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Troposphere

Troposphere

Titel: Troposphere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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klar, dass er an das glaubte, was er sagte, und dass er versuchen würde, mir zu helfen. Hat er die Männer zu mir geführt – die Männer in dem Wagen? Oder träume ich das hier alles? Was Adam über das Antiquariat gesagt hat, beunruhigt mich. Er wusste offenbar nicht, was passiert war oder warum, aber ich sehe den Zusammenhang. Es ist logisch: Wenn man »The End of Mister Y« haben will, sucht man danach, klar. Diese Typen müssen es gegoogelt und einen interessanten neuen Link gefunden haben – eine Frau, die erzählt, wie sie es verkauft hat. Also suchen sie nach dem Antiquariat, gehen hin und fragen, wem sie es verkauft hat. Sie erinnert sich an nichts, nehme ich an, abgesehen davon, dass ich eine junge Frau bin, die eine Doktorarbeit an der Universität schreibt. Und was geschieht als Nächstes? Die Männer gehen auf die Website der Universität und suchen nach »Lumas«. Und sie finden ihn dort unter meinen Forschungsgebieten auf den »Mitarbeiterseiten. Und so wird ihnen klar, dass ich diejenige bin, die das Buch gekauft hat. Also halten sie nach mir Ausschau. … Und ich bin nicht schwer zu finden. Niemand, der an einer Universität arbeitet, ist schwer zu finden. Man könnte das Problem aus allen möglichen Richtungen angehen, und da wäre ich: Ariel Manto – mein Deckname, mein Pseudonym, der Name, den ich mir gab, als ich achtzehn war und nicht mehr ich selbst sein wollte. Ariel Manto. Forschungsschwerpunkte: Derrida, Naturwissenschaften und Literatur, Thomas E. Lumas.
    Zumindest der Ariel-Teil ist wirklich. Und ja, es waren die Gedichte, nicht das Drama.
    Die zähflüssige Stille der Troposphäre versetzt mich nicht in Panik, und deshalb stehe ich gelassen vom Bürgersteig auf und wende mich dem Ausgang zu, wobei ein Teil von mir einfach nur hier bleiben möchte, wo sie mich nicht kriegen können. Eine Stadt für mich allein kommt mir besser vor als bewaffnete Männer. Aber dann denke ich daran, wie es in der wirklichen Welt um mich bestellt sein muss: so durchgeknallt auf dem Sofa, dass ich nicht mal das Klopfen an der Tür hören kann. Komm schon, Ariel. Mach schnell, dass du hier rauskommst. Rede mit Adam und tu alles, was du tun musst; und wenn Typen mit Waffen darin verwickelt sind, machst du besser schnell. Mach, dass du hier rauskommst. Mach, dass du hier rauskommst. Mach, dass du hier …
    Da ertönt ein Klingeln hinter mir.
    Und ein Quietschen: ein langer, hoher Bogen von einem Ton. Ich drehe mich um. Das ist völlig verkehrt. Ich sollte hier drinnen allein sein. Ich sollte …
    Es ist eine Tür. Es ist eine Tür, die aufgeht. Die Tür zum Musikgeschäft. Ach du Scheiße. Und einer – nein, zwei – zwei Männer kommen heraus und gehen in die Troposphäre wie Außerirdische, die ein Raumschiff verlassen. Sie sind genau so, wie Adam sie beschrieben hat: ein Mann in einem grauen Anzug und einer in Schwarz. Sie sind beide blond. Aber sie haben etwas leicht Trickfilmartiges. Als ob sie auf den Hintergrund farbgestanzt wären. Sie haben – wie bitte? – auch Kinder bei sich. Zwei Jungen, beide mit denselben blonden Haaren wie die Männer, vielleicht etwas heller.
    »Da ist sie«, sagt einer der Männer, der mit dem grauen Anzug, und sein Mund bewegt sich nicht genau zur selben Zeit, wie die Worte zu hören sind. »Sie hat schon rausgekriegt, wie man reinkommt.«
    Amerikanischer Akzent. Mist. Kann ich losrennen und sie in den Gassen abschütteln? Irgendwas sagt mir, dass das keine gute Taktik ist.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagt der andere. »Mit der hier werden wir ziemlich leicht fertig.« Dann sagt er zu mir: »Gehen Sie mir aus dem Weg. Kommen Sie. Das ist kein Problem. Wir lassen die KIDS Sie einfach ein bisschen in die Mangel nehmen und rausfinden, wo Sie das Buch hingetan haben. Es tut auch gar nicht weh, solange sie damit beschäftigt sind.«
    Die Jungen kommen nach vorn getanzt wie zwei Marionetten. Ihre Haut hat dieses Kühlschrankrosa rohen Fleischs. Einer ist angezogen wie ein Cowboy, der andere trägt einen blauen Umhang.
    »Lass uns rein«, singt einer von ihnen, als wäre er ein Statist in einer Dickens-Aufführung.
    »Wir wollen spielen«, sagt der andere.
    Beide haben ein sarkastisches Funkeln in den Augen, die so blass sind, dass sie fast weiß scheinen.
    »Gehen Sie aus dem Weg«, sagt der in dem schwarzen Anzug wieder. »Lassen Sie die KIDS ihren Spaß haben.«
    Ich soll Platz machen? Wohl kaum. Aber ich will diese Irren – weder die Männer noch die Kinder – auch nicht

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