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Trojaspiel

Trojaspiel

Titel: Trojaspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Hoepfner
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jenseits des Himmelslichtes, ein unendliches Gewirr ferner Erdflure war zu ihrem Geburtskanal geworden.
       Auch Theos Sprachkenntnisse verbesserten sich. Auf dem alten Markt diente er Händlern wie Kunden schon als Dolmetscher.
       Seine Rechenkünste verblüfften. Der Dieb Zipperstein, der Theo mittlerweile für ein ausgemachtes Genie hielt, war betrübt, weil sein Handwerk nicht Unterrichtsfach geworden war, aber er sagte Theo eine große Zukunft voraus.
       Gelegentlich begleitete Theo Birnbaum in die Balkovskaja-Synagoge, und auch hier sperrte der Junge Augen und Ohren auf. Um den guten Schüler zu belohnen, führte der Rabbi ihn etwa einmal pro Woche zum luxuriösesten Feinkostgeschäft der Stadt, zu Ginanda in der Griechischen Straße, Theo äußerte jedoch keine besonderen Wünsche, da der Maßstab irdischer Köstlichkeiten immer noch die Pfannkuchen seiner Mutter waren, und so kaufte Birnbaum dem Knaben jedesmal einfach eine Tüte Lakritzen.
       Später mußte sich der Rabbi oft daran erinnern, wie erstaunt, wie neidvoll die reichen Kunden diesen unscheinbar vornehmen Jungen, seinen Schüler, beäugt hatten.
       Zuletzt lernte Theo sogar, ein wenig geselliger zu werden, wenngleich zunächst auf die spröde Weise eines Strebers.
       Mit Ljutov, dem Journalisten, der ständig an irgendwelchen Manuskripten herumkritzelte, saß er jetzt oft im Garten von Balaschevs Teehaus, stellte geduldigen Gästen altkluge Fragen, nahm einen Wirbelsturm von Gerüchen war, von den Händen der dicken Balaschev-Töchter entfesselt, die dort gemütlich beieinander saßen und zur gleichen Zeit Marmelade kochten und Wolfsbarsche schuppten.
       Aber alles, was er gelernt hatte, konnte ihn nicht auf das Unglück vorbereiten, das ihn erwartete und sein Leben für alle Zeiten verändern sollte.
      
      
       Am 14. Oktober des Jahres 1905, einem trüben Herbsttag, schlich ein Mann durch den Hofeingang der Stummstraße Nummer 9. Er trug einen neuen Anzug mit Weste, an der eine Uhrkette hing, so protzig und einer echten Goldkette so ähnlich, daß man sich darüber gewundert hätte, sie lediglich mit einem rostigen Schlüssel verbunden zu sehen, der zusammen mit einem schmalen Klappmesser in der Westentasche des Fremden verborgen war. Der Unbekannte hatte einen flachen Hut leicht schräg auf den Kopf gesetzt und seine ausgetretenen, aber sorgfältig polierten Schuhe glänzten schäbig wie sein Gesicht.
       Obwohl dieser Mann durchaus nicht häßlich war.
       Seine scharfen Züge zeigten ein nicht zu proletarisches Braun, seine Augen strahlten beeindruckend blau.
       Mit dem arroganten Schnurrbärtchen und der vertikalen Stirnfalte unter den dunkelblonden Haaren hatte er ein markantes, manche Frauen fanden: betörendes Gesicht, in dem sich jedoch, sah man genauer hin, eine kalte Unruhe ausdrückte, das Regiment eines brütenden Zorns.
       In der Unbeirrbarkeit dieser Miene lag eine Drohung an eine mißgünstige Welt, die immer ungerecht gewesen war.
       In der rechten Hand des Fremden steckte ein Blumenstrauß in weißem Papier, und um seine Lippen spielte ein Grinsen, provisorisch gewissermaßen, denn es sollte zu einem fröhlichen, zähneblitzenden Lachen werden, für den Fall, der Hausmeister oder einer der Bewohner wäre dem Besucher begegnet. Aber unglücklicherweise war niemand zugegen, als jener Herr das Haus betrat, und niemand, als er es, ein unförmiges Bündel unter dem Arm, wieder verließ.
       Die guten Geister des Hauses, wenn es sie jemals gegeben hatte, standen aus Gründen, die sie nicht mitteilten, an diesem Tage nicht zu Diensten.
       Der Knabe sitzt an einem Tisch vor dem Fenster, er hat ein Skizzenbuch des Malers Fedorenko aufgeschlagen, das ihm sein Freund Lukin zum Geschenk gemacht hat.
       Er reproduziert auf eine seltsam entstellende Weise Ansichten der blühenden Stadt, die er in jenem Studienbuch findet, das im selben Verlag erschienen ist wie Lukins endlich veröffentlichte Rechenrätsel. In einer Ansicht des Hafens aus dem Jahre 1890 verlängert er die Primorski-Treppe an ihren beiden Enden, so daß sie direkt aus dem Himmel in das dunkle Hafenbecken führt. Die geschwungene säulengestützte Front des Opernhauses stellt er auf einen gläsernen Untergrund, und tief unter dem Opernplatz, auf dem herausgeputzte Bürger auf das erleuchtete Vestibül zustreben, wächst das Theater mit tausend weiteren Fenstern und endlosen Säulen in die Erde hinein.
       Weitere ungewöhnliche

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