Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Troposphere

Troposphere

Titel: Troposphere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
Vom Netzwerk:
du Idiot! Hast du schon mal jemandem den Schwanz gelutscht? Ich schon.
    Andererseits ist das verbreiteter, als man denkt. Er hat es vermutlich auch schon gemacht.
    (Eine Tür schwebt über dem Mann, aber ich zögere; dann schaut Wolf in eine andere Richtung, und sie ist verschwunden.)
    Ich will, dass mir etwas wehtut. Ich will körperlichen Schmerz, nicht diesen seelischen Scheiß. Das wäre ein ausgezeichneter Moment, zum Zahnarzt zu gehen. Hallo, Herr Doktor. Tun Sie nur, was immer Sie wollen …
    Ich könnte einem Laternenpfahl einen Kopfstoß versetzen. Ich könnte versuchen, einen Fußballrowdy zu finden, der gern Schwule verprügelt, und mich von ihm gegen den Kopf treten zu lassen, während ich in stabiler Seitenlage und/oder fötaler Position auf dem Boden liege. Ich gehe auf den Westgate Tower zu, das enge Arschloch im Zentrum dieser Stadt. Ich habe diese Beschreibung einmal verwendet, und wer auch immer mir damals zuhörte, war entsetzt. »Aber hast du nie einen Bus dabei beobachtet, wie er sich durchzuquetschen versuchte?«, fragte ich. »Sie sehen alle aus, als ob sie Gleitcreme benötigen.« Ha. Wenn ich Streit anzetteln möchte, bin ich in der falschen Gegend. Ich könnte zurück nach Hause gehen und mich in der Nähe der Kebab-Bude herumtreiben und auf eine der »Jugend«-Banden warten. Was würde ich tun? Alles, was ich tun müsste, wäre, einen von ihnen anzustarren. Ich würde ihn nicht mal als warmen Bruder bezeichnen müssen. Weißt du, von wem ich wirklich zusammengeschlagen werden möchte? Ich möchte von Schwulen zur Sau gemacht werden, die einem anschließend eine Faust in den Arsch schieben. Ich will etwas, das mehr wehtut, als das hier wehtut.
    Konsole?
    Konsole?
    Immer noch nichts. Und Wolf schaut nur auf den Bürgersteig.
    Wir gehen weiter auf St. Dunstan's zu. Schließlich stehen wir vor einer Tür, die ich noch nie bemerkt habe. Na ja, ich habe sie nie bemerkt, aber zugleich wird mir klar, dass ich ziemlich oft hierherkomme. Sie führt hinunter in ein Weinlokal im Souterrain. Und dort sitze ich bis zur Sperrstunde, trinke Jack Daniel's und mustere jeden Typen, der an mir vorbeigeht. Ich nehme an, dass einer von ihnen reagieren wird. Dass einer von ihnen sich mit mir prügeln oder mich ficken will, aber ich könnte genauso gut unsichtbar sein. Vielleicht bin ich es. Vielleicht bin ich unsichtbar. Als die letzte Runde ausgerufen wird, gehe ich für drei Drinks an die Theke.
    »Bin ich unsichtbar?«, frage ich den Barkeeper. »Können Sie mich sehen?«
    Die Wichser setzen mich vor die Tür. Und ich bin noch immer nicht betrunken genug. Ich gehe ins Hotel.
    Heute Nacht sitzt dieser ehemalige Rausschmeißer am Empfang, Wesley.
    »Hey – du bist heute Abend nicht dran«, sagt er zu mir.
    »Trinken«, sage ich. »Ich will nur was trinken.«
    Meine Eingeweide sind heiß wie ein Vulkan. Ich muss dagegen was unternehmen. Ich denke daran, Wesley das zu erklären, aber er sagt bloß: »Okay. Aber nur zwei, mein Freund.«
    Melissa spielt heute Nacht Klavier. Ich sitze in der Nische direkt neben ihr und starre sie derart aggressiv an, dass sie in einem Takt drei verkehrte Noten spielt. Na ja, wenigstens glaube ich, dass sie verkehrt waren. Die ganze Welt scheint jetzt verkehrt herum zu sein. Warum bin ich hier? Ach ja. Das Miststück Robert. Vielleicht wartet er mit einem kleinen Koffer auf mich, wenn ich nach Hause komme, und trocknet sich die Augen mit einem zusammengeknüllten Taschentuch.
    Träum weiter. Oder, wie Ariel sagt, in einem anderen Universum – vielleicht in dem, in dem ich auch reich bin. Das ist das andere Problem: Nach dem heutigen Abend werde ich so was von pleite sein. Ich frage mich, ob sie mir Geld leiht. Nein. Hat sie nicht gesagt, dass sie alles für dieses Buch ausgegeben hätte? Könnte ich das Buch stehlen? Sie hat gesagt, es wäre eines der seltensten Bücher überhaupt. … Wie würde ich es machen? Sie auf einen Drink besuchen, bevor ich mich schlafen lege, und die Tür nicht ganz zuziehen, wenn ich rausgehe. Dann könnte ich später wieder reinschlüpfen und …
    Du Mistkerl, Wolfgang. Du bist ihr Freund.
    Das Klavier glänzt derart stark, dass es so aussieht, als könnte es auf seinen vier Beinen einfach hier rausgehen. Muss ich mich gleich übergeben? Ganz ruhig, ganz ruhig. Ich werde mal pissen gehen. Das hilft meistens.
    Ich bin allein auf dem neonerleuchteten Männerklo und pisse ins Urinal, als dieser Typ reinkommt. Er würde wahrscheinlich auf einem PhotoFit

Weitere Kostenlose Bücher