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Troposphere

Troposphere

Titel: Troposphere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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in meiner Nähe haben. Ich gehe rückwärts, während sie alle vier auf mich zukommen. Ich stolpere über irgendwas: Ich nehme an, es ist eins der Reklameschilder vor einem der Geschäfte, aber es handelt sich um einen Zeitungs- und Postkartenständer. Ich finde rasch mein Gleichgewicht wieder und trete gegen den Ständer, sodass er ihnen in den Weg fällt. Die Kinder springen drüber, aber die Männer scheinen nicht zu begreifen, was ich da getan habe.
    »Was Sie auch zu tun glauben«, sagt der Graue, »es ist aus. Kommen Sie schon. Machen Sie Platz. Wir müssen nur vorbei. Autsch. Scheiße, was zum Teufel ist das? Kommen Sie. Sie machen alles nur noch schlimmer. Es ist gar nicht so kompliziert, wissen Sie.«
    Sie wollen in meinen Kopf rein …? Wie? Denk nach, Ariel. Wo sind sie jetzt? Okay. Sie sind in der Troposphäre, genau wie ich. Los, mach es dir klar. Wenn ich wieder in mich zurückwill, gehe ich durch die Straße hinter mir, bis ich zum Tunnel komme. Also muss ich verhindern, dass sie dort hingehen. Das ist vielleicht nicht ganz richtig, aber etwas Besseres fällt mir nicht ein.
    Hilf mir, denke ich. Aber es passiert nichts. Oder vielleicht passiert doch etwas. Da liegt jetzt eine Stahlstange auf dem Asphalt. Ich bücke mich und hebe sie auf.
    »Wer sind Sie?«, frage ich sie.
    Sie kommen immer näher, wobei sie fast die ganze Breite der Straße einnehmen.
    »Wir sind nur hier, weil wir das Buch wollen«, sagt der Graue.
    »Sie müssen sich nur ein bisschen kooperativ zeigen«, sagt der andere.
    »Falls Sie das nicht tun … Na ja, uns ist es wirklich egal, was wir tun müssen, um an das Buch zu kommen. Sie wissen doch, wie Sie im Kopf Ihres Freundes gelauert haben, als Zuschauerin. Das ist Ebene eins. Sobald die KIDS in Ihrem Kopf sind, verwandeln sie Ihr Gehirn in Spaghetti.«
    »On Top of Old Smoky …«, singt einer der Jungen.
    »Lasst mich in Ruhe«, sage ich. »Fahrt zur Hölle. Lasst mich in Ruhe …«
    Ich schlage mit der Stahlstange nach dem Mann im grauen Anzug, der mir am nächsten steht. Er reagiert gar nicht, bis ihn die Stange hart am Kopf trifft: Es ist so, als könnte er sie überhaupt nicht sehen. Genau wie den Zeitungsständer.
    »Du kleine Fotze«, sagt er zu mir. Er schwankt und hält sich den Kopf. »Martin – sie hat eine Waffe.«
    »Du weißt, was du zu tun hast«, sagt der andere. »Wir können sie genauso gut hier umlegen, und dann gehen wir in ihre Wohnung und holen das Buch. Jede Wette, dass es da einfach so im Regal steht.«
    Einer der Jungen bohrt sich in der Nase und wartet vermutlich, was die Erwachsenen als Nächstes tun werden. Der andere Junge, vielleicht ein bisschen älter, schaut mich an.
    »Wenn ich in deinem Kopf bin, pinkele ich auf deine Erinnerungen«, sagt er. »Und dann kacke ich dir all die andern Gedanken aus den Augen raus. Und du kannst nichts dagegen tun.«
    Ich sehe mich sabbernd in einer Irrenanstalt sitzen. Was ist denn mit der los? Ach, die ist verrückt geworden. Zunächst hat sie geglaubt, sie könnte Telepathie, und dann haben ihre grauen Zellen ohne jeden Grund den Geist aufgegeben. Einfach so. Traurige Geschichte. Bevor das passiert ist, hat sie an einer Dissertation gearbeitet. Und ich werde niemals irgendjemandem sagen können, was mir zugestoßen ist. Ich werde kein Gedächtnis mehr haben. Ich werde … Okay. Jetzt habe ich Angst.
    Konsole?
    Das Ding taucht auf. Jetzt sind die beiden Männer und die Jungen rot hervorgehoben. Gefahr. Ja – das habe ich schon alleine rausgekriegt. Die kleine beengte Straße hinter ihnen erscheint in einer Art ergrautem Schwarz-Weiß. Das ist neu.
    Sie haben keine Wahl, sagt die Frauenstimme.
    Wieso kann ich keine Wahl haben?
    Nichts ist jetzt offen.
    Okay. Sagen Sie mir, was ich machen kann. Gibt es irgendeine Lösung?
    Sie können aufhören, indem Sie einfach hinausgehen.
    Ich will nicht aufhören. Diese Irren werden in meinen Kopf gehen, wenn ich das tue.
    Sie haben keine Wahl.
    Das wär's dann also? Im Prinzip aufhören und dann sterben?
    Sie können die Apollo-Smintheus-Karte spielen.
    Was?
    Gefahr nähert sich …
    Die Konsole hat recht. Der Mann im schwarzen Anzug nähert sich mir mit … Autsch. Oh, Mist. Ich dachte, hier drinnen könnte man keine Schmerzen haben. O Scheiße. Das ist wie Menstruationsbeschwerden im Kopf. Zahnschmerzen des Gehirns … Ich gehe auf die Knie. Okay, sage ich zu der Konsole. Spielen Sie die Apollo-Smintheus-Karte. Tun Sie es jetzt. Tun Sie es jetzt! O Gott.
     

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