Troja
rudern«, murmelte er.
BRIEF DES KORINNOS (IV)
Dies ist aus der Schrift des holden Knaben, der ich einmal war – ahnungslos und dumm, wie nahezu alle Holden jeglicher Abkunft und jedweden Geschlechts; vielleicht gibt es irgendwo einen holden Zwitter, der nicht dumm ist. Wahrscheinlich ist er aber auch nicht besonders hold. Lies, o Djoser; lächle ob der Ernsthaftigkeit (die, wie nahezu jede Ernsthaftigkeit, Ergebnis der Dummheit ist, denn Scharfsinn findet hinter allem Ernsten und Heiligen jenes gewaltige Gelächter, das eines Klugen einzige Wehr gegen die Sinnlosigkeit ist, die nur durch dummen Ernst für heilig erklärt werden kann) des Knaben, und vergib ihm. Er konnte nicht anders.
Schiffe und Krieger von den östlichen Inseln stießen zu den bei Aulis Versammelten, desgleichen Söldner. Es gelang jedoch nicht, den Lykier Sarpedon in den Kampf zu ziehen, obgleich er als Schwager des Königs von Sidon, Phalis, den Alexandras getötet hatte, die Trojaner hätte schmähen sollen.
Während sich die Schiffe und Krieger sammelten, wanderte Agamemnon eines Tages außerhalb der Stadt und gelangte in einen Hain der Artemis. Dort sah er ein äsendes Reh, das er erlegte, uneingedenk der Heiligkeit des Orts. Bald darauf befiel eine Seuche das Heer und die Rinder, die als lebender Vorrat zusammengetrieben worden waren.
(Du magst an dieser Stelle bedenken, o Djoser, daß Tausende zusammengekommen waren, die aßen und tranken und das Aufgenommene ausschieden. Ferner magst du erwägen, daß es ein kaltes Frühjahr war. Die Fürsten erwogen dies weniger als die dritte Möglichkeit, wie du gleich lesen kannst.)
Als die Führer ratlos berieten ob dieser Widrigkeiten, trat eine von den Göttern berührte Frau vor sie. Zuckend und mit Schaum in den Mundwinkeln erklärte sie, Artemis sei ob der Metzelung des Rehs ergrimmt und werde die Seuche erst wieder vom Heer nehmen, wenn der für das Vergehen Verantwortliche seine älteste Tochter geopfert habe. Da wandten sich alle gegen Agamemnon, der sich aber weder durch Zureden noch durch Schimpf bewegen lassen wollte, der Opferung seiner Tochter zuzustimmen. Schließlich sprachen sie ihm die Königswürde ab und nahmen ihm den Oberbefehl, der Palamedes, sodann Diomedes und Aias, Sohn des Telamon, und viertens Idomeneus übertragen wurde. Man teilte das Heer in vier gleich große Gruppen.
Die Seuche tobte weiter. Odysseus heckte nun eine seiner Tücken aus, die bisweilen wundersam, bisweilen auch gräßlich waren. Er gab vor, von Zorn auf Agamemnon überzufließen, und verkündete, er werde abreisen. Tatsächlich begab er sich jedoch nicht nach Ithaka, sondern nach Mykene, wo er Klytaimnestra eine Botschaft überbrachte, die ihm, wie er sagte, ihr Gemahl Agamemnon aufgetragen habe.
Iphigeneia, die älteste Tochter, sei von Agamemnon dem Achilleus versprochen; dieser aber, sagte Odysseus, wolle keinesfalls gen Troja ziehen, ehe nicht die Vermählung vollzogen sei. Klytaimnestra solle daher die Tochter und alles zur Vermählung Nötige nach Aulis schicken. Odysseus erfand und beredete mit ihr noch viele andere Kleinigkeiten hinsichtlich der Vermählung, so daß Klytaimnestra ihm vollkommen vertraute. Nach wenigen Tagen kehrte Odysseus also mit Iphigeneia zurück und ließ sich im Hain der Artemis scheinbar zufällig blicken.
Agamemnon erwog, sich vom Heer zu entfernen und zu fliehen; sei es, daß er als Vater nicht teilhaben wollte an der Opferung, sei es, daß er die Opferung für unnötig und von einer Wahnsinnigen angeregt hielt. Nestor, der goldlippige und honigzüngige Nestor, verstöpselte ihm mit klebrig träufelnder Rede die Ohren und änderte seinen Sinn, wie dies eben nur Nestor konnte.
Odysseus, Menelaos und Kalchas der Seher bereiteten die Maid für die Opferung vor. Plötzlich verfinsterte sich der Himmel, der Tag wurde wie Nacht, Donner und borstige Blitze folgten, danach ein Beben, das Erde und Meer erschütterte. In Regen, Hagel und Düsternis bedachten Kalchas, Odysseus und Menelaos, daß dies ein göttliches Zeichen sein mochte, vom Opfer abzulassen. Aber ebenso groß wie ihre Beklemmung darüber war ihre Sorge um das Leid der Krieger unter der Seuche.
(Ist es nicht trefflich, wie die Götter das Wetter handhaben, wenn Menschen etwas tun wollen, was sie nicht wirklich tun wollen? Ist es nicht wunderbar, wie Menschen dann aus einem Hain, der gewöhnlich nicht eben redselig ist, wohlgesetzte Worte vernehmen? Fürwahr, wunderlich ist die Vielfalt der Dinge.)
Da
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