Trolljagd
Hexe findet, die Ihr sucht.«
16. Kapitel
Nachdem Rogue ungefähr eine halbe Stunde lang vergeblich versucht hatte, Morgan zu überzeugen, dass es nicht das war, wonach es ausgesehen hatte, als er mit Asha nackt gerungen hatte, setzten sie ihren Weg fort. Rogue hatte seinen schwarzen Chevrolet Suburban aus dem nahe gelegenen Parkhaus geholt. Normalerweise fuhr er das bullige SUV nur, wenn er jemanden beschattete, aber da seine Viper zerstört war, mussten sie entweder diesen Wagen nehmen oder ein Taxi. Und Rogue wollte sich nicht noch einmal zusammen mit Morgan auf die Rückbank eines Taxis quetschen.
Es war bereits nach sechs Uhr abends. Obwohl der Feierabendverkehr nachzulassen begann, wimmelte der West Side Highway noch immer von Autos, was den ungeduldigen Magus nur noch mehr aufregte. Rogue zog ein gefälschtes Polizei-Blaulicht unter dem Sitz hervor, stellte es auf die Frontablage und schaltete es ein. Das Meer der Fahrzeuge vor ihm teilte sich wie einst die Wogen des Roten Meeres vor Moses. Rogue steuerte den schweren Wagen zwischen den anderen Autos hin und her, als wäre es ein Spielzeug, und rammte dabei fast einen Mercedes. Morgan klammerte sich so heftig an die Armlehne, dass Rogue schon fürchtete, er würde sie abreißen. Asha hingegen schien sich prächtig zu amüsieren.
»Mann, ich wusste gar nicht, dass diese Dinger so schnell fahren können«, sagte die Hexe und betrachtete die vorbeirauschende Straße.
»Können sie auch nicht, außer man kennt einen, der einen kennt, der ein bisschen was von Düsentriebwerken versteht«, erklärte ihr Rogue, während er mit einer Hand lenkte und mit der anderen etwas in sein Notebook tippte. Dass Titus’ Agenten sein Signal orten und zurückverfolgen könnten, machte ihm keine Sorgen, weil es durch eine Serie von Routern lief, die sich alle zehn Minuten änderte. Dadurch war die Übertragungsrate zwar nicht die schnellste, aber das war immer noch besser, als zu sterben.
Asha beugte sich zur Rückenlehne von Rogues Sitz vor. Sie kam ihm so nah, dass er ihren warmen Atem in seinem Nacken spüren konnte, als sie sprach. »Also – wirst du uns jetzt erzählen, wo wir hinfahren, oder müssen wir das erraten?«
»Hör damit auf, oder wir bauen noch einen Unfall«, erwiderte Rogue. »Wir fahren zu einem Freund von mir und schauen mal, ob er uns nicht dabei helfen kann, Zutritt nach Midland zu bekommen.«
»Das sagtest du schon, aber du hast uns noch immer nicht verraten, wer dieser Freund ist«, entgegnete Asha.
»Selbst wenn ich es täte, würde dir das nicht viel über ihn mitteilen. Mein Freund hält sich gern bedeckt«, erklärte Rogue und ließ es dabei bewenden.
Sie verließen den West Side Highway an der Canal Street und fuhren in östlicher Richtung weiter.
Fischgeruch von den vielen Märkten, die den Straßenrand säumten, lag in der Luft. Auf den Bürgersteigen drängten sich Menschen, die kauften, verkauften oder irgendwelchen anderen Geschäften nachgingen. In den dunklen Gassen Chinatowns bekam man für ein paar hundert Dollar nachgemachte 1000-Dollar-Handtaschen und auch noch ganz andere Dinge, wenn einem der Sinn danach stand. Chinatown war nicht nur eine Touristenattraktion, sondern auch das Zentrum einer ganzen Menge übernatürlicher Aktivitäten in New York City.
»Hier gefällt es mir nicht.« Asha strich sich mit den Händen über die Arme. Azuma zappelte unbehaglich auf dem Sitz neben ihr. Die Luft war von Magie erfüllt, die sie auf ihrer Haut spürte, als würde eine Armee von Ameisen darüberlaufen.
»Ich spüre es ebenfalls«, bestätigte Morgan ihr Gefühl. »Jackson und ich hatten schon einige Scharmützel in diesem Teil der Stadt. Jonas nennt das hier den Spielplatz des Teufels.«
»Das ist wirklich ein passender Name, wenn man bedenkt, wie aktiv die Dämonen hier sind. In den letzten paar hundert Jahren haben die Drachenlords dieses Viertel in eine ziemlich heiße Ecke verwandelt«, erklärte Rogue.
»Drachenlords? Was ist das denn? Eine asiatische Straßengang?«, fragte Asha.
Morgan musste lachen. »Nein, Kindchen, die sind tausendmal schlimmer. Die Drachenlords sind ein Bund übernatürlicher Wesen und älter als die meisten Zivilisationen. Meistens bleiben sie unter sich, aber sie sind dafür bekannt, ziemlich unangenehme Exempel an denen zu statuieren, die so dumm sind, ihnen in die Quere zu kommen. Rogue, bevor du auf die Idee kommst, dich mit einem der Drachenlords einzulassen, sollten wir uns vielleicht doch lieber
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