Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
auf, mit denen er unbegreifliche Dinge basteln wollte, seit die Seekrankheit und der Kopfschmerz ihn verlassen hatten. »Was plagt deine Leber, Herr?« Dann folgte er Djosers Blicken.
    »Ach«, murrte er. »Nun ja. Dein Vergnügen.«
    Nach Sonnenuntergang hatten sie den Hafen von Ugarit verlassen, nur kurz, wie sie dem Kaimeister sagten: Die Sklaven, die am nächsten Tag dem König übergeben werden würden, sollten noch einmal rudern, damit die Händler und ihre Steuerleute feststellen konnten, ob die Ladungen ordentlich verstaut und befestigt seien und ob die Schiffe sich lenken ließen. Außerhalb des Hafens, umfangen von den gnädigen Schleiern der Nacht, steuerten sie nach Süden und ankerten etwa eine Meile entfernt von der südlichen Landzunge und vom Viertel der Gerber.
    Es war eng an Bord der Schiffe, mit all den Sklaven und Lagerarbeitern samt Familien und den Seeleuten. Zaqarbal hatte auf dem anderen Schiff ein Öllicht angezündet, hinter grünlichen Glasstücken, die den Wind abhielten.
    Mitten in der Nacht kam dann der alte Menena mit einem kleinen Ruderboot, in dem Menenas runzlige Frau den blutüberströmten Kopf des Freigelassenen Tsanghar im Schoß barg. Menenas Geschichte (und die von Tsanghar) war einfach, erwartet und unerfreulich. Tsanghar und Lamashtu hatten Ninurta schützen wollen; Bewaffnete – möglicherweise Hatti – hatten den Händler beim Verlassen des Palasts niedergeschlagen, ebenso Tsanghar. Den Kashkäer ließen sie liegen, da er sich nicht mehr regte; Ninurta und Lamashtu wurden weggebracht, nach Norden, wo die Hatti im Sommerpalast des Königs hausten. Als niemand zum Lagerhaus der Händler zurückkehrte, war Menena losgezogen, hatte Tsanghar gefunden, der eben wieder zu sich kam und erzählte, was zu erzählen war; zwei Jungen, die sich beim Palast herumtrieben, erzählten alles Weitere. Und als Menena mit Tsanghar, den er halb stützte und halb schleppte, wieder in die Nähe des Lagerhauses kam, sah er dort Fackeln und hörte Waffen klirren: Krieger des Königs. Er sei nicht ganz sicher, sagte er, glaube aber, Rap’anu sei bei den Kriegern gewesen. Sicher dagegen war er, was eine andere Person betraf: Der Gesandte des Großkönigs, oft in der Stadt, ansonsten zwischen Ugarit und Hattusha reisend, stand bei der Truppe und gab Anweisungen.
    Morgens, als sie die Anker einholen und den ablandigen Frühwind ausnutzen wollten, sahen sie aus der Ferne sieben Schiffe, die von der Landungsstelle am Sommerpalast ablegten und nach Norden fuhren. Menena ruderte noch einmal an Land und kam bald zurück mit der Nachricht, daß die Haiti Verbrecher, Sklaven und andere Gefangene, darunter einen ohnmächtigen Mann und eine schmächtige Frau, die sich um ihn kümmerte, an Bord der Schiffe gebracht hätten; das Ziel sei Ura.
    Und nun? Djoser trat zurück an die Heckwand, um die Seeleute und die beiden Steuerleute nicht zu behindern. Das Segel wurde umwickelt und festgemacht; längs und quer über das Schiff verlaufende Leinen mußten gestrafft oder gelockert, gelöst oder befestigt werden; der Steuermann an der rechten Seite rief irgend etwas, das sich auf die Anzahl der noch erforderlichen Ruderschläge bezog. Bald würde die Yalussu mit geringer Restgeschwindigkeit den Strand erreichen und mit Knirschen und Rucken den Bug auf den Sand schieben. Dann würde Djoser nach letzten Anweisungen von Bord gehen und Tashmetu auf der Kerets Nutzen die guten Nachrichten überbringen.
    Er haßte die Aussicht darauf, die die Aussicht auf den Hafen, die Häuser, das Land und die Bucht besudelte. Häßliche Häuser, häßliche Stadtmauern, eine abscheuliche Burg, in der ekelhafte Menschen sitzen mußten. Er versuchte sich an einen Satz seines Vaters zu erinnern – wann war das gewesen? Vor fünfundzwanzig Jahren? Djosers Vater, erfolgreicher Händler mit einem außerordentlichen Einfall. Kewab hatte Jahre zuvor vom uralten Herrscher Userma-atre-setepenre die Erlaubnis erbeten und erhalten, unnützes Kleinzeug, Bruchstücke, Trümmer, Splitter aus den königlichen Steinbrüchen abräumen zu dürfen, gegen Zahlung von zwei Schafen oder ihrem Gegenwert in anderen Waren, zwei Schafe jeden Mond. Erstaunlich, welche Preise sehr bald wohlhabende Männer für Brennziegel aus Ton, Steinstaub und Splittern zu zahlen bereit waren, für kleinste behauene Stücke zur Verwendung beim Hausbau in der großen Stadt, die so weit unterhalb der Steinbrüche am Fluß lag… Fünfundzwanzig Jahre, ja; Kewab hatte seinem damals

Weitere Kostenlose Bücher