Troubles (German Edition)
Unterhaltung ein, in die er mit einem Burschen aus der Armee, der einen Posten in Dublin Castle antrat, geraten war; sie hatten Brandy mit Soda an der Bar getrunken und über Kricket geredet, und der Nachmittag nahm einfach kein Ende.
»Ich habe mir die Blumen angesehen, die drüben am Sommerhaus wuchern«, sagte Sarah gerade, »und da hörte ich die Schüsse. Haben Sie diesen Polizisten verfolgt? Das ist ja merkwürdig! Und was wollte
ich
gerade? Jawohl, ich wollte einen Apfel stehlen, und Sie haben mich auf frischer Tat ertappt.«
»Dann lassen Sie mich Ihnen bei dem Diebstahl helfen«, sagte der Major. »Aber ich bin sicher, Sie bekommen davon Magenschmerzen.« Er reckte sich und pflückte den Apfel, und mit einem Blätterschauer fiel er Sarah in den Schoß.
»Danke!«, rief sie, »haben Sie vielen Dank!«, schlug ihre hübschen weißen Zähne in den Apfel und verzog das Gesicht, weil er so sauer war. »Zur Belohnung, Major, gestatte ich Ihnen, und dir auch, Ripon, mich zurück zum Haus zu schieben, damit ich all den fetten Männern beim Tennisspiel zusehen kann … oder nein, der Major soll die Ehre haben und mich ganz allein schieben, weil ich ihn vorhin gekränkt und gesagt habe, dass er nicht ganz beieinander war; das will ich wieder gutmachen, und außerdem findet er mich nicht so gehässig, wenn er mich schiebt.«
»Ja, sie ist grausam«, dachte der Major, von Neuem gekränkt. Trotzdem fasste er den Rollstuhl und setzte ihn in Bewegung. Und so seltsam das war, er fühlte sich tatsächlich ein wenig besser, als er sie die Auffahrt hinaufschob, und sie kam ihm nicht mehr ganz so gemein vor.
»Wenn du es genau wissen willst«, sagte Ripon, »wir waren hinter einem von diesen grässlichen Shinnern her, nicht hinter dem Polizisten.«
»Ach, ein Shinner«, sagte Sarah abwesend. »Das ist natürlich etwas ganz anderes.« Und sie blieb stumm, während sie gemächlich die Auffahrt hinaufzogen, an den Garagen vorbei, zu der Stelle, von wo in der Abendstille das Pock-Pock der Tennisschläger und der Klang von Stimmen kamen.
Die Anlage des Majestic war so weitläufig, dass der Major überrascht war, als er sah, dass Edwards Tennisplatz recht eng und ohne jedes Grün in eine Gebäudeecke gezwängt war, da wo der Speisesaal und ein weiterer Flügel aus hellerem, weniger verwittertem Stein, offenbar auf dem Höhepunkt der Popularität des Hotels an das Hauptgebäude angebaut, im rechten Winkel aneinanderstießen. Es war allerdings ein Ort, der für die Zuschauer seine Vorteile hatte: Die Terrassentüren öffneten sich auf einen Platz mit bequemen Liegestühlen, die der erschöpfte Major hoffnungsvoll betrachtete. Aber Sarah hatte inzwischen keine Lust mehr, beim Spiel zuzusehen, und hatte ihn und Ripon entlassen, bevor sie an ihrem Ziel angelangt waren. Kaum war sie außer Hörweite, sagte Ripon: »Natürlich kann sie gut ohne den Rollstuhl gehen. Das ist nur, damit die Leute Mitleid mit ihr haben.« Als er den ungläubigen Blick des Majors bemerkte, fügte er hinzu: »Ich habe gesehen, wie sie ohne Mühen gegangen ist, als sie dachte, niemand sieht ihr zu. Ich weiß, Sie glauben mir nicht, aber warten Sie’s ab. Warten Sie’s ab.«
»Was für ein ungehobelter junger Mann«, dachte der Major. »Kein Wunder, dass Angela ihn in ihren Briefen nie erwähnt hat.« Doch da sich seit seiner Ankunft im Hotel niemand sonst seiner angenommen hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als zunächst weiter in Ripons Gesellschaft zu bleiben. Außerdem steuerte Ripon nun doch auf die Liegestühle zu, die auf der Terrasse lockten, und der Major sehnte sich danach, sich zu setzen.
Doch bevor er dort anlangte, fing ihn ein Dienstmädchen ab, das ihn wissen ließ, die Damen verlangten ihn zu sprechen. Als er sich umsah, entdeckte er eine Anzahl älterer Damen, die sich um einen windgeschützten Tisch am anderen Ende der Terrasse versammelt hatten. Sie winkten ihn eifrig herbei, als er in ihre Richtung blickte; offenbar hatten sie schon befürchtet, er könne vorübergehen, ohne sie zu bemerken. Und die Aufregung nahm noch sichtlich zu, als er nun hinging und sich vorstellte.
»Aber ja, Major«, sagte eine der Damen lächelnd. »Wir wissen längst, wer Sie sind, unsere liebe Angela hat uns so viel von Ihnen erzählt, und wir hoffen nur, dass es Ihnen wieder besser geht. Das muss ja doch ein Schreck für Sie gewesen sein.«
»Viel besser, danke der Nachfrage«, entgegnete der Major, und während er nun Miss Johnston vorgestellt
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