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Troposphere

Troposphere

Titel: Troposphere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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seine Tasse. Mittlerweile sind zwei oder drei Minuten vergangen, ohne dass jemand etwas gesagt hat.
    »Es tut mir leid …«, fange ich an.
    »Wie haben Sie mich gefunden?«, fragt Burlem.
    »Durch Molly«, antworte ich.
    »Molly weiß nicht, wo ich bin«, sagt er. »Niemand in meiner verdammten Familie weiß, wo ich bin. Das gibt man auf, wenn man auf diese Weise untertaucht. Eine von den vielen Sachen, die man aufgibt.«
    »Pedesis«, sage ich. »Ich bin per Pedesis unterwegs gewesen. Tut mir leid. Ich habe das Buch in die Finger bekommen.«
    »Scheiße«, sagt er wieder.
    »Tut mir leid …«, sage ich wieder. Es entsteht eine lange Pause. »Sie haben mich verfolgt, und ich wusste nicht, was ich machen sollte. Mir wurde klar, dass es Ihnen genauso ergangen sein musste, und deshalb habe ich mir überlegt, dass ich eventuell in Sicherheit wäre, wenn ich dorthin gehe, wo Sie sind.«
    »Der Fluch«, sagt Burlem.
    »Ja«, sage ich.
    Und ich glaube, wir denken beide an seinen Vortrag in Greenwich, wo wir uns gegenseitig versicherten, dass wir das Buch lesen würden, wenn wir nur könnten, ohne Rücksicht auf den Fluch. Ich weiß, ich würde es wieder tun, aber ich weiß nicht, wie es bei ihm ist. Sein Gesicht sieht rauer aus, und er hat mehr Falten als bei unserer letzten Begegnung, und inzwischen mehrere grauweiße Strähnen im Haar. Vielleicht hatte er es damals auch gefärbt und hat jetzt keine Lust mehr dazu. Wie muss es sich anfühlen, auf diese Weise den Job aufzugeben? Die Tochter aufzugeben?
    »Wie geht's Molly?«, fragt er.
    »Sie macht die üblichen Teenager-Sachen«, sage ich.
    »Aber es geht ihr gut?«
    Ich lasse mir die Frage durch den Kopf gehen. Okay, Molly fickt also mit einem Typ, der nicht zu ihr passt, aber das tun wir ja alle. Als ich in ihrem Kopf war, habe ich keine offensichtlichen Anzeichen für Anorexie, Selbstverstümmelung oder Drogenmissbrauch entdeckt. Aber andererseits hat sie natürlich das Potenzial für all diese Dinge, das merkte ich daran, dass ich mich ihr so verbunden fühlte.
    »Es geht ihr prima«, sage ich.
    Burlem seufzt. »Rauchen Sie noch?«, fragt er.
    »Ja, warum?«
    »Kann ich eine haben?«
    »Klar.« Ich hole den Tabak aus der Tasche. »Selbstgedrehte«, sage ich. »Ich bin ein bisschen knapp bei Kasse.«
    »Können Sie mir eine drehen?«, fragt er. »Ich bin ziemlich aus der Übung.«
    Und außerdem zittern seine Hände, wie ich bemerke. Ich drehe zwei Zigaretten und gebe ihm eine. Wir machen beide an.
    »Ah, jetzt fühle ich mich besser«, sagt er. »Verdammt seltsam, aber besser. Setzen wir uns doch ans Feuer. Erzählen Sie mir, was los ist. Wie viel Angst sollte ich haben?«
    Wir gehen zu den Sofas hinüber. Er setzt sich auf das unaufgeräumte, ich mich aufs andere. Nach den Ereignissen der letzten Tage ist es ein erstaunliches Gefühl, in einem warmen, gemütlichen Zimmer zu sitzen. Aber irgendwie fühle ich mich nicht richtig wohl. Ich lehne mich nicht zurück, obwohl das Sofa weich und riesig ist. Ich hocke mich auf die Kante, wie bei einem Vorstellungsgespräch. Es gibt keine Aschenbecher, aber Burlem schnippt seine Asche ins Feuer, also mache ich das auch.
    »Sie hätten nicht herkommen sollen«, sagt er.
    Ich könnte schon wieder losheulen. »Ich weiß … aber ich … ich hatte …«
    »Aber, na ja, es ist gut, Sie wiederzusehen.« Er lächelt jetzt zum ersten Mal.
    »Oh. Vielen Dank, ich …«
    »Und das mit dem Buch tut mir leid.« Er seufzt. »Ich fühle mich verantwortlich.«
    »Das sollten Sie nicht«, sage ich. »Es tut mir leid, dass ich Ihnen so eine Todesangst eingejagt habe, als ich so plötzlich vor der Tür stand. Aber ich wusste ehrlich nicht, was ich sonst tun sollte. Ich meine … allein im gleichen Raum zu sein mit jemandem, der die gleiche Erfahrung gemacht hat wie ich …«
    Burlem unterbricht mich. »Wie sicher sind Sie, dass Ihnen niemand gefolgt ist?«
    »Hundertprozentig«, sage ich. »Nun ja, vielleicht neunundneunzigprozentig. Aber die wollen nur das Rezept haben, stimmt's? Das können die jetzt von mir haben. Die würden mich nicht brauchen, um an Sie ranzukommen. Die müssen nur in meinen Kopf rein. Ich habe alle Informationen, die sie brauchen. Ich kann Ihnen versprechen, dass ich seit dem letzten Mal, als ich denen in der Troposphäre – oder im Geist-Raum, wie die das zu nennen scheinen – begegnet bin, nicht mehr die Absicht habe, sie in meine Nähe kommen zu lassen, und zwar weder in meine geistige, noch in meine körperliche

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