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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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Granitsäulen zu, die die Fassade des Finanzministeriums stützten, im Schlepptau einen langbeinigen Königsgardisten, der hinter ihr her wieselte wie ein Chihuahua an der Leine. Sie fühlte sich unbehaglich mit schwarzer Abaya, Kopftuch und Schleier in der Mittagssonne, litt zudem unter Jetlag, war aber dankbar, dass Unbequemlichkeit und Erschöpfung sie davon abhielten, sich im Hinblick auf die bevorstehende Unterredung – Konfrontation? – mit Jassar noch verrückter zu machen,als sie es ohnehin schon tat. Seit dem Abflug aus Paris hatte sie drei dringliche Telefonnachrichten hinterlassen. Keine Reaktion. Vielleicht lag das aber nur daran, dass seine Assistenten dem Anliegen irgend so eines Mädchens, das noch dazu, wie sie wahrscheinlich wussten, nur eine Konkubine war und in einem höchst unzulänglichen Arabisch radebrechte, keinerlei Priorität einräumten.
Oder aber
, befürchtete sie,
Jassar weiß, was mit Ibrahim in Paris los war und ist stinksauer auf mich.
Oder gab ihr, noch schlimmer, sogar die Schuld. »Sei sein Kompass«, hörte sie Jassar immer wieder sagen. Sie beschleunigte ihren Schritt.
    Im Warteraum angelangt, linste sie nervös zu dem Königsgardisten hin, der sich neben der Tür postierte. Immerhin, ihr Unbehagen war mit Sicherheit geringer als seins und vermutlich auch geringer als das, mit dem Jassar ihren Besuch hier im Finanzministerium aufnehmen würde. Nein, falsch. Garantiert wurde keiner von beiden von dem Gefühl geplagt, das sie gerade hatte: als wäre ihr Kopf in einen Schraubstock gespannt. Die Sache duldete keinen Aufschub, aber wie um alles in der Welt sollte sie es ihm sagen?
Toller Kompass.
    Kurz darauf kam Jassar durch die Tür, formell gekleidet mit Kaftan und Ghutra. Der Königsgardist nahm Habachtstellung ein. »Ja, Sasha, was gibt’s?« Der Ernst der ihn in Anspruch nehmenden Geschäfte stand ihm auf der gerunzelten Stirn geschrieben. Sie konnte erkennen, dass die Unterbrechung ihm unwillkommen war und ihn verärgerte. Egal. In dreißig Sekunden würde er ihr mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen, als sie sich je gewünscht hätte. Sie zwang ihre Angst nieder, fühlte das Adrenalin durch ihren Körper schießen.
    »Es geht um Ibrahim«, sagte sie. Sie warf einen Seitenblick auf den Gardisten, wie um auszudrücken, dass sie nicht sicher war, ob sie in seiner Gegenwart sprechen konnte.
    Jassar nickte dem Gardisten zu, und der Mann verschwand. Die Spannung im Raum schien mit Händen zu greifen.
    »Was ist mit ihm?«
    Da gab es nichts in schöne Worte zu verpacken.
Bring es schnell hinter dich.
»Wir sind gerade aus Paris zurückgekehrt.«
    »Ich weiß. Und?«
    Sie schluckte angestrengt. »Er wurde verhaftet. Dann wieder freigelassen, auf der Grundlage diplomatischer Immunität.« Sie wandte den Blick ab. »Drogenbesitz. Kokain.«
    Jassars Rücken wurde steif, dann setzte er sich langsam und bedächtig. »Ist alles in Ordnung mit ihm?«
    »Ja.«
    »Wann war das?«
    »Gestern. Wir sind gerade erst zurückgekommen.« Es tut mir leid!, wollte sie schreien.
    »Haben die Zeitungen davon erfahren?«
    »Nein. Bisher nicht.«
    »Wie ist es dazu gekommen?«
    »Wir waren in unserem Hotel in Paris. Er hat Kokain gekauft. Sie haben ihm eine Falle gestellt. Die Polizei. Ich … es tut mir leid. Sie haben ihn einfach mitgenommen. Wir haben sechs Stunden auf der Polizeiwache zugebracht. Ibrahim hat schließlich den saudi-arabischen Konsul angerufen. Hat ihn aus dem Bett geholt. Er kam dann und hat die Sache geregelt.«
    »Ich sollte mich bei dem Konsul melden«, sagte Jassar fahrig. Es war erkennbar eine automatische Reaktion.
    »Ja, er war einigermaßen verstört.« Ihre Atmung war flach. Sie wünschte sich, dass Jassar reagieren würde. Explodieren. Was auch immer.
    »Sonst noch etwas?« Jassar sah sie wieder an. Die Sorge in seinem Gesicht, erkannte Sasha, war von Enttäuschung abgelöst worden. Es tat ihr in der Seele weh. Sie hatte ihn hängen lassen. Sie fühlte sich, als wäre ihr Herz leckgeschlagen.
    »Nur, dass er in letzter Zeit generell ein bisschen aus dem Tritt geraten ist.« Sie bemerkte Jassars fragenden Blick. »Ich fürchte, er hört im Moment nicht mehr auf mich.«
    Jassar nickte nur kurz. »Ich kümmere mich darum«, sagte er.
    O Gott, Jassar, es tut mir so leid.

    Zehn Minuten später bog Jassar um die letzte Ecke vor dem Eingang zu Ibrahims Suite. Er hätte derartige Vorfälle vorhersehen müssen, hätte rechtzeitig, gleich als sich Ibrahims Abgleiten in diesen

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