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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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und sagte: »Wieviel schuldest du mir?«
    »Noch habe ich ein Guthaben bei dir.«
    »Dann sollte ich dich ausliefern.«
    Er ging voraus, in den engen Flur, wandte sich nach rechts. Am Ende des Gangs führten Stufen hinab in einen Raum, der etwa auf Höhe des Hofs liegen mochte. Hier standen Krüge mit Öl und eingelegten Früchten, Körbe mit Trockenobst, schlichte Holzkisten mit Getreide; in einem Gestell sah Ninurta spitzbödige Gefäße, die vermutlich Wein enthielten.
    »Pack an.« Buqar bückte sich zu einer der Kornkisten; Ninurta half ihm, sie zu verschieben, dann die nächste. Buqar kniete nieder und zerrte an einem klobigen Griff; die Holzluke, die sich quietschend öffnete, war unter Staub, Mehlresten und Bröseln nicht zu sehen gewesen. Etwas mehr als eine Mannslänge unter der Öffnung gluckerte Wasser.
    »Es stinkt«, sagte Ninurta.
    »Ein Bach, der Abwässer zum Fluß bringt. Ihr werdet ein wenig durch Scheiße waten. Die Wände sind aus Ziegeln; auf der rechten Seite, unter diesem Haus, weichen einige Ziegel zurück, und in der Mitte springen zwei ein Stückchen vor. Sie hängen zusammen; du mußt dagegendrücken. Dahinter ist eine Kammer.« Er sah sich um. »Es kann dauern. Nehmt am besten etwas mit. Wein, Wasser, Früchte. Und – leise.«
    »Wasser wäre nicht schlecht. Wo…?«
    Buqar nickte. »Ich bringe euch einen Balg. Und etwas für die Vorräte. Steigt schon mal hinunter.«
    Ninurta ließ sich in den Schacht gleiten. Die Stelle mit den unregelmäßigen Ziegeln war mühelos zu ertasten. Er drückte. Etwas gab nach, fast lautlos; aus der Öffnung fiel mattes Licht. Eine niedrige Kammer lag dahinter; er sah Gestelle, Kisten, zusammengerollte Felle.
    »He, seid ihr da?«
    Lamashtu, unter der Schachtluke, nahm einen Ziegenbalg entgegen und reichte ihn dem Assyrer, der den Wasserbehälter vorsichtig in die Kammer setzte. Eine kleine Kiste mit Brot, Früchten, Schinken, einem Messer und zwei Tonbechern folgte; zuletzt reichte Buqar ihnen einen verstöpselten Krug.
    »Mein bester Wein. Jetzt verschwindet. Die Öffnung von innen Versperren, hörst du? Und seid leise.«
    Die beweglichen Ziegel waren an einer Holzplatte befestigt, die in gut geölten Metallangeln hing und rundum mit glattem, vermutlich wasserdichtem Leder bezogen war. Er drückte die Tür sanft zurück in die Öffnung und schob zwei Riegel vor.
    Seitlich unter der Öffnung standen zwei Holzbottiche, zur Reinigung und zur Entleerung; daneben hing ein sauberes Wolltuch, und auf einem Wandbrett lag ein dicker Schwamm.
    »Es ist für alles gesorgt.« Lamashtu flüsterte; dabei wies sie auf den Schwamm. »Dein Freund ist ein Liebhaber der Reinlichkeit.«
    Ninurta goß ein wenig Wasser aus dem Balg in den einfachen Bottich; der andere hatte einen breiten, flachen Rand und war offenbar zum Sitzen gedacht. »Waschen«, sagte er, »und durch die Öffnung ausgießen, solange es noch geht.«
    »Fang an, Herr. Ich räume inzwischen.«
    Ninurta streifte die von Obst und Gassendreck besudelten Kleider ab. »Sparsam«, murmelte er. »Trinken ist wichtiger.« Über den Bottich gebeugt wusch er sich Gesicht, Schultern, Brust, Achselhöhlen und Gemächt; dann hockte er sich in den Bottich und reinigte After, Füße und Beine. Es war so angenehm, naß und kühl zu sein, daß er aufs Abtrocknen verzichtete. Leise schob er die Riegel zurück, öffnete die Tür, leerte den Bottich ins fließende Abwasser und lehnte die Tür an.
    »Jetzt du. Schnell und leise.«
    Er goß frisches Wasser nach; dann sah er sich gründlich in der Kammer um. Sie war trocken und luftig, und hoch genug, so daß man darin aufrecht stehen konnte. Das matte Licht fiel durch Lücken zwischen den Steinen und Ziegeln an einer Seite. Durch eine der Lücken sah er, vielleicht eine Armlänge entfernt, eine zweite Mauer mit ähnlichen Durchlässen für Licht und Luft. Dahinter lag das Flußufer. Wer auch immer von dort hineinzuspähen versuchte, würde nichts sehen außer Leere und, vielleicht, einer zweiten Wand. Er schloß die Augen und erinnerte sich an Buqars Haus. Die Kammer mußte halb unter seinem Arbeitsraum liegen und halb unter der überdachten Terrasse, auf der er vor Jahren zahlreiche heitere Abende mit Wein und guten Gesprächen verbracht hatte.
    Lamashtu planschte im Bottich; das Geräusch riß ihn aus den Erinnerungen. Er sah sich weiter um. Buqar schien auf alle Notfälle vorbereitet; ein niedriges, kräftiges Bettgestell mit Decken und den zuerst ungenau erblickten Fellrollen

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