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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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noch antwortete sie auf die freundlichen Bemerkungen, die ihr bald ins eine, bald ins andere Ohr gebrüllt wurden, wenn die siegreichen Spieler bei ihren regelmäßigen Ortswechseln an ihr vorüberkamen. Unmittelbar vor dem Tee tauchte ein dicker, rotgestreifter Kater (in dem der Major, wenn er recht sah, einen alten Bewohner der Empire-Bar wiedererkannte) zwischen dem Wald aus Stuhl- und Tischbeinen auf und sprang auf Mrs. Rappaports Schoß. Er wurde mit überraschten Rufen empfangen. Wie kam er hierher? Türen und Fenster waren geschlossen. Das Zimmer hatte man vorab sorgsam durchsucht. Im Kamin brannte ein Feuer, also konnte er nicht den Weg durch den Schornstein genommen haben (wie die Katzen im Majestic es gern taten); es war vollkommen unmöglich, dass das Tier sich Zutritt verschafft hatte … und doch war es da! In Wirklichkeit kannte der Major die Lösung. Er hatte vorhin gesehen, wie der Kater den grimmigen, orangeroten Kopf mit den mächtigen Schnurrbarthaaren durch einen Riss in der Seite eines wuchtigen Samtsofas am hinteren Ende des Raums gesteckt hatte. Vermutlich hauste er in diesem Möbelstück. Aber dem Major machte es ein diebisches Vergnügen, sein Wissen für sich zu behalten, und er lächelte versonnen im Angesicht des allgemeinen Staunens. Und er wurde auch nicht weich, als Mr. Norton etliche Damen in Angst und Schrecken versetzte, indem er ihnen weismachte, es müsse eine Hexe im Raum sein, denn die Katze sei ohne jeden Zweifel ein böser Dämon, und was ihn angehe, so habe ihn eine der anwesenden Damen bereits mit einem Zauber belegt (dabei warf er Sarah einen schelmischen Blick zu und versuchte, ihr seine zittrige Hand aufs Knie zu legen). Eine Hexe im Zimmer! Die Damen kicherten nervös und mühten sich, einander nicht zu offensichtlich in die hageren, runzligen Gesichter zu sehen.
    »So ein Unsinn«, sagte Edward. »Wir werfen das Biest einfach raus.« Mit diesen Worten erhob er sich und schickte sich an, die Katze von Mrs. Rappaports Schoß zu entfernen. Doch die wollte davon nichts hören und forderte gereizt, man solle »ihre« Katze in Ruhe lassen. Sie ging sogar so weit, das Tier »Mieze« zu nennen; der Kater kniff die giftgrünen Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und zeigte seine nadelscharfen Krallen.
    »Alle amüsieren sich«, keifte die Alte. »Nur ich sitze hier herum … Und überhaupt, wieso habe ich noch keinen Tee bekommen?«
    »Wir haben alle noch keinen Tee«, antwortete Edward beschwichtigend. »Er wird in wenigen Minuten serviert.«
    Mrs. Rappaport schnaufte missmutig. Der Versuch, den Kater hinauszuwerfen, wurde aufgegeben; er blieb, wo er war, ruhig, doch aufmerksam, beobachtete die wippenden und wogenden Federn auf den Hüten der Damen und zuckte hin und wieder mit dem Schwanz dazu.
    Nach dem Tee versank der Major in einem Zustand albtraumhafter Benommenheit, in dem es keine Rolle mehr spielte, wenn Mrs. Rice ein Ass oder einen Trumpf vergeudete, um ganz sicher zu gehen, dass die Punkte, die der Major längst gewonnen hatte, auch wirklich auf ihr Konto gingen. Er versuchte auch nicht mehr zu gewinnen, um an den Nebentisch zu gelangen, an dem Sarah und Edward seit geraumer Zeit beständig verloren; er brauchte all seine Aufmerksamkeit, um durch die ausgedörrten Lippen Luft zu schnappen und den stetigen Fluss aus seiner Nase mit durchweichten Taschentüchern einzudämmen. Auf seinem Stuhl zusammengesunken, dachte er dumpf: »Was bin ich doch für ein elender Hund!« Doch just in diesem Augenblick zupfte Mrs. Rice ihn aufgeregt am Ärmel und machte ihn darauf aufmerksam, dass sie endlich einmal gewonnen hatten. Während er vor sich hingeträumt habe, habe sie schlau wie ein Fuchs ihre Karten ausgespielt. Endlich konnten sie weiterziehen. Und Sarah und Edward hatten wiederum verloren, sodass sie nun zu den beiden an den Tisch kamen.
    »Sie Ärmster«, meinte Sarah munter und legte ihm die kühlen Finger auf die feuchte Stirn. »Sie sehen wirklich schrecklich aus! Edward muss Ihnen nach dem Abendessen Whisky einflößen, und dann ab ins Bett.«
    »Oh, mir geht es gut.«
    »Seien Sie doch nicht so griesgrämig.«
    »Ich bin nicht griesgrämig.«
    »Na, es klingt aber sehr danach.«
    »Dafür kann ich nichts.«
    Sarah verzog ärgerlich die Miene und wandte sich an Mrs. Rice, die nach ihrem Triumph noch immer vor Begeisterung glühte.
    Das nächste Spiel begann. Der Major legte wahllos Karten auf den Tisch; er war nicht mehr imstande sich zu merken, was seine Partnerin

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