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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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Tweedkappe prasselte und an den Schultern seines Trenchcoats einen feinen Gischtnebel aufsteigen ließ. Häufig hing der Trenchcoat auf einer Seite tief herunter, und der Major sah einen Revolverknauf aus der Tasche ragen. Einmal eilte er Edward mit einem Schirm hinterher, aus Sorge, dass er sich etwas antun könne. Aber Edward ging einfach nur zum Schießstand. Dort sah ihn der Major am Rand der Lichtung unter den triefnassen Bäumen stehen, die Wangen hochrot von den eiskalten Fluten, den rechten Arm erhoben und ausgestreckt zum Schuss auf … es war keineswegs klar, worauf er zielte, vielleicht eine Löwenzahnblüte, die mühsam aus einem Mauerspalt wuchs … Die Hand am Ende des steif ausgestreckten Arms schwankte heftig zwischen den Explosionen, aber Edwards Miene war undurchdringlich und teilnahmslos. Ein dünner Wasserstrahl strömte gleichmäßig aus der metallenen Öse am Ende des Pistolenknaufs. Der Major drückte sich in das nasse Strauchwerk und ging nachdenklich wieder die Auffahrt hinauf, und die Fluten prasselten auf seinen Schirm.
    Aber am folgenden Tag hörte der Regen auf, und immer wieder kam die Sonne zwischen den Wolken hervor. Das bessere Wetter schien Edwards Stimmung aufzuhellen, denn als die Zwillinge den Major zum Schwimmen schleppten, rief er ihm vom Fenster der Bibliothek aus gutgelaunt zu: »Passen sie bloß auf, dass die zwei kleinen Ungeheuer Sie nicht ersäufen, Brendan.«
    Die zwei kleinen Ungeheuer sahen hinreißend aus. Ihre Versuche, mit Hilfe des Schnittmusters zweckmäßige Badekostüme anzufertigen, waren kläglich gescheitert und hatten zu ungeduldigen Wutausbrüchen geführt, doch durch eine glückliche Fügung hatte ihnen eine entfernte Tante aus London, eine Halbschwester von Edward, die, obwohl Gattin eines Geistlichen, als leichtlebig galt, neue Badeanzüge geschickt. Die von ihr ausgesuchten Anzüge waren ohne Zweifel die gewagtesten, die der Major je gesehen hatte, ärmellos und mit einem nur angedeuteten Röckchen. Kaum hatte der Regen sich verzogen, schlüpften die Zwillinge in diese knappen Kleidungsstücke und machten sich auf den Weg zum Strand. Der Major selbst war ein schlechter Schwimmer, und obwohl er einen wollenen, von Edward geborgten Badeanzug angezogen hatte (Edward war um einiges kräftiger gebaut, sodass der Anzug lose vor dem flachen Bauch des Majors herunterhing), wollte bei ihm keine rechte Begeisterung aufkommen; außerdem hatte er gehört, das Wasser an der Küste von Wexford sei eisig kalt, sogar an einem glutheißen Sommertag. Also hoffte er, dass er den Kontakt damit vermeiden konnte.
    Wie sich herausstellte, hatten auch die Zwillinge nicht ernsthaft vor zu schwimmen. Sobald die Wellen ihre Knöchel umspülten, kreischten sie auf. Als der Major, der pfeiferauchend auf einem Felsbrocken saß, sie aufforderte, weiter hineinzugehen, klammerten sie sich aneinander und stießen jämmerliche Klagelaute aus, weil ihnen eine Welle bis zu den Knien geschwappt war. Tiefer gingen sie nicht hinein.
    Kurz darauf bemerkte der Major das leichenblasse Gesicht von Murphy, der von einer Felsnase über ihnen herabblickte.
    »Was wollen Sie?«
    Eine Dame warte oben im Haus auf ihn.
    »Eine Dame? Wer zum Teufel soll das sein?«
    Aber Murphy hatte schon kehrtgemacht und sich für außer Hörweite erklärt.
    Der Major ging über den Strand zu dem Kiesweg, der zum Bootshaus und zur Sporthalle führte, und nahm von dort die Treppe zur ersten Terrasse. Als er aufblickte, sah er, dass Edward ihn am obersten Treppenabsatz auf Höhe des Hauses erwartete. Und an Edwards Seite stand Sarah.
    Der Major wischte sich den Sand von dem blau-weiß gestreiften Badeanzug und begann zu laufen, Treppe um Treppe. Edward und Sarah warteten reglos, während er sich beharrlich nach oben arbeitete und der leere Stoffsack (der für gewöhnlich Edwards athletische Brust und seinen kräftigen Bauch umspannte) an seiner Vorderseite schlotterte. Auf einer der unteren Terrassen überholte er Murphy, der gesenkten Hauptes voranhastete, als sei auch er in großer Eile. Murphy japste erschrocken, als der keuchende, blaugestreifte Major unerwartet an ihm vorbeisprang und dabei drei steinerne Treppenstufen auf einmal nahm, ohne dass seine nackten Füße auf der glatten Oberfläche das kleinste Geräusch machten. Der alte Hausdiener fiel rasch zurück und quälte sich allein die Stufen hinauf, und bald darauf verschwand er ganz, denn er nahm einen anderen Weg.
    Als der Major die letzte Treppe erreichte,

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