Troubles (German Edition)
Gleichermaßen erhitzt vom Fieber wie von dem Whisky, den Edward ihm eingeflößt hatte, hielt er unterwegs noch und kaufte Blumen und eine Schachtel Pralinen.
»Der verdammte Kerl muss auf mich gewartet haben«, dachte er ärgerlich, als Mr. Devlin aus der Bank geeilt kam und ihn am Tor abfing. Mit Blumen und Pralinen in der Hand waren seine Absichten ja nur zu offensichtlich. Mr. Devlins Blick ruhte einen Moment lang ausdruckslos darauf. Dann begrüßte er den Major mit seiner üblichen Beflissenheit.
Er und Mrs. Devlin (und eine bestimmte junge Dame ebenso) sähen ja dieser Tage viel zu wenig vom Major, versicherte er ihm, und deshalb müsse er darauf bestehen – es sei eine Bitte, die er sich nicht abschlagen lasse –, dass der Major ihm ein paar Augenblicke seiner wertvollen Zeit gewähre, jetzt, da er durch eine glückliche Fügung seiner habhaft geworden sei … und solches Glück habe man ja leider nur zu selten, schließlich habe der Major gewiss eine große Anzahl guter Freunde hier in Kilnalough … da müsse er es verzeihen, ja müsse sogar damit rechnen, dass die, denen seine Gesellschaft so oft vorenthalten bleibe, ihn »entführten«.
Der Major nahm diese weit ausholende Präambel mit einem finsteren Nicken hin und warf einen Blick auf seine Uhr. Doch Mr. Devlin ließ sich nicht beirren. Er steuerte den Major mit fester Hand in Richtung Bank, durch einen Korridor, in dem noch der Geruch von Kohlsuppe hing, und in ein trostloses Büro. Beim Eintritt nieste der Major explosionsartig und musste sich eine Spur Schleim vom Ärmel wischen. Unglücklich nahm er Platz, und Mr. Devlins Augen ruhten von Neuem auf Blumen und Pralinen.
Der Major sei erkältet? Er achte aber wirklich nicht gut genug auf seine Gesundheit. Er müsse ein Gläschen trinken, da werde ihm wieder warm. Kraftlos lehnte der Major ab, doch Mr. Devlin hatte bereits zu Whiskyflasche und Glas gegriffen. Dem Major stand der Schweiß auf der Stirn, und wieder einmal kam es ihm vor, als müsse alles ein Traum sein.
»Ich fürchte, Sarah wartet auf mich.«
»Aber nein, ganz und gar nicht«, versicherte ihm Mr. Devlin und glättete sein ohnehin glattes Haar mit zarter weißer Hand. »Uns bleibt genug Zeit für einen kleinen Plausch.«
Der Major nahm einen Schluck Whisky und schnäuzte sich, doch auch danach fühlte er sich nicht besser.
Und wie gehe es Mr. Spencer dieser Tage? Auch das sei ja ein guter und großzügiger Freund … äußerst großzügig; er habe mehr für »eine bestimmte junge Dame« (er zwinkerte schwerenöterisch, und der Major wand sich) getan als man ihm je zurückerstatten könne, jedenfalls als
er
ihm jemals zurückzahlen könne, und alles aus schierer Herzensgüte …
Es folgte eine plötzliche Pause, als habe Mr. Devlin gerade eine Frage gestellt, was er natürlich nicht hatte. Dem Major fiel jedenfalls nichts ein, was er seinen Bemerkungen noch hinzufügen konnte.
Nicht nur mit Geld (Mr. Devlin schenkte dem Major noch etwas Whisky nach), nicht nur mit Geld, obwohl es seine eigenen finanziellen Möglichkeiten mit Sicherheit überfordert hätte, »einer bestimmten jungen Dame« die notwendige Fürsorge angedeihen zu lassen, bei den Honoraren der Ärzte, wie sie nun einmal seien, nein, nicht nur mit Geld, obwohl der Major sich sicher der zusätzlichen Kosten bewusst sei, die eine gleichsam Invalide im Haus bedeute, deren Heiratsaussichten … na, das sei wieder eine andere Geschichte, und man könne es ihr ja nicht vorwerfen, nicht wahr?, da habe man eben Glück im Leben oder auch nicht … aber das Mädchen habe seinen eigenen Kopf, und er und Mrs. Devlin sparten zwar, was sie könnten, um für ihr eigenes Alter Vorsorge zu treffen, und selbst mit einem Vermögen im Rücken sei ja eine Invalide nicht gerade eine gute Partie, aber so sei das Leben … nicht nur wo es um Geld gehe, auch wenn er dessen Wert ja nun wirklich nicht schmälern wolle, sondern auch was mildtätige Werke betreffe, gerade diese, und da tue doch Mr. Spencer wirklich, was er könne, nicht wahr?
»Das tut er«, stimmte der Major, dessen Tonfall vom Whisky allmählich eine irische Färbung annahm, ihm zu.
Es gebe nichts, was er nicht für einen tue, das sei die reine Wahrheit; man müsse sich ja nur ansehen, wie er sie gestern in seinem Automobil in die Stadt mitgenommen habe … aber bestimmt sei der Major darüber bestens informiert – er habe die beiden gewiss nach Dublin begleitet?
Nach einer langen Pause sagte der Major: »Wirklich,
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