Trolljagd
komplett auseinandergenommen, um uns auf unsere Schwächen aufmerksam zu machen. Dabei glaube ich, dass du eigentlich nur versuchst, von deiner eigenen Unsicherheit abzulenken.«
»Was soll denn jetzt dieses Gefasel?«
»Ich rede von der ängstlichen, kleinen Verstoßenen, die mit Steinen nach allen anderen werfen muss, nur weil sie sich noch immer nicht wohl in ihrer eigenen Haut fühlt. Du arbeitest für Dutch, jemand, für den sonst niemand arbeiten will, und das alles nur, weil du noch immer versuchst, die Fehler deiner Mutter wiedergutzumachen. Komm endlich darüber hinweg!«
»Vorsicht«, warnte ihn Asha.
Rogue lächelte, weil ihre Reaktion ihm sagte, dass er einen Nerv getroffen hatte. »Du kannst zwar gut austeilen, aber selbst nicht einstecken! Glaubst du vielleicht, dass es mich interessiert, was du oder wer auch immer über Magier sagt? Zur Hölle, nein! Denn ich bin kein Magier, ich bin Jonathan Rogue. Du kannst mich nicht für das verurteilen, was meine Leute getan haben. Ich weigere mich, diese Schuld auf mich zu nehmen. Du dagegen trägst es zur Schau wie eine neue Armbanduhr, die jeder sehen soll. Auch wenn du tust, als wärst du so hart, Asha, du bist keine starke Jägerin. Du bist nur eine ängstliche kleine Punkerin, die immer noch nach einem Vater sucht, der ihr über den Kopf streichelt und ihr sagt, wie gut sie ihre Aufgabe erledigt hat.«
Als Rogue sich umdrehte, um wegzugehen, holte Asha aus. Sie schlug ihm mit einer solchen Wucht mit der Faust auf den Hinterkopf, dass es sich anhörte, als hätte sie dabei sowohl ihre Knöchel gebrochen als auch seinen Schädel. Als Rogue sich umdrehte, versetzte sie ihm einen so harten Schlag gegen den Kiefer, dass er die Balance verlor. Sie versuchte einen Kickbox-Tritt nachzulegen, aber diesmal war Rogue nicht mehr unvorbereitet. Er packte ihr Bein und wackelte drohend mit dem Zeigefinger. Dann ergriff er sie am Fußgelenk und wirbelte sie um sich herum, bevor er losließ und sie in ein Buchregal flog.
»Und jetzt ist Schluss, bevor sich noch jemand wehtut«, keuchte er. Ashas Handtuch war längst weggeflogen, und sie war splitternackt, aber selbst das schreckte sie nicht ab. Laut schreiend und mit erhobenen Händen, die von Magie leuchteten, stürmte sie auf ihn los. Sie versuchte ihn zu treffen, aber es gelang ihm, ihr auszuweichen. Dabei erwischte er ihr Handgelenk. Als sie versuchte, ihn mit der anderen Hand zu schlagen, packte er auch diese. Auge in Auge und mit den Armen ineinander verhakt standen sie sich unmittelbar gegenüber. Beide atmeten schwer.
Rogue sah auf ihre perfekten Brüste und ihren flachen Bauch hinunter und lächelte. »Reicht es jetzt?«
Asha versetzte ihm einen Kopfstoß direkt zwischen die Augen. Es gelang ihr, eine ihrer Hände loszureißen, und sie presste sie auf seine fast komplett verheilte Schulter. Die Wunde riss sofort wieder auf, und Blut spritzte durch den Raum. Die Verletzung brannte wie Feuer. Dann wollte Asha Rogue die Beine wegziehen, aber er blockierte ihren Angriff. Beide fielen zu Boden, und Asha landete auf Rogue. Sie starrte in seine Augen, erblickte darin aber nicht das Hässliche des Dämons, von dem er sie geerbt hatte, sondern wunderschöne Sterne, die durch einen Nachthimmel tanzten. Noch ehe einer von ihnen begriff, was da geschah, küssten sie sich leidenschaftlich. Ihre Körper schienen fast schwerelos, als ihre magischen Kräfte sich gegenseitig erkundeten. Hexe und Magus waren so intensiv miteinander beschäftigt, dass sie nicht einmal Morgans schwere Schritte hörten, als er in die Wohnung zurückkehrte.
»Wenn ihr wollt, komme ich gern ein bisschen später wieder.«
Die beiden fuhren erschrocken zusammen, als sie Morgans Stimme hörten, aber letztlich war er es, dem die Situation sichtlich peinlich war.
»Es ist nicht das, wonach es aussieht«, erklärte Rogue lahm. Er lag noch immer auf dem Rücken.
»Es geht mich ja auch gar nichts an, wirklich nicht.« Morgan hob abwehrend die Hände.
»Ja, genau, wir hatten nur eine kleine Unterhaltung über Respekt und Verständigung«, sagte Asha zu Morgan. Völlig unerwartet schlug sie Rogue auf den Mund. »Haben wir uns jetzt verstanden?«
Rogue massierte seinen schmerzenden Kiefer. »Vollkommen, Lady.«
10. Kapitel
Wie angekündigt war der Bunker tatsächlich nicht gerade das Ritz, aber die Matratzen waren weich und die Laken sauber. Jackson machte sich mit Lydia und Finnious auf die Suche nach etwas Essbarem und um sich in der riesigen
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