Troubles (German Edition)
Rice bleiben. Von früheren Gelegenheiten wusste er, dass ihre Vorstellungen von den Spielregeln alles andere als klar waren. Mühsam hielt er sich im Zaum, als sie gleich zu Beginn ihre Trümpfe ausspielte, aber in Wirklichkeit, das wusste er, war er gereizt, weil er auf Sarahs Gesellschaft verzichten musste, nach der er sich, fiebrig und verletzlich wie er war, so sehr sehnte.
Einen Großteil des Nachmittags verbrachte er am selben Tisch (denn Edward hatte das Turnier so eingerichtet, dass die Gewinner jeweils zum nächsten Tisch wechselten, während die Verlierer sitzenblieben), immer wieder geschüttelt von heftigen Niesanfällen, die Gegner und Spielpartnerin gleichermaßen zurückweichen ließen; mit seinen geschwollenen Augen, benommen und mit durchtränktem Schnurrbart, war ihm unbeschreiblich elend zumute. Ansonsten aber war dieses denkwürdige gesellschaftliche Ereignis ein rauschender Erfolg. Die Damen des Majestic waren in letzter Zeit in gedrückter Stimmung gewesen. Je näher der Winter kam, desto häufiger klagten sie über allerlei Wehwehchen, über Schlaflosigkeit und Verdauungsbeschwerden; die immer kürzer werdenden Tage verrieten ihnen, dass es Zeit wurde, sich von Neuem dem Ansturm von Dezember, Januar und Februar entgegenzustemmen, eine Herausforderung, der sich die meisten von ihnen schon über siebzig Mal gestellt hatten, widerstrebend wie Schafe, die man durch ein Bad treibt – entsetzlich, dieses erbarmungslose Voranschreiten der Jahreszeiten; wie viele von ihnen würden überleben? Bei einem trüben Blick in die Runde empfand der Major Mitleid mit ihnen, und einen Moment lang dachte er nicht mehr an sein eigenes Elend und freute sich, dass sie sich amüsierten. Alle Mühen waren vergessen; gefiedert und in Schals gehüllt hockten sie um die Kartentische, schnatterten und zankten wie große, dicke Vögel um eine Futterschale, neckten den jungen Padraig (der mit seinem Großvater erschienen war), vergaßen, was sie sagen wollten und wer beim Spiel an der Reihe war, redeten alle durcheinander und hörten einander nicht zu. Auch die Männer hatten ihren Spaß. Mr. Norton ließ zur Feier des Tages seine Jagd nach der Jugend sein und flirtete mit jeder Dame, die an seinem Tisch auftauchte. Reverend Daly strahlte jovial und feuerte seine Partnerin zu vermehrten Anstrengungen an. Selbst der alte Dr. Ryan, der, das Kinn auf die Brust gedrückt und ständig vor sich hingrummelnd, kaum in der Lage schien, die Augen offenzuhalten, gewann in Kooperation mit Miss Archer beharrlich ein Spiel nach dem anderen – was für praktische Schwierigkeiten sorgte, weil sein Körper, im Gegensatz zu seinem Verstand, im Grunde unbeweglich war und nun mitsamt Stuhl und allem was dazugehörte von Tisch zu Tisch getragen werden musste (bei der Regel, dass Gewinner weiterzogen und Verlierer sitzenblieben, gab es keine Ausnahme). Natürlich sollte Murphy diese Transportdienste übernehmen, aber der ächzte und stöhnte so mitleiderregend und hatte trotz größter Anstrengungen so wenig Erfolg bei seinen Bemühungen, dass Seán aus dem Garten gerufen wurde und, elegant wie immer, direkt vom Komposthaufen zu Hilfe kam.
Der einzige unter den Herren, der sich anscheinend unbehaglich fühlte, war der Hauslehrer, den man aus seinem Zimmer über dem Küchentrakt herbeizitiert hatte, weil noch ein Spieler fehlte. Vielleicht lag es daran, dass Miss Bagley ärgerlich gewesen war, als sie ihn als Spielpartner zugeteilt bekam: Er gehöre schließlich »praktisch zum Personal« flüsterte sie dem Major zu, als sie am selben Tisch zu sitzen kamen, doch das Mitgefühl des Majors hielt sich in Grenzen. Sie belauerte den Mann mit Adleraugen, rügte ihn scharf, wenn sie glaubte, er lasse es an der nötigen Aufmerksamkeit mangeln, und wenn sie ihn »Partner« nannte, dann mit bitterer Ironie. Eine leichte Röte stieg in Evans’ bleiche, pockennarbige Wangen. Der Major seufzte und bedauerte in Gedanken den Hauslehrer (Miss Bagley zählte ohnehin nicht zu seinen Favoritinnen unter den alten Damen), aber er ärgerte sich doch auch. Der Bursche hatte doch mit Sicherheit das Geld, sich einmal einen neuen Kragen oder zwei zu kaufen, an Stelle des Lappens, den er um den Hals trug und der wie ein Spültuch aussah.
Die alte Mrs. Rappaport konnte, da sie nichts mehr sah, natürlich nicht am Spiel teilnehmen. Sie saß mürrisch und missbilligend in einem Lehnstuhl am Feuer und weder wollte sie eingestehen, dass sie bequem saß und es warm hatte,
Weitere Kostenlose Bücher