Trolljagd
Rogue zurück. Die Versuchung, sich ihnen hinzugeben, war süßer als jede Droge und doppelt so suchterzeugend. Je tiefer er sich fallen ließ, desto normaler fühlte es sich an. Irgendwo in weiter Ferne spürte er eine Disharmonie in den Schatten, so als würde etwas Unerwünschtes die Gemeinschaft stören, doch Rogue beachtete es gar nicht, denn die Schatten zogen ihn tiefer und tiefer in ihre schützende Umarmung. Rogue wollte ihnen folgen, aber irgendetwas hielt ihn zwischen den zwei Welten, etwas Wichtiges, das er zu erledigen hatte. Und doch war es ihm in diesem Moment gleichgültig. Plötzlich spürte er einen stechenden Schmerz in seiner Hand und wurde gewaltsam aus seiner Trance in die wirkliche Welt zurückgerissen. Er blinzelte, schaute sich in seinem Wohnzimmer um und sah dann Azuma, der seine Zähne tief in seiner Hand versenkt hatte.
»Aua!« Rogue drängte den Affen von sich weg. Doch als der Nebel in seinem Geist sich lichtete, wurde ihm klar, wo er war und was er beinahe zugelassen hätte. »Danke, dass du mich zurückgeholt hast«, sagte er zu Azuma und streichelte ihm zärtlich über den Kopf.
»Ich habe deine schwarze Magie bis in den anderen Raum hinein gespürt. Was hast du mit ihm gemacht?« Asha stürzte aus dem Badezimmer. »Ich schwöre, wenn du versucht haben solltest, meinem Schutzgeist die Seele zu stehlen …«
»Ich habe bloß …« Rogue blieben die Worte im Hals stecken, als er sah, dass Asha nur in ein Handtuch gewickelt vor ihm stand. Nachdem sie all das Blut und den Dreck abgewaschen hatte, schimmerte ihre mokkafarbene Haut makellos. Von ihren nassen Locken liefen kleine Wassertropfen an ihrem Hals herunter und sammelten sich in der Falte zwischen ihren Brüsten. Er musste sie schon einige Zeit angestarrt haben, denn sie räusperte sich laut, um wieder seine Aufmerksamkeit zu erlangen.
»Es ist dir ja wohl klar, dass der leichteste Weg, eine Frau zu beleidigen, der ist, ihr auf die Brüste zu starren, statt ihr ins Gesicht zu sehen, wenn man mit ihr spricht«, sagte sie. »Komm.« Sie winkte den Affen herbei, der an ihre Seite eilte.
Rogue fand endlich seine Sprache wieder. »Entschuldigung, ich war nur … äh … Hör mal, ich habe nicht versucht, deinem Affen etwas zu tun. Er hat mich vor etwas bewahrt, das fürchterlich hätte schiefgehen können.«
»Stimmt das?« Asha sah funkelnd auf Azuma hinab, und der Affe wich unterwürfig ein Stück vor seiner Herrin zurück.
»Mach dir bitte keine Sorgen. Ich habe nicht versucht, über deinen Affen in deine Magie vorzudringen«, versicherte ihr Rogue.
»Selbst wenn du das versucht hättest, hätte mir das keine Probleme bereitet«, erwiderte sie hochnäsig.
»Wie auch immer.« Rogue stand auf und betrachtete sich im Spiegel. Seine Haut war noch immer voller Blutergüsse, aber alle Wunden waren nun verschlossen. Da er mit dem Rücken zu Asha stand, hatte sie Gelegenheit, seinen muskulösen Rücken und seine breiten Schultern zu bewundern.
»Nett«, sagte sie.
Rogue drehte sich um und spannte seine Brustmuskeln ein wenig an. »Das habe ich schon oft gehört.«
Asha verdrehte die Augen. »Nicht deine Figur, du Egomane, ich meinte, wie du es geschafft hast, deinen Körper so schnell wieder in Ordnung zu bringen. Ich wusste nicht, dass Magier auch noch zu etwas anderem gut sind, als Seelen zu stehlen und ihnen ihre Geheimnisse zu entreißen.«
»Was hast du eigentlich für ein Problem mit Magiern? Hat einer von uns dir vielleicht mal das Herz gebrochen und dich dadurch dazu gebracht, unsere ganze Rasse zu hassen, oder bist du einfach nur ganz allgemein ein bisschen zickig?«, fragte Rogue aufgebracht.
Asha lachte. »Du hast ganz recht, ich bin ein bisschen zickig, aber das liegt sicher nicht daran, dass mir mal ein Magus das Herz gebrochen hat. Als ob ich jemals einen von euch an mich ranlassen würde! So verrückt bin ich auch nicht.«
»Also, was ist dann dein Problem?«
»Mein Problem ist, dass ich alles und jeden genauso sehe, wie er wirklich ist. Du weißt so gut wie ich, dass ihr Typen unter den Hexern als Aussätzige geltet und sogar noch mehr gemieden werdet als die Zauberer. Und wenn man bedenkt, dass diese gottlosen Bastarde doch eigentlich der Abschaum der Erde sind, dann sagt das doch eine Menge über Magier aus, oder?«
Rogue hatte nun langsam die Nase voll. »Das musst du gerade sagen, Bluthexe.« Er kam ein Stück näher. »Seit du hier aufgetaucht bist, hast du jeden Einzelnen von uns aufs Korn und dann
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