Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman
Lennox und Parker waren Partner und ungefähr genauso schlimm wie Lamaison. Sie sind gemeinsam ausgeschieden, um sich nicht im zwölften Untersuchungsverfahren in zwölf Jahren verantworten zu müssen. Sie waren bestimmt nicht länger als eine Woche arbeitslos, bevor Lamaison sie zu New Age holte.«
»Ich bin froh, dass ich keine Aktien von New Age habe.«
»Du hast aber welche. Die Firma lebt vom Pentagon. Und wo kommt dieses Geld her?«
»Nicht von mir«, antwortete Reacher.
Zweihundert Meter weiter stieg der Freeway am Ausgang einer Kurve leicht an, und sie sahen vor sich in der Ferne, im Dunst, die Ursache des Staus. Auf der linken Spur stand ein defekter Wagen. An sich eine Lappalie, aber trotzdem war der gesamte Freeway blockiert. Reacher beendete das Gespräch mit Neagley und rief erneut Dixon an.
»Seid ihr schon dort?«, fragte er.
»Ungefähr noch zehn Minuten.«
»Wir stehen im Stau. Ruft uns an, wenn’s gute Nachrichten, aber auch wenn’s schlechte gibt.«
Sie brauchten eine weitere Viertelstunde, um den liegen gebliebenen Wagen zu erreichen, wobei sie mehrmals die Spur wechseln mussten, um daran vorbeizukommen. Danach löste der Stau sich auf, und alle fuhren mit hundertzehn Stundenkilometern weiter, als wäre nichts geschehen. Zehn Minuten später erreichten Reacher und Neagley die Einrichtung nördlich von Glendale. Gut fünfzehn Kilometer in vierzig Minuten, ein Schnitt von dreiundzwanzig Stundenkilometern. Nicht berauschend.
Sie ignorierten das Leichenschauhaus und stellten ihre Wagen auf dem Besucherparkplatz des Krankenhauses ab. Dann gingen sie zum Haupteingang. Reacher entdeckte O’Donnells Honda auf dem Parkplatz, dann auch Dixons. Hinter dem Haupteingang lag ein Empfangsbereich mit roten Plastikstühlen, von denen einige besetzt waren. In dem großen Raum herrschte Stille. Dixon oder O’Donnell waren nirgends zu sehen, auch Curtis Mauney nicht. Es gab eine lange Theke mit einigen Leuten dahinter. Keine Krankenschwestern, nur Verwaltungsangestellte. Reacher fragte eine von ihnen nach Mauney, aber den kannte niemand. Er erkundigte sich nach Jorge Sanchez, aber den kannte auch niemand. Er fragte nach Leuten, die in die Notaufnahme eingeliefert worden waren, und wurde an eine andere Theke um die Ecke verwiesen.
Dort hieß es, in den letzten Stunden sei kein Unbekannter aufgenommen worden – und ein Patient namens Jorge Sanchez sei ebenso unbekannt wie ein L.A. County Sheriff namens Curtis Mauney. Reacher zog sein Handy heraus, wurde aber gebeten, es im Gebäude nicht zu benutzen, weil es empfindliche medizinische Geräte stören könne. Also ging er auf den Parkplatz hinaus, um Dixon anzurufen.
Keine Antwort.
Er versuchte es mit O’Donnell.
Keine Antwort.
Neagley sagte: »Vielleicht haben sie abgeschaltet, weil sie auf einer Intensivstation oder so sind.«
»Bei wem? Von Sanchez hat hier nie jemand etwas gehört.«
»Sie müssen irgendwo sein, sind doch gerade erst angekommen.«
»Hier ist irgendwas faul«, meinte Reacher.
Neagley zog Mauneys Karte heraus. Gab sie Reacher, der Mauneys Handynummer wählte.
Keine Antwort.
Seine Festnetznummer.
Keine Antwort.
Dann klingelte Neagleys Telefon. Ihr privates Mobiltelefon, nicht ihr Prepaid-Handy. Sie meldete sich. Hörte zu. Ihr Gesicht wurde blass. Völlig blutlos, wachsbleich.
»Das war Chicago«, erklärte sie. »Curtis Mauney war Allen Lamaisons Partner. Die beiden waren zwölf Jahre im LAPD zusammen.«
69
Irgendwas hat sie ins Stolpern gebracht, etwas Unvorhergesehenes. Reacher hatte recht gehabt, aber nur halb. Dean war ein wichtiger Faktor, aber nicht der eigentliche Auslöser gewesen. Auf ihn war Swan erst viel später gestoßen, als die anderen längst an Bord waren. Anders ließ das Ausmaß der Katastrophe sich nicht erklären. Reacher stand auf dem Krankenhausparkplatz, schloss die Augen und stellte sich die Szene vor. Swan im Gespräch mit Dean, dem letzten Teilchen des Puzzles: in seinem Haus nördlich der Berge, außerhalb von Palmdale in der Wüste, das Paradies eines Stadtflüchtlings, ein an einer offenen Tür vorbeihuschendes junges Mädchen, Angst in Deans Gesicht, Besorgnis auf Swans. Reacher sah, wie Swan – wie immer vertrauenerweckend, solide und selbstbewusst – die ganze Wahrheit aus ihm herausholte. Dann sah Reacher, wie Swan direkt zu irgendeinem staubigen Sheriffbüro fuhr, mit Mauney sprach, alles erklärte, um Unterstützung bat, Hilfe forderte. Dann sah er, wie Swan ging und Mauney nach dem
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