Trojanische Pferde
rechtschaffenen Muslim. Er weiß, dass sowohl die Schiiten als auch die Sunniten dich akzeptieren werden. Du bist gut ausgebildet und ebenso gut mit den Lehren des Islams vertraut.«
Ibrahim als Nächstes: »Was ist mit meinem Vater?«
Eine lange Pause, ein paar Hintergrundgeräusche, dann Abdul: »Er wird in den Ruhestand gehen. Als Berater dienen, wenn er möchte. Dem Willen des Volkes kann man sich nicht widersetzen. Und dem Willen Allahs.«
Walid: »Es gibt keinen Gott außer Allah!«
Stimmen – waren es mehr als drei? – »La ilaha ilallah!«
Sasha drückte erneut auf die Vorspultaste. Jetzt ertönte eine Stimme, die sie nicht kannte, sie kam über eine Freisprechanlage: (undeutlich) »Ibrahim, du bist ein rechtgläubiger Muslim in einem Meer aus Ungläubigen … Wir bestimmen dich dazu, die Macht zu übernehmen.«
»Ist das nicht schrecklich?«, sagte Sasha. Ihr Blut kochte, voller Abscheu dachte sie an all die Dinge, die sie … ihr Körper, ihre Hände … mit Ibrahim machte … Toms Gesicht zeigte einen Ausdruck, den sie noch nie an ihm gesehen hatte. Sehr ruhig, sehr reserviert. »Wessen Stimme war das?«, fragte sie.
Tom sah sie an, ließ aber die Worte noch nicht über die Lippen. Sie konnte erkennen, dass er versuchte, eine Entscheidung zu treffen.
Was bedeutet das jetzt wieder?
»Das ist er«, sagte Tom schließlich. »Scheich bin Abdur.«
KAPITEL 27
J ULI, VOR ZWANZIG J AHREN . P ARIS , F RANKREICH .
Tom hatte wie üblich den Eindruck, dass die amerikanische Botschaft in Paris eher für die Franzosen entworfen worden war als für die Amerikaner – diese lächerlich schmalen Türdurchgänge, wo man als breitschultriger Typ kaum hindurchkam, die bis zur Decke ragenden Fenster, die für seinen Geschmack etwas Feminines hatten, und die dünnen Säulen, die in keiner Weise die Unerschütterlichkeit eines anständigen amerikanischen Steinklotzes vermittelten, etwa in der Art des Washington Monuments.
Nigel passt hier rein
, dachte er mit Blick auf den ihm gegenüber sitzenden Kollegen,
der alte Dandy.
Ari, urig wie immer mit seinem dunklen Teint und der Körperbehaarung, kam auf ihn zu, um ihn herzhaft zu umarmen. Kurz darauf steckten sie über dem polierten Eichentisch die Köpfe zusammen und redeten Tacheles.
»Ibrahim ist aus dem Ruder gelaufen, selbst Sasha sieht das inzwischen ein. Wir müssen unsere Maßnahmen verschärfen, und zwar deutlich«, sagte Tom. »Diese Scheißkerle sind besser organisiert, als wir dachten. Sie planen Sprengstoffanschläge auf die amerikanischen Militärbasen in Dhahran und Riad. Ferner Attentate auf die königliche Familie. Erst das Verhältnis zu ihren Verbündeten zerrütten, dann die Regierung stürzen. Es gab schon verrücktere Pläne, die verwirklicht wurden.«
»Wie schnell?«, fragte Nigel.
»Nächste Woche«, sagte Tom. Ari und Nigel sahen sich betroffen an. »Was glaubt ihr, wie schnell wir reagieren können?«
»Wir glauben, dass wir in der Lage sind, drei von ihnen auszuschalten«, sagte Ari. »Und wir haben die Möglichkeit, es wie einenMachtkampf innerhalb der Splittergruppen und den lokalen al-Mujari-Zellen aussehen zu lassen. Vielleicht haben wir Glück und können ein paar interne Konflikte bei al-Mujari entfachen.«
Nigel sah Ari bewundernd an. »Raffiniert«, sagte er. »Wir können selbst auch an einen herankommen. Ziemlich weit oben in der, äh, Organisation. Wir halten ihn für den Führer der Zelle.«
»Und woran hast du gedacht?«, sagte Ari zu Tom.
»Ihr Plan ist, Ibrahim als neues Oberhaupt einzusetzen. Da können wir nur eins tun.«
»Und das wäre?«
»Wir nehmen Ibrahim aus dem Spiel.« Tom wusste besser als die anderen, was er da sagte. Er dachte bereits an Sasha, überzeugt davon, dass sie damit klarkommen würde, jedenfalls wenn sie erst einmal alle Fakten kannte. »Ibrahim ist der Einzige aus dem inneren Kreis der Königsfamilie. Schalten wir ihn aus, ist die Sache fürs Erste erledigt.«
»Wie wollen wir das anstellen?«, fragte Ari.
Tom fühlte, wie sein Magen sich zusammenzog. Er sagte: »Sasha. Sie wird es tun müssen. Sie ist die Einzige, die nahe genug an ihn rankommt. Überlasst mir das«, sagte er. »Ich rede mit ihr. Sie ist meine Agentin, also liegt es an mir.«
»Unangenehm. Der Bursche, mit dem sie schläft«, sagte Nigel. »Liebt sie ihn?«
Ari antwortete für Tom: »Auf keinen Fall.«
»Trotzdem, Jungs, wird nicht leicht für sie werden.«
»Sie wird es verstehen, sobald wir ihr alles
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