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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
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ertastete Reacher noch einen schwachen, unregelmäßigen Puls. Das aus seinem Oberschenkel quellende Blut wurde schaumig. Die Adern enthielten jetzt viel Luft. Blut heraus, Luft hinein. Einfache Physik. Die Natur scheut die Leere.
    »Er macht’s nicht mehr lange«, meinte Reacher.
    »Gut geschossen, Dave«, sagte Dixon.
    »Noch dazu mit links«, sagte O’Donnell. »Was ihr hoffentlich bemerkt habt.«
    »Du bist Rechtshänder.«
    »Ich bin auf den rechten Arm gefallen.«
    »Klasse gemacht«, sagte Reacher.
    »Was hast du gehört?«
    »Den Schlitten. Das hängt mit der Evolution zusammen. Als ob ein Raubtier auf einen dürren Zweig träte.«
    »Es hat also Vorteile, dem Höhlenmenschen näher zu sein als wir anderen?«
    »Und ob!«
    »Aber wer macht so was? Wer greift mit nicht durchgeladener Waffe an?«
    Reacher trat einen Schritt zurück, um sich den Mann genau ansehen zu können.
    »Ich glaube, ich erkenne ihn«, sagte er.
    »Wie denn?«, fragte Dixon. »Seine eigene Mutter würde ihn nicht wiedererkennen.«
    »An seinem Anzug«, antwortete Reacher. »Den habe ich schon mal gesehen, glaube ich.«
    »Hier?«
    »Weiß ich nicht. Irgendwo. Kann mich nicht erinnern.«
    »Denk weiter nach.«
    O’Donnell sagte: »Ich habe diesen Anzug noch nie gesehen.«
    »Ich auch nicht«, sagte Neagley.
    »Ebenfalls«, sagte Dixon. »Aber das ist eigentlich ein gutes Zeichen, stimmt’s? In L.A. hat niemand versucht, uns umzulegen. Anscheinend kommen wir näher heran.«
    Reacher warf Neagley die Pistole und die Autoschlüssel des Kerls zu und riss ein Feld des Bauzauns ein. Damit wenig Spuren entstanden, schleppte er den Mann so schnell wie möglich durch die Lücke. Reacher schleifte ihn zwischen Kiesbergen über den unebenen Boden, bis er einen breiten Graben mit einer Sperrholzschalung erreichte. Der Boden dieses ungefähr zweieinhalb Meter tiefen Fundamentgrabens, der mit Beton ausgegossen werden sollte, war mit Kies bedeckt. Reacher wälzte den Kerl über den Grabenrand. Er fiel zweieinhalb Meter tief, schlug schwer auf und blieb halb auf der Seite liegen.
    »Sucht Schaufeln«, sagte Reacher. »Wir müssen ihn mit Kies zudecken.«
    Dixon fragte: »Ist er schon tot?«
    »Wen kümmert’s?«
    O’Donnell sagte: »Wir sollten ihn auf den Rücken drehen. Dann brauchen wir weniger Kies.«
    »Meldest du dich freiwillig?«, fragte Reacher.
    »Ich hab einen guten Anzug und im Übrigen als Einziger schwer gearbeitet.«
    Also zuckte Reacher mit den Schultern und sprang in den Graben hinunter. Beförderte den Kerl mit einem Tritt auf den Rücken, trampelte ihn flach und versenkte ihn so zum Teil in dem schon vorhandenen Kies. Dann kletterte er wieder nach oben, wo O’Donnell ihm eine Schaufel reichte. Jeder von ihnen musste zwanzigmal zum nächsten Kieshaufen, bis der Kerl wirklich nicht mehr zu sehen war. Neagley fand ein Standrohr, rollte den Schlauch aus und stellte das Wasser an. Damit spritzte sie den Gehsteig ab und spülte wässriges Blut in den Rinnstein. Dann wartete sie, folgte den anderen rückwärtsgehend von der Baustelle und spritzte ihre Fußabdrücke von dem sandigen Boden.
    Reacher setzte das Stück Bauzaun wieder ein, drehte sich einmal um sich selbst und begutachtete den Tatort. Nicht perfekt, aber brauchbar. Er wusste, dass es hier für kompetente Spurensicherer genug zu finden gegeben hätte, aber er sah nichts, was auf den ersten Blick auffällig gewesen wäre. Ihnen blieb ein gewisser Spielraum. Zumindest ein paar Stunden, vielleicht auch länger. Vielleicht wurde der Graben morgen bei Arbeitsbeginn mit Beton gefüllt, und der Kerl würde sich einfach in einen weiteren Vermissten verwandeln. Nicht der einzige Vermisste, der in Las Vegas einbetoniert war, vermutete Reacher.
    Er atmete aus.
    »Okay«, sagte er. »Jetzt nehmen wir uns den Rest der Nacht frei.«
    Sie klopften den Staub aus ihren Sachen und gingen weiter den Strip entlang: langsam, zu viert nebeneinander und bereit, sich zu entspannen. In der Hotelhalle wartete jedoch Wright auf sie. Der Sicherheitsmanager des Hauses. Für einen Typen aus Vegas hatte er kein tolles Pokergesicht. Man sah ihm sofort an, dass er wegen irgendetwas nervös war.

47
    Wright hastete auf sie zu, als sie hereinkamen, und führte sie in dieselbe ruhige Ecke der Hotelhalle, in der sie zuvor miteinander gesprochen hatten.
    »Azhari Mahmoud ist in keinem der hiesigen Hotels«, erklärte er. »Das steht fest. Auch Andrew MacBride und Anthony Matthews nicht.«
    Reacher

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