Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
dafür behielten sie für sich. Ihretwegen wollten sie eine Illusion von Kompetenz aufrechterhalten.
    Berenson erklärte ihnen, der erste Betrieb, den sie gesehen hatten, sei der gesuchte.
    Eine Viertelstunde später fuhren sie nochmals an dem ersten Betrieb vorbei. Der Zaun war furchteinflößend. Brutal. Ein Panzer hätte ihn durchbrechen können, aber bestimmt kein Auto. Kein Honda Prelude. Nicht einmal ein schwerer Wagen wie der Chrysler. Auch kein Lastwagen. Entscheidend war die Elastizität des Drahts. Die äußeren Stränge würden sich dehnen, bevor sie rissen, und die Aufprallwucht abfangen, den Wagen abbremsen, ihm seine Bewegungsenergie rauben. Gleichzeitig würden die inneren Spiralen zusammengedrückt werden. Wie ein Schwamm. Wie eine Sprungfeder. Das Fahrzeug würde sich verheddern, abgebremst werden und stecken bleiben. Auf Rädern kam dort niemand durch, und zu Fuß erst recht nicht. Ein Mann mit einem Bolzenschneider würde verbluten, bevor er zu einem Viertel durch war. Und es gab auch keinen Weg über den Zaun. Die Drahtrollen waren zu breit und zu locker, um das Anlegen einer Leiter zu ermöglichen.
    Reacher fuhr einmal ganz um den Block. Das Betriebsgelände von New Age war ungefähr einen Hektar groß, bei hundert Metern Seitenlänge also ziemlich quadratisch. Vier Gebäude, eines groß, drei klein. Dazwischen vertrocknete Rasenflächen, über die Kieswege führten. Der etwa vierhundert Meter lange Zaun hatte nirgends eine Schwachstelle und nur ein einziges Tor: eine breite Stahlkonstruktion, die auf Rollen lief. Dieses Tor war mit oben angeschweißten Bandstacheldrahtrollen gesichert. Flankiert wurde es von einem Wachhäuschen.
    »Alles vom Pentagon vorgeschrieben«, sagte Neagley. »Todsicher.«
    In dem Häuschen war ein Wachposten zu sehen. Ein alter grauhaariger Mann. Graue Uniform mit Ledergürtel, an dem ein Revolverhalfter hing. Ein einfacher Job. Zeigte jemand den richtigen Ausweis und die richtigen Papiere vor, würde er auf einen Knopf drücken, und das Rolltor würde sich öffnen. Wurden kein Ausweis und keine Papiere vorgezeigt, tat er’s nicht, und das Tor blieb geschlossen. Über seinem Schiebefenster war eine Lampe angebracht, die bei anbrechender Dunkelheit brennen und im Umkreis von zehn Metern alles in sanftes gelbliches Licht tauchen würde.
    »Da führt kein Weg hinein«, sagte Reacher.
    »Sind sie überhaupt drinnen?«
    »Das müssen sie sein. Dieser Laden ist wie ein Privatgefängnis. Das sicherste Versteck, das es gibt. Und die anderen waren auch hier gefangen.«
    »Wie ist die Sache abgelaufen?«
    »Mauney hat sie auf dem Parkplatz des Krankenhauses verhaftet. Vielleicht mit Unterstützung durch Lamaisons Leute. Beengte Verhältnisse, völlige Überraschung, was hätten sie tun sollen?«
    Reacher fuhr weiter. Der Prelude war ein unauffälliges Auto, aber er wollte nicht, dass er allzu oft am selben Ort gesehen wurde. Er bog um eine Ecke und parkte einen halben Kilometer entfernt. Sagte nichts, weil er nichts zu sagen hatte.
    Neagleys Mobiltelefon klingelte wieder. Ihr privates Handy. Sie meldete sich. Hörte zu. Beendete die Verbindung, schloss die Augen.
    »Mein Mann aus dem Pentagon«, sagte sie. »Die Raketen haben in Colorado soeben das Tor passiert.«

70
    Hat Mahmoud die Fla-Raketen, ist diese Sache größer als wir. Dann müssen wir die Zähne zusammenbeißen und die zuständigen Stellen informieren. Reacher sah zu Neagley. Sie öffnete die Augen und starrte ihn ihrerseits an.
    »Wie viel wiegen sie?«, fragte Reacher.
    »Wiegen?«
    »Ja. In Kilogramm.«
    »Keine Ahnung. Ich habe noch nie eine gesehen.«
    »Schätzungsweise?«
    »Schwerer als eine Stinger, weil sie mehr können. Aber trotzdem noch von einem Mann zu tragen. Verpackt – mit Abschussvorrichtung, Ersatzteilen und Handbuch – ungefähr fünfundzwanzig Kilo.«
    »Das wären sechzehneinviertel Tonnen.«
    »Ein mittelgroßer Lastwagen«, sagte Neagley.
    »Durchschnittstempo auf Interstates achtzig Stundenkilometer?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Auf der I-25 nach Norden zur I-80, dann westlich nach Nevada – das sind rund vierzehnhundert Kilometer. Also bleiben uns achtzehn Stunden. Sagen wir vierundzwanzig, weil der Fahrer eine Ruhepause braucht.«
    »Sie fahren nicht nach Nevada«, entgegnete Neagley. »Nevada ist Bockmist, weil sie diese Dinger nicht vernichten, sondern einsetzen wollen.«
    »Oder sonst wohin. Das Fahrziel liegt jedenfalls achtzehn Autostunden von Denver entfernt.
    Neagley schüttelte

Weitere Kostenlose Bücher