Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Troposphere

Troposphere

Titel: Troposphere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
Vom Netzwerk:
Sie das nennen? Meine Freunde aus Illinois haben leider kein Wort dafür. Das Tor in Ihr Bewusstsein. Haben Sie ein Wort dafür?«
    Ich schüttele den Kopf. »Nein. Das hier ist alles völlig neu für mich. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich nicht träume.«
    »Na ja, Sie kennen das Ding, das ich meine.«
    »Ja. Und genau das habe ich zu verteidigen versucht. Glaube ich. Es ist alles so verwirrend.«
    »Also dann. Wie sind Sie denn alle hierhergekommen?«, fragt er. »Sie sollten nicht hier sein.«
    »Wie bitte?«
    »Sie sind kein Gott. Sie sind ein körperliches Wesen. Wie sind Sie hierhergekommen?«
    »Ich habe ein Buch gelesen. Da standen Anweisungen drin … Das ist es übrigens, was diese Männer wollen. Das Buch.«
    Bei dem Feuer müsste es warm hier drinnen sein, aber ich fühle nichts ober- oder unterhalb von Körpertemperatur. Ich nehme den Kaffee in die Hand, die Außenseite des Bechers fühlt sich heiß an, aber irgendwie gelangt die Wärme nicht in meine Hände. Ich nehme einen Schluck. Es ist der köstlichste Kaffee, den ich je geschmeckt habe, aber als ich ihn schlucke, fließt er eigentlich nirgendwohin. In meinem Magen kommt überhaupt nichts an.
    Apollo Smintheus runzelt die Stirn. »Warum wollen die das Buch haben?«
    Ich trinke noch einen Schluck Kaffee. »Ich weiß nicht. Ich meine, sie wissen offenbar schon, wie man hier reinkommt, also kann es ihnen nicht um die Anweisungen gehen. Das ergibt keinen Sinn.«
    »Sie wollen nicht, dass Sie es haben. Sie wollen verhindern, dass Menschen hierherkommen. Hmmm. Ich vermute mal, dass es darum geht. Keine schlechte Idee. Es ist nicht gut für Menschen, hierherzukommen. Sie sind der erste, den ich mit eigenen Augen gesehen habe, aber Sie sind nicht der erste, von dem ich gehört habe. Ich heiße es gut, dass Sie kommen und Mäusen helfen, keine Frage. Das ist der Grund, weshalb Sie das bekommen haben, womit Sie mich rufen konnten.«
    »Es war eine Visitenkarte.«
    »Oh.« Er lächelt. »Sehr nobel.«
    »Ich muss Sie das fragen. Warum sollten Menschen nicht hierherkommen?«
    »Diese Dimension … ich glaube, das ist das richtige Wort. Sie werden das nie verstehen. Sagen Sie mir, was Sie jetzt vor sich sehen.«
    »Ähm, einen Tisch und einen Stuhl, auf dem Sie sitzen. Ein Feuer. Ein …«
    »Keins von diesen Dingen ist hier«, sagt er. »Außer mir. Und ich sehe nichts von dem, was Sie sehen.«
    »Was sehen Sie denn?«
    »Nichts, wofür Sie Worte haben. Und was bin ich, rein interessehalber?«
    »Sie sind …« Wie formuliert man das am besten? »Ein Mausmensch.«
    Er lacht. »Ein Mausmensch. Und habe ich auch ein Fell?«
    »Ja.«
    »Welche Farbe?«
    »Grau.«
    »Habe ich Pfeil und Bogen?«
    »Ja.«
    »Habe ich irgendwas an?«
    »Ja. Eine rote Robe.«
    »Eine rote Robe.« Er lacht wieder, das Alles scheint ihm wirklich große Freunde zu bereiten. »Wo kommt die denn her? Die trage ich auf keinem der Bilder.«
    »Auf was für Bildern?«
    »Sie wissen vermutlich, wer ich bin, oder? Haben Sie mich nachgeschlagen?«
    »Ja. Sie sind Apollo Smintheus. Der Gott der Mäuse.«
    »Gab es da Bilder?«
    »Ja. Einige Münzen … Es war nicht sehr gut zu erkennen.«
    »Ich bin selbstverständlich keine Maus. Normalerweise nicht.«
    »Oh. Tut mir leid …« Aus irgendeinem Grund habe ich den Drang, mich zu entschuldigen. Für das, was ich vor Augen habe.
    »Ich bin eine Inkarnation des griechischen Gottes Apollo. Oder ich war es wenigstens. Seitdem bin ich weiterentwickelt worden. Oder – wie würden die Jungs sagen? – nachgerüstet worden.«
    Ich stelle den Kaffee ab. Das Gefühl, etwas zu trinken, das in Wirklichkeit nicht da ist, ist unheimlich, wie Bulimie. Das kann hier alles nicht wirklich passieren. Es ist zu merkwürdig.
    »Ich bin gerade völlig hilflos«, sage ich. »Wollen Sie damit sagen, dass Sie etwas anderes sind als das, was ich hier vor mir sehe?«
    »O ja. Die ganze Umgebung. Sie ist für jeden eine andere. Na ja, für jeden Menschen. Das sollten Sie wissen.«
    »Ich fürchte, ich weiß gar nichts.«
    »Warum sind Sie dann hergekommen?«
    »Das Buch …«
    Er schüttelt den Kopf. »Was hat es Ihnen versprochen? Geld? Macht?«
    »Nein.« Jetzt schüttele ich den Kopf. »Ich weiß wirklich nicht, warum ich gekommen bin. Es hat nur Wissen in Aussicht gestellt. Ich glaube, ich wollte nur rausfinden, ob das hier real ist.«
    »Und jetzt wissen Sie's. Werden Sie wiederkommen?«
    »Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, was ich tun werde. Ich glaube,

Weitere Kostenlose Bücher