Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman
Abendessen ins Denny’s zu gehen. Also ließen sie sich stattdessen von Domino’s Pizza kommen und verzehrten sie in der schäbigen Lounge. Dazu gab es Limonade aus dem roten Automaten draußen neben der Tür. Eine für ihr Vorhaben ideale Mahlzeit. Reichlich Kalorien, etwas Fett, komplexe Kohlenhydrate – allmählich freigesetzte Energie, die etwa zwölf Stunden anhalten würde. Das hatte ein Militärarzt ihnen schon vor Jahren genau erklärt.
»Einsatzziele für heute Nacht?«, fragte O’Donnell.
»Drei«, sagte Reacher. »Erstens: Dixon durchsucht die Empfangstheke nach etwas Nützlichem. Zweitens: Neagley findet das Büro der Dragon Lady und durchsucht es. Du und ich nehmen uns die übrigen Büroräume vor. Hundertzwanzig Sekunden, rein und raus. Drittens: Wir identifizieren die Sicherheitsleute, wenn sie aufkreuzen.«
»Wir bleiben anschließend noch da?«
»Ich bleibe«, antwortete Reacher. »Ihr anderen fahrt zurück.«
Reacher ging in sein Zimmer, putzte sich die Zähne und duschte lange heiß. Dann streckte er sich auf dem Bett aus und machte ein Nickerchen. Seine innere Uhr weckte ihn pünktlich um halb eins morgens. Er reckte sich, putzte sich erneut die Zähne und zog sich an. Graue Jeans, graues Jeanshemd, schwarze Windjacke, Reißverschluss ganz hochgezogen. Stiefel fest geschnürt. Handschuhe angezogen. Die Chryslerschlüssel in einer Hosentasche, das Reservemagazin seiner Glock in der anderen. Das in Vegas erbeutete Handy in einer Brusttasche seines Hemds, sein eigenes Handy in der anderen. Die Maglite in einer Jackentasche, die Glock selbst in der anderen. Sonst nichts.
Um zehn vor eins ging er auf den Parkplatz hinaus. Die anderen waren schon da: eine schemenhafte Dreiergruppe, die sich von allen Lichtquellen fernhielt.
»Okay«, sagte Reacher. Er nickte O’Donnell und Neagley zu. »Ihr beiden fahrt eure Hondas.« Er wandte sich an Dixon. »Karla, du fährst meinen, stellst ihn in der Nähe ab, Fahrtrichtung Westen, und lässt den Schlüssel stecken. Dann kommst du mit Dave zurück.«
Dixon fragte: »Willst du den Chrysler wirklich dort zurücklassen?«
»Wir brauchen ihn nicht.«
»Er ist voller Fingerabdrücke, Haare und Fasern.«
»Jetzt nicht mehr. Dafür haben ein Haufen Kerle an der Van Nuys gesorgt. Also los jetzt!«
Sie schlugen wie Baseballspieler die Fäuste leicht aneinander, ein altes Ritual, dann verteilten sie sich auf ihre Fahrzeuge. Reacher setzte sich ans Steuer des Chryslers und ließ den Motor an, dessen dumpfer V-8-Takt laut durch die Dunkelheit hallte. Er hörte die Hondas anspringen, deren kleinere Motoren stotterten und Fehlzündungen hatten, während ihre großen Auspuffe röhrten. Er stieß rückwärts aus der Parklücke, wendete und fuhr auf die Straße hinaus. Im Rückspiegel sah er drei helle blaue Scheinwerferpaare wie eine Perlenkette hinter sich aufgereiht. Er bog am Sunset nach Osten ab, folgte der La Brea nach Süden, fuhr auf dem Wilshire wieder nach Osten und hatte dabei die anderen ständig hinter sich: ein improvisierter kleiner Konvoi, dem es ohne viel Mühe gelang, im schwachen nächtlichen Verkehr zusammenzubleiben.
63
In der großen Stadt wurde es ruhig, sobald sie am MacArthur Park vorbei den Freeway 110 erreichten. Rechts von ihnen lag die Innenstadt still und scheinbar verlassen da. Chinatown war noch beleuchtet, aber auch dort war keine Aktivität zu erkennen. Auf der anderen Straßenseite ragte das Dodger-Stadion riesig und dunkel auf. Sie verließen den Freeway und tauchten in das Straßenlabyrinth östlich davon ein. Die tagsüber schwierige Navigation war nachts noch komplizierter. Aber Reacher, der diese Strecke schon dreimal zurückgelegt hatte – zweimal als Beifahrer, einmal als Fahrer –, traute sich zu, an den richtigen Stellen abzubiegen.
Und das tat er auch ohne Probleme. Drei Straßen vor dem Glaswürfel von New Age wurde er langsamer, damit die anderen zu ihm aufschließen konnten. Vorsichtshalber beschrieb er mit ihnen in zwei Straßenblocks Abstand einen Kreis um das Gebäude, danach einen engeren in nur einem Block Abstand. Die Nacht war dunstig, fast neblig. Der Glaswürfel wirkte dunkel und verlassen. Die dekorativen Bäume auf dem Parkplatz wurden von Tiefstrahlern angeleuchtet, deren Licht zum Teil die verspiegelte Fassade zurückwarf, aber ansonsten gab es keine Parkplatzbeleuchtung. Der Bandstacheldraht auf dem Zaun sah bei Nacht dunkelgrau aus. Das Haupttor war geschlossen.
Reacher fuhr in Tornähe
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