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Troposphere

Troposphere

Titel: Troposphere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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Leben gerettet.«
    Draußen in der Troposphäre hat es zu regnen begonnen. Das ist komisch. Hier drin hat es zuvor kein Wetter gegeben. Der Regen prasselt auf den Asphalt wie Trommelwirbel und rauscht mit einem zischenden Geräusch durch den Rinnstein. Die Männer liegen immer noch bewusstlos in ihrem Käfig, aber ich halte einen gewissen Abstand, als ich ihn passiere. Ich muss ihnen entkommen. Ich habe gesehen, was sie mir antun könnten, und ich denke, wenn sie mit diesen schrecklichen Kindern in meinen Kopf reinkämen, wäre es das gewesen. Das wäre mein Ende.
    Diesmal scheint es eine Ewigkeit zu dauern, durch den Tunnel zu kommen, als hätte ich starken Gegenwind. Was würden die Männer sehen, wenn sie in meinen Kopf reinkämen? Vermutlich würden sie nicht durch diesen Tunnel gehen: Ich nehme an, dass dies mein Weg in die Troposphäre und aus ihr heraus ist. Ich frage mich, ob ich einen kleinen Laden besitze und was da im Schaufenster liegt. Entscheide ich das oder sie? Und was haben sie in der Troposphäre gesehen? Nach dem, was Apollo Smintheus gesagt hat, würden sie nicht das gesehen haben, was ich sah – und es war eindeutig, dass sie den Zeitungsständer und die Stahlstange übersehen haben. Aber diese Jungen: Sie haben gesehen, was ich sah. Er hat recht: Das ist alles schwer zu verstehen. Aber es kann bestimmt nicht unmöglich sein, das zu verstehen.
    Ich komme an den Wellenlinien und den kleinen Lichtpünktchen vorbei. Beinahe zu Hause. Beinahe …
    Ach du Scheiße. Ich komme auf dem Sofa zu mir, und alles fühlt sich anders an. Ich weiß nicht, was mit mir geschehen ist. Mein Mund ist so trocken, dass ich nicht sprechen könnte, selbst wenn ich wollte. Mist. Ich richte mich auf, aber ich habe das Gefühl, als hätte ich die schlimmste Grippe meines Lebens. Wasser. Ich brauche jede Menge Wasser. Irgendwie schaffe ich es, aufzustehen und mich zum Spülbecken zu schleppen. Ich trinke drei Becher Wasser und spucke sie sofort wieder aus. Ich trinke noch zwei und muss mich wieder übergeben. Ich weiß, dass ich Flüssigkeit brauche, und zwinge mich deswegen, noch einen Becher Wasser zu trinken, diesmal in kleinen Schlucken. Gott. Was ist mit mir passiert? Ich dachte, die Troposphäre wäre eine Art Traumwelt, in der einem nicht wehgetan werden kann. Meine Augen brennen. Weil das Licht, das durchs Fenster hereinfällt, so stark ist wie ein Laserstrahl, gehe ich hin und ziehe die Vorhänge zu. Auf allen Dächern draußen liegt strahlend weißer Schnee und reflektiert grell den Sonnenschein. Moment mal. Warum ist es hell? Warum scheint die Sonne? Es war nicht nur Nacht in der Troposphäre (wo ohnehin immer Nacht ist) – es war Nacht, als ich Wolfs Kopf verließ, und das ist nicht so lange her.
    Ich schaue auf die Uhr. Danach ist es zwei. Wenn es hell ist, muss Nachmittag sein.
    Aber ich habe die Mischung um siebzehn Uhr zu mir genommen.
    Ich fahre mir mit der Zunge durch den trockenen Mund. Mir ist schwindelig. Ich kenne dieses Schwindelgefühl: Es liegt daran, dass ich seit Stunden keine Zigarette geraucht habe. Herrgott nochmal. Habe ich einundzwanzig Stunden lang auf dem Sofa gelegen? Kein Wunder, dass ich mich krank fühle. Ist das Dehydration? Oder ist es Teil desselben Wahnsinns, der mich denken lässt, ich könnte mich im Bewusstsein anderer Menschen herumtreiben? Desselben Wahnsinns, der darin besteht, dass ich glaube, zwei Männer mit Schusswaffen wären hinter mir her?
    Die Sache ist nur die, dass ich mir gar nicht wahnsinnig vorkomme.
    Adam. Ich muss Adam finden und rauskriegen, was – wenn überhaupt – gestern (oder wann auch immer: verdammt, was für einen Tag haben wir heute? – soviel ich weiß, hätte ich auch in der Zeit zurückreisen können) passiert ist. Und ich treffe auf der Stelle ein Abkommen mit mir. Falls die Männer wirklich sind, fahre ich irgendwohin, wo sie mich nicht finden können. Falls sie aber nicht wirklich sind, werde ich direkt in die Universitätsklinik gehen und feststellen, ob ich mich nicht selber einweisen kann. Ich nehme an, dass ich in jedem der beiden Fälle einige Sachen mitnehmen muss, und gehe deshalb, nachdem ich »The End of Mister Y« vom Kaminsims genommen habe, ins Schlafzimmer und stecke das Buch in eine Reisetasche. Während ich es mit einigen Kleidungsstücken bedecke, überlege ich, was ich sonst noch brauche. Meinen Laptop. Ein großes Messer, für alle Fälle. Natürlich brauche ich den Rest der Weihwassermischung und die Flasche mit der Carbo

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