leonteus.
Nach diesen traf Achilleus ein, Sohn des Peleus und der Thetis. Er war damals in den ersten vollen Mannesjahren, groß, von angenehmem Äußeren, und er übertraf alle Männer an Tapferkeit, dem Streben nach Ruhm und dem Eifer, kriegerische Taten zu vollbringen. Allerdings neigte er auch zu überstürzten Gewalttaten und einer Wildheit, die sich über alles Herkommen hinwegsetzte. Bei ihm waren Patroklos und Phoinix, der erste sein Vetter und getreuer Freund, der zweite sein früherer Vormund und Lehrer. Als nächster kam Herakles’ Nachfahr Tlepolemos, gefolgt von Phidippos und Antiphos, ebenfalls Nachkommen des Herakles, prächtig anzusehen in prangendem Waffenschmuck. Danach Protesilaos und Podarkes, Söhne des Iphiklos. Ebenso anwesend Eumelos aus Pherai, dessen Vater vor langer Zeit dem Schicksal einen Streich gespielt hatte, als
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