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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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nicht mehr da war und nie wiederkehren würde.
    Am Morgen nach der Party sprang Daniel also schnurstracks aus dem Bett und unter die Dusche. Er war eben dabei, sich abzutrocknen, als es an der Tür klingelte. Er reagierte nicht, aber eine Minute später klingelte es wieder und kurz darauf noch einmal.
Verdammt
. Vielleicht stand Edward, der Mann, der seinen Müll entsorgte und sich um kleinere Reparaturarbeiten kümmerte, mal wieder unter Druck, seinen Zeugen Jehovas ein paar hoffnungsvolle Rekruten vorzuzeigen. Er schlüpfte in seinen Morgenmantel und eilte nach unten, entschlossen, um Edwards willen ein braves christliches Theater aufzuführen. Er öffnete die Tür.
    »Guten Morgen!«, rief Lydia. Sie hielt eine braune Papiertüte in der Hand. »Ich habe Bagels, Frischkäse und Räucherlachs mitgebracht.«
    Daniel erholte sich schnell von der Überraschung. »Eine Quasieuropäerin, die Geschenke mitbringt«, sagte er. Ihm fiel auf, dass ihr Baumwollpullover ihre Brust betonte. Strumpflos in Pumps,Haare glatt und glänzend, breites Lächeln.
Tolles Lächeln.
Und diese großen schwarzen Augen.
    Zusätzlich zu dem Lächeln ließ sie ihn auch die Weisheit sehen, die er schon gestern Abend in ihren Augenwinkeln entdeckt hatte. Er bewunderte die feste Rundung ihrer Wangenknochen. Er rückte etwas näher, bis er ihre Haare riechen konnte. Ah, sie hatte heute kein Parfüm aufgelegt.
    »Also, muss ich hier den ganzen Morgen vor der Tür stehen bleiben oder darf ich reinkommen, um uns einen Brunch zu machen?« Lachend riss Daniel die Tür ganz auf und machte ihr Platz. Klammheimlich schweifte sein Blick zurück zu der verheißungsvollen Rundung unter ihrem Pullover. »Wo ist die Küche?«, fragte sie fröhlich, als sie an ihm vorbeispazierte, um sich dann aber, wie von einem nachträglichen Einfall gebremst, zu ihm umzudrehen. »Ist das auch okay so? Ich hoffe, ich dränge mich nicht auf oder störe bei irgendetwas.«
    »Nicht im Geringsten. Willkommen in meinem Heim. Die Küche ist hinter dem Esszimmer, hier entlang.« Lächelnd, um ihr zu zeigen, wie sehr ihn ihr Kommen freute, wies er den Weg. Er bemerkte, dass sie die in Eiche getäfelten Wände des Esszimmers auf sich wirken ließ, kurz innehielt und mit einem Finger über das Sheraton-Kabinett strich. Sie leuchtete von innen, bei Tageslicht sogar besonders. Ihre Brüste schienen ihm größer als gestern Abend, wo sie in diesem Seidenkleidchen gesteckt hatten.
    Sie blickte über die Schulter zurück zu ihm und lächelte. »Es riecht nach Antiquitäten und Geld. Gatsbymäßig, aber mit Understatement.«
    In der Küche angelangt, fragte Lydia: »Wie sehen denn die weiteren Pläne für heute aus?« Sie öffnete ihre Tüte und schüttete Bagel auf einen Teller aus dem zweiten Schrank, den sie geöffnet hatte.
    »Machen Sie eine Ansage.« Er erinnerte sich mit Vergnügen an die Forschheit, die sie gestern Abend an den Tag gelegt hatte. Die Tüte war immer noch nicht leer, immer mehr Bagels kamen zum Vorschein, schließlich noch Frischkäse in Plastiktuben und Räucherlachs.
    »Brunch, dann ein Rundgang.« Sie blickte sich in der Küche um. »Zuerst durchs Haus, dann im Ort.« Lächelnd ließ sie die Haare wirbeln.
    Nach einem Brunch zu Mozart-Untermalung – Daniel war überzeugt, dass Lydia in einem früheren Leben als Elektrotechnikerin gearbeitet haben musste, denn es war ihr, während er sich oben schnell angezogen hatte, doch tatsächlich gelungen, seine audiophile Stereoanlage in Betrieb zu setzen –, angereichert durch Kaviar und Burgunder aus Daniels Beständen, schoss sie von ihrem Stuhl hoch. Eine ihrer unvermittelten athletischen Bewegungen, wie er sie am Abend zuvor schon beobachtet hatte. Die Tänzerin.
    »So, ich räume schnell auf, und inzwischen machen Sie sich Gedanken über den Rundgang.«
    Daniel bestand darauf, ihr zu helfen, während sie darauf bestand, sich selbst um das Geschirr zu kümmern. In weniger als zehn Minuten war der Geschirrspüler beladen.
    »Zuerst das Haus«, sagte sie. »Ich war ja schon beim Reinkommen ziemlich überwältigt. Zeigen Sie mir mehr. Ziehen Sie mir den Boden unter den Füßen weg.«
    Ich dachte, ich mache mir Gedanken über den Tagesablauf
, amüsierte sich Daniel. Er zuckte die Achseln und führte sie dann durchs Haus.
    Im Weinkeller musste sie lachen. »Nach einer harten Woche voller Fusionen und Übernahmen kommt der Mann hier nach unten, um vertraute Zwiesprache mit ein paar Tausend Weinflaschen zu suchen.«
    Im

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