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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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handeln?«
    »Das hast du mir nie gesagt. Wer weiß denn genug, um zu brauen, zu sieden, zu verdünnen und zu handeln?«
    »Zwei Babilunierinnen. Kir’girim und Kal-Upshasu. Kir’girim ist aus Nippur, die andere aus Kish. Du wirst sie kennenlernen, wenn wir je die Insel erreichen.«
    Lamashtu antwortete nicht gleich; als Ninurta schon meinte, er könne doch einschlafen, sagte sie: »Ich weiß nicht, ob ich mit auf diese Insel will.«
    »Hm?«
    »Schlaf, Herr; kümmere dich nicht um mich.«
    Das weckte ihn. Er setzte sich ächzend auf und tastete nach dem Becher, in dem das Wasser, aus Schnee geschmolzen, noch nicht ganz zu Eis geworden war. »Sprich, Fürstin des Fiebers.«
    Sie lag neben ihm auf der Lederdecke, die sie noch nicht über sich geschlossen hatten. »All die Handelsfürsten und klugen Frauen… Was soll eine ehemalige Sklavin dort? Kann ich denn Teil von etwas werden, das heil ist?«
    Ninurta stellte den Becher ab, streckte sich wieder aus und zog die Decke über beide. »Darauf weiß ich keine Antwort. Aber was willst du woanders?«
    Mit einem Zweig malte Ninurta eine grobe Karte ins sandige Ufer des schnellen Flusses. Er strebte nach Süden, zum Meer, und sie würden schwimmen oder eine Furt suchen müssen, um weiter nach Westen zu gelangen. Ein Bauer hatte ihnen gesagt, der nächste Gebirgszug verlaufe von Süden nach Norden, ebenso der folgende, und dann sei die Welt sowieso zu Ende, so daß sie eigentlich nicht Weiterreisen müßten. Ein anderer Bauer, weiter gewandert und (wie die gleich einer Schlangenzunge gespaltene Nase zeigte) nicht unvertraut mit Waffen in eigener oder fremder Hand, berichtete von einer Schlacht nahe der Mündung. In der Ebene am Meer seien dort Trojaner und Söldner angetreten, deren Schiffe am Strand lagen, und aus den westlichen Hügeln seien Krieger des Madduwattas gekommen, und beide gemeinsam hätten ein großes Hatti-Heer niedergerungen, so daß die Ebene tagelang rot war. Rot wie die Gewänder der Priester aus Arzawa, die nach den Kriegern kamen und Altäre für einen Drachengott errichteten. Niemand wolle diesen Gott Shubuk, aber alles sei besser als eine Fortdauer der Unterdrückung durch die Hatti.
    Der Fluß hieß Malassu, und Ninurta war beinahe glücklich, genau zu wissen, wo sie sich befanden. Auf der »Karte« maß Lamashtu die Entfernungen, indem sie die drei mittleren Finger der Rechten, eng zusammengepreßt, mehrmals nebeneinander legte. »Wir haben also noch einmal halb soviel Weg zurückzulegen wie von Tarsa bis hierher«, sagte sie.
    »Es wird jetzt aber einfacher.« Ninurta wies auf das grüne, von Baumgruppen und Büschen durchsetzte Bauernland zu beiden Seiten des Flusses. »Wenn die Hatti eine Schlacht verloren haben, heißt das, daß sie westlich des Flusses kaum noch zahlreich vertreten sein können. Trotz der Sache mit den Priestern – die anderen sind bestimmt noch nicht so weit gediehen, daß sie schon eine Art Herrschaft errichten könnten. Vorläufig werden sie sich als Freiheitsbringer darstellen, nehme ich an. Und angeblich sind ja noch Trojaner in der Nähe. Was hat der Mann gesagt, über den Anführer?«
    Lamashtu versuchte sich an die fremden Laute zu erinnern.
    »Irgendwas mit Pulu. Pulussu? Puluddu?«
    Ninurta schnipste. »Pulud-ur-assu. Das müßte Polydoros sein, einer der Söhne des Königs Prijamadu.«
    »Kennst du das Land hier?«
    Er blickte sie von der Seite an, mit einem flüchtigen Lächeln.
    »Nicht so gut, wie ich möchte, aber immerhin besser als diese gräßlichen Berge. Wir haben hier oft besondere Handelsware eingetauscht – Heilpflanzen und Kräuter.«
    »Ah.«
    »Ich nehme an, im Lauf der nächsten Tage werden wir entweder selbst das finden, was du suchst, oder wir finden jemanden, der es uns verkauft.«
    Vier Tage später, am Ufer des nächsten Flusses, gaben sie einen Teil der übriggebliebenen Silbersplitter für ein Nachtlager und einige Knollen, Wurzeln, Kräuter und Öl aus. Und für die Erlaubnis, die Feuerstelle und einen nicht für Speisen benutzten Topf zu verwenden. Aber die Kräuter und Knollen waren teuer: Die Priester des Madduwattas, hieß es, seien begierig nach allem, was besondere Wirkungen habe, forderten Pflanzen als Teil der dem König zustehenden Abgaben, daher seien derartige Dinge knapp geworden.
    Der uralte Vater des Wirts humpelte aus seiner Ecke herbei, als Lamashtu mit dem Schälen, Schneiden und Zerkleinern begann. Er kicherte hohl, bleckte die beiden letzten, schwärzlichen Zähne,

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