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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Buntheit, ihr Bunten – die Abwechslung, ihr Abwechslungsreichen. Wer will schon hören, wie es wirklich war? Und wer weiß denn schon, sobald ein paar Tage vergangen sind und das Gedächtnis einfallsreich zu werden beginnt, was wirklich geschehen ist?
    Wenn ihr aber darauf besteht… Gut, machen wir anders weiter. So vielleicht? Nachdem wir Achilleus aufgetrieben hatten, begaben wir uns nach Troja, wo es den Worten und der Wonne Helenas gelang, die greisen Ratsherren an ihre Männlichkeit zu erinnern, so daß sie eine Frau, die in den Mauern von Ilios Zuflucht gesucht hatte, nicht ausliefern mochten. Menelaos verlor die Beherrschung, benahm sich schlecht, wir mußten den Rat verlassen und segelten ab. Palamedes und Menelaos kehrten heim; Odysseus (das bin ich, aber wenn ihr es nüchtern haben wollt, sollte niemand »ich« sagen, denn »ich« ist nie nüchtern, sondern immer trunken ob der eigenen Wichtigkeit – aber dann auch kein »wir«? Nun gut – kein »wir«). Man mußte absegeln; Odysseus kehrte nicht gleich heim, denn den Bericht an die Fürsten konnte er sehr wohl Palamedes überlassen; der Fürst von Ithaka begab sich nach Ephesos, das die Einheimischen Abasa nennen, wo er mit Mopsos oder Mukussu sprach, um die Haltung des Dunklen Alten zu erörtern. Mukussu sagte, Madduwattas habe vor kurzem ein schmackhaftes Geschenk von den Assyrern erhalten, schmackhaft und edel und jung, und sei daher geneigt, Ashurs Vorschlägen eher zu lauschen als denen der Hethiter oder gar der Trojaner; zweifellos habe er aber keinerlei Hang dazu, sich zum eigenen Nachteil in Händel zwischen Achiawa und Wilusa, also Ilios, verwickeln zu lassen.
    Nüchtern genug? Oder wollt ihr es noch nüchterner, ihr Berauschenden? So: Heimkehr nach Ithaka, Rüstung über Jahre, Abschied von Penelope, Aufbruch mit zwölf Schiffen und zweihundertvierzig Kriegern…
    Was? Ja, nicht mehr. Ihr wißt doch, wie eng die Schiffe sind, und wir hatten eine lange Strecke vor uns. Von Ithaka nach Süden, dann nach Westen, vorbei an Kythera und den anderen Inseln, dann wieder nach Norden zum Gestade nahe von Argos, wo sich das Heer und die Flotte sammelten. Ich, ah, also Odysseus, Odysseus nämlich, ein kluger Mann, verzichtete auf die Mitnahme von Schweinen oder Rindern. Schinken, ja, umwickelt mit Bast, und eingepökeltes Schweinefleisch, aber doch keine Tiere! Sie brauchen, um nicht vom Fleisch zu fallen, neben Gras und Wasser auch Getreide – mehr Getreide als ein Mann, und man wollte Männer ernähren, Kämpfer. Odysseus konnte nicht verhindern, daß die anderen Fürsten lebende Tiere an Bord ihrer Schiffe brachten, und Futter für die Tiere, und Nahrung, und dies und das und noch mehr von jenem.
    Iphigeneia? Was ist mit ihr? Ah, erzählt man, ich hätte…? Nun, soll man erzählen. Was ich vorhin sagte, daß nur die Buntheit zählt, gilt auch für Geschichten, die man mir an den Rücken schmiert. Solange sie bunt sind…
    Laßt mich dies so sagen, o Fürstinnen der Insel: Zu dieser Zeit ahnte ich nichts von eurem Schoßtierchen, aber ich begann, über Löwen nachzudenken. Löwen, und den Teil, den sie vom erlegten Wild nehmen, ehe sie die Hyänen und die Schakale an den Leichnam lassen. Wir waren verschworen, gewaltiges Wild zu erlegen; was konnte es da schaden… was konnte es da mir schaden, wenn ein Löwe als besonders klug angesehen wurde und einige andere miteinander in Streit gerieten?

9. HEIMKEHR
    Ninurta war nicht der einzige, der im späten Winter Yalussu aufsuchte. Die Stadt belebte sich immer mehr, als viele Männer heimkehrten, um vor dem Aufbruch mit Tlepolemos noch einmal ihre Angehörigen zu sehen. Die Vorbereitungen, Rüstungen und Kampfspiele waren ebenso abgeschlossen wie die nötigen Opferungen und sonstigen Darreichungen in den Tempeln; zwanzig Tage, so hieß es, werde man sich noch des Friedens ergötzen. Dann müßten die günstigen Winde einsetzen und das Heer hinüber nach Achiawa tragen.
    Der Assyrer hielt den ganzen Krieg für unsinnig und die Planung der Achaier und sonstigen Westler für absurd. Wenn Tlepolemos und seine Leute von Rhodos, wie sie die Insel nannten, zum Kampf gegen Troja ziehen wollten, warum fuhren sie dann nicht gleich nach Norden, mit gutem Wind oder kraftvollem Rudern, um sich dort mit den anderen zu vereinigen?
    Menena war ihm ein Quell des Entzückens. Der alte Rome und seine Frau hatten nach der langen Seereise von Ugarit her keinerlei Bedürfnis gehabt, eine weitere Fahrt mitzumachen. Zaqarbal

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